Danke, Thilo: Rassismus wieder salonfähig in Deutschland

Früher sah das so aus:

Heute so:

Dieser feine Doktor aus der hessischen Provinz fühlt sich offenbar im Windschatten von Sarrazin, NPD, Broder & Co und der „überwältigenden Mehrheit“ der BILD-Leser nicht mehr an zivilisatorische Mindeststandards gebunden. Aber ich habe wenig Hoffnung, dass dieses Beispiel diejenigen aufwecken könnte, die zwischen berechtigter und notwendiger Islamkritik und Rassismus nicht mehr unterscheiden können oder wollen.

24 Gedanken zu „Danke, Thilo: Rassismus wieder salonfähig in Deutschland

  1. Die ersten beiden Punkte sind völlig legitim (und haben mit der Judenverfolgung rein gar nichts gemeinsam), lediglich der dritte ist tatsächlich fragwürdig, insbesondere die Betonung auf „leiblich“ – würde der Arzt Familien mit Adoptivkindern behandeln?

    P.S.: Ich finde es aber auch bedenklich, dass du auf einen Blog verlinkst, der den unsäglichen Henning Mankell gegen den berechtigten Antisemitismus-Vorwurf in Schutz nimmt.

  2. Am lustigsten finde ich, dass er Grundkenntnisse der deutschen Sprache „vorraussetzt“. Aber der dumme Mensch hat das verfasst, ehe Sarrazins Buch erschienen ist und Broder ihn dafür gelobt hat.

  3. ich kann mir nicht vorstellen, dass ein halbwegs intelligenter Mensch (ein Arzt sollte das ja sein) so formuliert („islamistische Frauen, leibliche Kinder“). Hätte er das so geschrieben, wäre es wohl kein Problem und für jeden verständlich (über von Großfamilien blockierte Wartezimmer habe ich schon mehrere Klagen gehört…): 1. Dieser Warteraum sowie die Sitzgelegenheiten dort stehen grundsätzlich nur den Patientinnen und Patienten zur Verfügung. Deshalb bitte um Verständnis, dass pro PatientIn nur eine Begleitperson erlaubt ist. 2. Arzt-Patientengespräche finden ausnahmlos in deutscher Sprache statt. Sollten Sie dieser nicht ausreichend mächtig sein, bitten wir Sie, eine deutschsprachige Begleitperson mitzunehmen. 3. Verschiedene Untersuchungen können nur durchgeführt werden, wenn Kopf bzw. Oberkörper freigemacht sind. Bitte tragen Sie dafür Sorge, dass dies – falls notwendig – rasch geschehen kann um unnötige Wartezeiten zu vermeiden. Sollten Sie dies aus religiösen oder kulturellen Gründen nicht wollen, suchen Sie sich bitte einen anderen Arzt

  4. @borrachon und @Mikka – ich bezweifle doch sehr stark, dass es darum geht dass er jemand nicht untersuchen kann, wenn die Person ein Kopftuch trägt…

  5. Es ist schon ein bedeutender Unterschied, ob ein einzelner Arzt eine bestimmte Personengruppe nicht behandeln möchte oder ob ein ganzer Ort eine bestimmte Personengruppe für unerwünscht erklärt.
    Falls der Herr Doktor der einzige Arzt in der Stadt ist, könnte man – ganz abgesehen vom Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz – allein schon deshalb einen Kontrahierungszwang befürworten.

  6. @thomas
    deshalb schreibe ich ja am Anfang: der hat einen Knall der Arzt. Vermutlich zuviel Stress und zuviel Alkohol. Gibt aber viele Ärzte – auch hier in Wien – die über Probleme mit türkischen Patienten jammern. Vor allem dass immer gleich eine große Anzahl Leute in die Praxis kommen auch wenn nur einer krank ist. Viele haben eben nur wenig Platz im Wartezimmer und die anderen Patienten regen sich auf – vor allem über die Kinder natürlich.

  7. „Es ist schon ein bedeutender Unterschied, ob ein einzelner Arzt eine bestimmte Personengruppe nicht behandeln möchte oder ob ein ganzer Ort eine bestimmte Personengruppe für unerwünscht erklärt.“
    Absolut richtig. Aber jemand muss den Anfang machen, und der besagte Arzt hat sich entschieden, das zu tun. Er leistet weder „Islamkritik“, wie man es ganz gerne solchen Rassisten bescheinigt, die nie ernsthaft auf die Idee kommen würden, sich mit Religionen und Ideologien auseinanderzusetzten, noch handelt er aus einer irgendwie begründeten Angst heruas gegen einen unmittelbaren Gegner. Die Umformulierungen, die borrachon derweil vorschlägt, sind gelinde gesagt Bullshit, weil sie etwas ganz anderes besagen, als das, was der Arzt plakatiert hat. Er will nicht Menschen mit Kopftuch, d.h. aus Gründen des schnelleren Zugangs nicht behandeln, sondern eben nur Islamistische Frauen mit Kopftuch. Orthodoxe Christinnen und Biker u.ä. sind weiter willkommen. Und er jammert nicht über überfüllte Wartezimmer, sondern über kinderreiche islamistische Familien. Es ist ihm scheißegal, wiviele Kinder derzeit im Wartezimmer sitzen. Gut möglich übrigens, dass diese Aktion gegen eine dem lieben Doktor wohl bekannte Familie gerichtet ist, denn wie kann er den islamistischen Hintergrund, der all seinen Sanktionen zu Grunde liegt, so einfach bestimmen?
    Wer auch immer hier nur das geringste Wort zur Verteidigung dieses Arschlochs hervorbringt, sollte übrigens die Verteidigung des ‚Freien Westens‘, die doch so vielen am Herzen liegt, anderen überlassen: Der Eid des Hippokrates ist sicherlich eine der Errungenschaften westlicher Zivilisation, und wer diesen mit Füßen tritt, ist kein ‚Freund‘, egal wie sehr einige glauben, er ‚habe im Kern ja Recht‘ …

  8. @Lindwurm , ich hab so ungern recht, …

    ein kapitaler Dachschaden ist dir jetzt schon von mehreren deiner braunen „Leserfreunde“ attestiert worden. Bis zum Vorwurf, du wärst zum Judenhasser konvertiert, ist nicht mehr weit.

    Mach so weiter wie die letzten Wochen und du bekommst mindestens zwei neue Leser.

  9. @ralf, grien nicht, du hast noch immer den braunen „es ist angenehm Täter zu sein“ (oder so ähnlich)

  10. @ Mikka,
    Nur gut, dass sich die Sprachregel des Arztes noch nicht bis in den tiefsten Dschungel in Sumatra herumgesprochen hat und Anwendung findet. Vor 5 Monaten haben dort muslimische Ärzte während mehrerer Wochen ungezählte Liter muslimischen Blutes an meine atheistische Tochter verschwendet und sie so vor dem sonst sicheren Tod bewahrt. Dabei sprach sie anfangs höchstens 20 Wort in der Landessprache.

    Übrigens haben die Muslime ihr weder in der Intensivstation noch im Krankenzimmer Kopftuch oder Burka übergestülpt .
    Es kam auch kein einziger Muslim der ihre Notlage ausnutzte um ihr die letzte Salbung aufzudrängen.

    —–

    Stop Islamophobie 😉

  11. @ kathole: Es kommt darauf an, wie man Islamophobie definiert. Versteht man darunter eine irrationale Furcht vor allen Muslimen und allem, was islamisch ist, eine Furcht, die in Verallgemeinerung und Hass und Rassismus umschlägt, dann ist das selbstverständlich zu bekämpfen. Kritik, auch fundamentale, ja sogar polemische Kritik am Islam und der muslimischen Kultur muss freilich möglich sein, so wie die Kritik an jeder Religion und jeder Kultur möglich sein muss (und meiner Meinung nach auch wünschenswert ist für freie Gesellschaften).

  12. Ich kannte den Link zu dem Arzt schon, aber mir fehlt immer noch der Zusammenhang mit dem Buch von Sarrazin.

    In dem Buch steht KEIN WORT davon, solche Methoden anzuwenden!

    Nach kurzer online-Recherche konnte ich keinen Zusammenhang finden, warum dieser Arzt solchen Müll verzapft. Ich dachte übrigens immer, daß Islamist die Bezeichnung der Fanatiker ist die sich schon mal gerne in die Lift sprengen im Gegensatz zu Moslem. In diesem Falle hätte der Arzt doch recht, oder?

    Oder wird Islamist jetzt wieder anders gebraucht als nach 9/11?

  13. @ das sind mir ein bisschen gar viel extreme Formulierungen in dem Post „bullshit“ „arschloch“ usw. Ich habe nur gesagt, dass der Doktor vermutlich durchgeknallt ist und dass es dafür aber eventuell auch einen guten Grund gibt. Wenn ich deshalb ein „Rassist“ bin, gerne.

  14. @ lindwurm
    Die Frage ist nur: was hat das alles mit Sarrazin zu tun. Selbst wenn man dessen Ausführungen glauben würde (einfach zusammengefasst: Muslime sind dümmer und ihre Dummheit vererbt sich) wär das ja noch kein Grund diese nicht zu behandeln. Es ist aber auch etwas kurzsichtig zu glauben es gäbe keine Probleme des Zusammenlebens zwischen einzelnen Kulturen wenn es Leute wie Sarrazin oder – extremer – Strache nicht gäbe. Das geht einfach komplett an der Realität vorbei.

  15. @ gimli999 und borrachon: 1. Ich habe nie behauptet, dass es keine Probleme mit fundamentalistischen Muslimen und deren Integrationsverweigerung gäbe. 2. Der Zusammenhang mit Leuten wie Sarrazin besteht sehr wohl, da Rassisten sich durch Überfremdungspanikmache seitens prominenter Meinungsmacher und durch die Wiederkehr des Biologismus im öffentlichen Diskurs bestätigt und ermutigt fühlen. 3. Dass der erwähnte Arzt „Islamisten“ statt „Muslime“ auf sein unmenschliches „Wir müssen leider draußen bleiben“-Schild schrieb, ist wohl entweder seiner Bauernschlauheit geschuldet, da er wohl meinte, sich so vom Vorwurf des Rassismus wegschwindeln zu können, oder der Mann ist so dumm, dass jeder Muslim für ihn automatisch ein „Islamist“ sein muss.

  16. @ lindwurm
    ich kann mich nur wiederholen. Ich halte dieses Schild für den äußeren Ausdruck einer Psychose. Warum sonst Ausdrücke wie „islamistische Frauen“, „leibliche Kinder“ wozu „Deutsch in Wort und Schrift“??? Nicht „leibliche“ Kinder dürften also in der Praxis herumtoben? Und wer schreibt beim Arzt einen Deutsch-Aufsatz? Außer meiner Unterschrift musste ich beim Arzt noch nie was schreiben. Solche Textkreationen findet man normalerweise in der Psychiatrie. Ganz unabhängig davon gibt es aber Ärzte, die sich über zuviel Nicht-Patienten-Andrang im Wartezimmer beschweren. Ich weiss das deshelb weil ich Zeuge eines diesbezüglichen Gesprächs beim Arzt war voe einigen Wochen.

  17. ich weiss nicht wieso sowas immer noch zieht.
    irgendein vollidiot von arzt beschliesst selber zu entscheiden wen er behandelt (soll er doch) und wenn er nach rassistischen kriterien auswählt ist das schon schlimm genug, aber die bezeichnung rassistisch ist heute anscheinend zu soft.

    es muss schon MINDESTENS „islamophob“ sein (als ob der typ jetzt zwischen christlichen und muslimischen arabischen einwanderern einen unterschied machen würde wenn die mit zu vielen kindern in seiner praxis säßen), und mit dem kollektiven antisemitischen wahn der in der vernichtung (!) der europäischen juden gipfelte, verglichen werden.

    so unsympathisch und rassistisch der arzt auch ist, im vergleich mit nazi-deutschland kommt er doch ganz gut weg. das sollte eigentlich jedem ernstzunehmenden kritiker der rassistischen ideologie klar sein.

  18. @ borrachon
    Als bullshit, in Anlehnung an Penn&Teller, habe ich die Umformulierungen bezeichnet, weil sie m.E. wenig mit dem was der Arzt will zu tun haben. Sast du/ sagen Sie ja selbst: „Warum sonst Ausdrücke wie „islamistische Frauen“, „leibliche Kinder“ wozu „Deutsch in Wort und Schrift“??? Nicht „leibliche“ Kinder dürften also in der Praxis herumtoben? Und wer schreibt beim Arzt einen Deutsch-Aufsatz?“
    Als Arschloch habe ich, und ich denke zu Recht, den Arzt bezeichnet. Der Wortwahl schäme ich mich dabei nicht. Und auch als Rassisten habe ich den Arzt bezeichnet, und nicht dich/Sie.

  19. @ cyrano
    ich halte den eher für (alkohol?) krank. Mit „islamistisch“ hat er wohl aber unwissentlich einen Punkt getroffen: denn der Islam, der in den Medien immer als homogene Masse und Bedrohung dargestellt wird ist in Wirklichkeit sehr vielfältig. Zwischen einem bosnischen Aleviten und einem Wahabbiten aus Saudi-Arabien ist wesentlich mehr Unterschied als zwischen einem erzkonservativen polnischen Katholiken und einem liberalen Protestanten aus Schweden. Deshalb kann man den „Islam“ auch nicht pauschal als demokratiefeindlich bezeichnen, den Wahabbismus allerdings ganz klar und eindeutig als verfassungsfeindlich.

  20. Man muß nicht unbedingt Bildleser sein um ähnliche Ansichten wie Sarrazin zu vertreten. Es bedurfte auch nicht des Buches von Sarrazin um seine Einstellungen zu bilden. Diese Pauschalisierungen, daß nur doofe Bildleser was gegen Türken, etc. haben, ist völliger Unsinn.

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