Schatten und Licht bei der FPK

Die österreichischen Freiheitlichen sind inhaltlich und personell nur schwer auszuhalten. Von der burschenschaftlichen Oma-Aussacklerbande, die die Partei beherrscht und die immer wieder an den äußerten rechten Rand anstreift, will ich gar nicht erst anfangen, es reicht schon ein Blick auf die FPK (Freiheitliche in Kärnten). Da fordert der FP-Schulreferent schon mal die Wiedereinführung der Prügelstrafe in den Schulen, und die blaue  Landesregierungsriege gefällt sich darin, primitiv und niveaulos wie ein Halbstarkenmob auf weibliche Regierungsmitglieder loszugehen. Aber nicht alle FPÖler sind so. Es gibt tatsächlich auch welche, über die man was Positives schreiben kann.

Den Christian Scheider zum Beispiel, Bürgermeister von Klagenfurt. Der ist zwar auch kein großer Intellektueller, aber er scheint mir ein anständiger Kerl zu sein, der mit dem braunen Rand der Partei nichts zu tun haben will. Er setzt sich, und das ist für einen Freiheitlichen in der Tat ungewöhnlich, aktiv für die Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nationalsozialisten ein und hat das Anbringen von „Stolpersteinen“, die an die ermordeten und vertriebenen Klagenfurter Jüdinnen und Juden erinnern, nicht nur geduldet, sondern, soweit ich informiert bin, zu einem persönlichen Anliegen gemacht. Außerdem hat er die Restaurierung des Israelitischen Friedhofs vorangetrieben.  Scheider dürfte tatsächlich dazugelernt haben. Vor 20 Jahren noch, als ihn Jörg Haider vom Tennisplatz in die Politik geholt hatte, wollte er auf die einfache Frage, wer denn den Zweiten Weltkrieg begonnen habe, keine Antwort geben und stotterte: „Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen“. Damit, so denke ich, hat er damals aber nur wiedergegeben, was er bei Haiders rechter Entourage aufgeschnappt hatte, denn dass in diesen Kreisen gerne dem Revisionismus und schlimmeren das Wort geredet wird, wenn man sich unbelauscht wähnt, ist kein Geheimnis. Doch Scheider hat offensichtlich dazugelernt. Ein echter „Rechter“ im FP-Sinne war der ja nie, eher unpolitisch und, wie so viele andere politikferne junge Leute, von Jörg Haider bezaubert. Dass er sich im Laufe der Jahre dann weder dem blauen Abzocker- und Selbstbereicherungsflügel um Grasser, Rumpold und Maischberger, noch den rechtsextremen Narbengesichtern der Burschenschafterzirkel angeschlossen hat, spricht für eine gewisse menschliche Größe, vielleicht auch eine charakterliche Reifung, die man anerkennen muss. Ich habe bislang auch noch nicht gehört, dass Scheider gegen politische Mitbewerber oder ideologisch missliebige Vereine und Initiativen so unfair und brutal vorgeht, wie es seine Parteikollegen auf Landesebene allzu oft tun. Sicher, Scheiders extreme Volkstümlichkeit, die sich unter anderem dadurch ausdrückt, dass er in Bierzelten Schlager trällert, kann man peinlich finden, aber in Wahrheit ist das natürlich recht klug von ihm, und man wird es einem Politiker nicht zum Vorwurf machen können, die Nähe des Volks zu suchen. Dass der Scheider nie wieder etwas Dummes oder Gefährliches sagen oder tun wird, dafür lege ich meine Hand natürlich nichts ins Feuer, aber wenn die FPÖ/FPK aus lauter Leuten wie ihm bestehen würde, hätte ich mit dieser Partei wesentlich weniger Probleme.

Ein Gedanke zu „Schatten und Licht bei der FPK

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