Und die Lahmen werden gehen…

Neues aus dem Menschen verachtenden Apartheidsstaat: Die israelische Firma ARGO Medical Technologies Ltd. hat ein Exoskelett entwickelt, mit dessen Hilfe von der Hüfte abwärts gelähmte Menschen wieder gehen können. „ReWalk“ ermöglicht es Querschnittgelähmten, endlich aus ihren Rollstühlen aufzustehen, sich aufrecht zu bewegen, Stiegen zu steigen, ja sogar ein Auto zu lenken. Das bringt den Benutzern des Geräts nicht nur eine Fülle medizinischer Vorteile (Wundsitzen wird vermieden, das Osteoperoserisiko dramatisch gesenkt, der Verdauungstrakt kommt ebenso wie der Kreislauf in Schwung, sogar gelähmte Gliedmaßen können wieder durch Bewegung trainiert werden etc), sondern gibt ihnen etwas noch viel Wichtigeres zurück: Würde und Selbstbewusstsein! Gesunde mögen sich das nicht vorstellen können, aber es ist entwürdigend und ein brutaler Schlag gegen das Selbstwertgefühl, wenn man sich wortwörtlich nicht mehr auf Augenhöhe mit nicht behindertern Menschen bewegen kann. Wenn jede Treppe zum unüberwindbaren Hindernis wird. Wenn die simpelsten und intimsten täglichen Verrichtungen größter Anstrengung bedürfen oder ohne fremde Hilfe gar nicht mehr möglich sind. Der Wert von ReWalk für das körperliche und seelische Wohlbefinden von Gelähmten kann also gar nicht hoch genug eingestuft werden. Seit drei Jahren wird der Apparat intensiv getestet, jetzt wird es aber bald soweit sein: Noch heuer soll die revolutionäre Gehhilfe auf den Markt kommen, zu einem kolporierten Preis von rund 16.000 Euro. Das ist ein schöner Batzen Geld, aber die Summe relativiert sich, wenn man die Kosten berücksichtigt, die ansonsten auf einen an den Rollstuhl gefesselten Menschen zukommen, von der Pflege bis hin zum Umbau der Wohnung. Bleibt zu hoffen, dass die Forschung weitergeht und es demnächst auch Hoffnung für jene Leute gibt, die von ReWalk noch nicht profitieren können, weil ihre Form der Lähmung auch die Hände beeinträchtigt – wie es etwa beim Erfinder von ReWalk und Chef von ARGO Medical Technologies Ltd., Dr. Amit Goffer, der Fall ist.

2 Gedanken zu „Und die Lahmen werden gehen…

  1. Gute Erfindung aber: auf der Uni wird man von Rollstuhlfahrern mit Joysticklenkung überfahren wenn man nicht aufpasst so schnell sind die. Das Ding hingegen ist laaangsam und sieht nicht bequemer aus als ein Rollstuhl. Aber darum gehts anscheinend auch gar nicht sondern man will das was vorher war so gut wies geht umsetzen. Wünsche dem Projekt viel Glück.

  2. Lieber Lindwurm

    Ich mag Deinen Blog, und auch dieser Blogeintrag ist grundsätzlich sehr lesenswert, auch wenn ich ein paar Anmerkungen habe:

    Den Ausdruck „an den Rollstuhl gefesselt“ empfinden viele Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, als unangebracht. Dazu kannst Du hier nachlesen: http://lichtinsdunkel.orf.at/?Story=1011

    „Diese Redewendung ist nach wie vor sehr beliebt. Rollstuhlfahrer/innen empfinden sie aber als unangebracht, da sie nicht „gefesselt“ sind. Im Gegenteil: Der Rollstuhl bedeutet Mobilität. Hinter dem Wort „Fessel“ verbergen sich Assoziationen zu „Gefängnis“ oder „schreckliches Schicksal“, die Ängste und Projektionen bei nicht behinderten Menschen auslösen.“

    Ich finde es auch ein bisschen problematisch, wenn Du Menschen mit Rollstuhl tendenziell Würde und Selbstbewusstsein absprichst, wenn Du sagst, dass dieses ReWalk-Gerät ihnen ebendies zurückgeben kann.

    Last but not least schreibst Du:

    „Noch heuer soll die revolutionäre Gehhilfe auf den Markt kommen, zu einem kolporierten Preis von rund 16.000 Euro. Das ist ein schöner Batzen Geld, aber die Summe relativiert sich, wenn man die Kosten berücksichtigt, die ansonsten auf einen an den Rollstuhl gefesselten Menschen zukommen, von der Pflege bis hin zum Umbau der Wohnung.“

    Ich vermute mal, dass das ReWalk-Gerät nicht für den täglichen Gebrauch bestimmt ist, in dem Sinne, dass man das nicht den ganzen Tag vom frühen Morgen bis zum späten Abend tragen kann. Ganz kann es also wahrscheinlich nicht den rollstuhlgängigen Umbau der Wohnung u.ä. ersetzen. (Aber in der Tat sind 16’000 Euro kein unglaublich hoher Betrag: Ein richtig guter Rollstuhl kostet schnell mal so viel.)

    Dies von mir, herzliche Grüsse
    Mia.

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