Vergewaltigung im Paralleuniversum

Kaum klickten für Dominique Strauss-Kahn die Handschellen, gingen auch schon wüste Spekulationen der Art los, der IWF-Chef und mögliche Präsidentschaftskandaidat der französischen Sozialisten sei einem Komplott zum Opfer gefallen. Die bislang bekannt gewordenen Indizien stützen die kursierenden Verschwörungstheorien freilich nicht. Es gibt zumindest zu denken, wenn ein angeblich Unschuldiger so rasch den Ort der mutmaßlichen Tat verlässt,  dass er sein Handy und andere persönliche Gegenstände mitzunehmen vergisst. „DSK“, wie ihn die Franzosen rufen, hat außerdem eine Vorgeschichte in Sachen „Schwanz-nicht-in-der-Hose-lassen-Können“, weshalb es für mich nicht ausgeschlossen ist, dass der geile alte Depp tatsächlich über ein Zimmermädchen hergefallen ist. Sollte dem so sein, sieht dieser feine Herr nicht nur 15 bis 20 Jahren Knast entgegen, er könnte mit seiner Tat auch den Weg zur Präsidentschaft für die Rechtsextreme Marine Le Pen bereitet haben.

Viele Leserkommentare in den Zeitungen stellen jetzt die Frage, wie ein Mensch so blöd sein könne. Nun, mit Blödheit hat das nichts zu tun. Sexualverbrecher können durchaus sehr intelligente Menschen sein, aber bei Triebtätern setzt, wie die Bezeichnung ja sagt, der Verstand aus und die Geilheit übernimmt das Kommando. Im Falle von DSK kommt noch dazu, dass der Mann in einem Paralleluniversum lebte, in dem sich auch Kreaturen wie Berlusconi und Peter Hartz tummeln, ein Universum, wo er von Luxushotel zu Luxushotel jettete (natürlich immer in der Ersten Klasse), von unterwürfigen Gehilfen stets als Alphatier behandelt wurde, immer und überall auf eine Sonderbehandlung hoffen durfte und wo allen seinen Anordnungen Folge geleistet wurde. So einer kann dann schon mal den Kontakt zur Realität verlieren und glauben, er komme mit jeder Sauerei davon, da für ihn in seinem Paralleluniversum ja auch andere Gesetze als für Normalsterbliche gelten würden. Vielleicht saß er da in seiner Hotelsuite, zugekokst und besoffen von seiner gefühlten Großartigkeit, und ging davon aus, dass es wohl eine große Ehre für das Zimmermädchen sein müsse, IHM, dem Zuchtmeister über die Weltfinanzen und zukünftigen Präsidenten Frankreichs, einen zu blasen? Es gilt die Unschuldsvermutung, aber zutrauen würde ich das einem DSK, der ganz und gar diesem völlig moralbefreiten Typus der kapitalistischen Führungskraft entspricht, durchaus.

7 Gedanken zu „Vergewaltigung im Paralleuniversum

  1. Auf den Punkt gebracht! Solche Typen gehen davon aus, dass ihre Opfer den Mund halten, bzw. ihnen sowieso niemand glaubt. Vielleicht hat er ja in der Vergangenheit schon mehrmals Erfolg gehabt mit seinem Verhalten.
    Klar es gilt die Unschuldsvermutung, aber ich tendiere ebenfalls in Richtung gelebter Größenwahn, was diesen feinen Herren betrifft.

  2. ja, er passt vom Typus perfekt in das Klischee vom machtgeilen, profitgierigen, raffenden… und die Nase erst ! 😉
    Wie gut, das man Menschen anhand ihres Typuses so schnell sortieren kann, das spart eine Menge (Denk)Arbeit.

  3. Ich kann es einfach nicht fassen wie schamlos der Chef des IWF einfach abgesägt wurde. Er hatte Sex mit einem Zimmermädchen, sowas kommt in Frankreich ja angeblich nie vor. Wer schon einmal einen Krimi von Simenon gelesen hat und die Franzosen kennt, der wüßte, dass sowas nur als reine Höflichkeit zu verstehen ist. Gerade die Amerikaner sollten es eigentlich besser wissen. Zimmermädchen heißt in der Übersetzung schließlich „french maid“. Wenn diese rassistischen Amerikaner weiter solch ein Unverständnis für die französische Galanterie aufbringen, dann wohnen auf Rikers Island bald nur noch Franzosen.

  4. @david: blöde frage: das ist jetzt aber nicht ernst gemeint?
    aber nachdem ich schon die unglaublichsten kommentare in verschiedenen foren zu diesem „kavaliersdelikt“ gelesen habe, halte ich nichts mehr für unmöglich!

  5. @wiltrud
    natürlich nicht. So ein Unverständnis ist doch noch lange kein Grund die Amis als Rassisten zu bezeichnen 🙂 Und wenn auf Rikers Island bald nur noch Franzosen wohnen dann müssen die sich anstrengen. Das einzige was ich nicht erfunden habe: in George Simenons Krimis geht es tatsächlich so zu.

  6. „Das Zimmermädchen zu verführen“ ist nicht nur in Simenons Krimis anzutreffen. Es ist eigentlich ein Klassiker.
    Hätte Mr. Strauss-Kahn Ms. Strauss-Kahn ein entsprechendes Kostüm aus dem gut sortierten Fachhandel mitgebracht, würden vermutlich nicht einmal die angeblich so puritanischen Amis darüber lästern.

    Leider hat der Mann wohl zwischen Realität und Phantasie nicht unterscheiden können, und ich hoffe das Zimmermädchen hat ihm den Unterschied mit einem Tritt in die Eier auch klar gemacht.
    Oder er hat sein Attraktivität ( oder die Attraktivität seines Geldes ) grob überschätzt. Mal ehrlich, selbst Bratt Pitt würde mit so einer Nummer bei den meisten Frauen nicht durchkommen.

    Ausser einem WTF ? gibt es da IMHO keine angemessene Reaktion.
    Sicherlich unangemessen sind irgendwelche Verschwörungstheorien ( die CIA oder der Mossad ist es gewesen !!11elf! ) oder Generalisierungen die auf angebliche typische Gruppeneingenschaften abzielen.
    Egal ob Strauss-Kahn nun in die Gruppe „de Joden“ oder „moralbefreiten kapitalistischen Führungskraft“ gesteckt wird.

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