Ein junger Mann, der an einer paranoiden Schizophrenie leidet und deswegen in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen werden soll, sitzt seit vier Monaten unter fragwürdigen Bedingungen in der Justizanstalt Wien-Josefstadt, wo Anfang Juni über ihn die U-Haft verhängt wurde. Der psychisch Kranke ist wie ein „normaler“ Strafgefangener in einer Zehn-Mann-Zelle untergebracht. Einen Psychiater hat der Mann zuletzt am 23. Juni gesehen, bestätigte sein Rechtsbeistand Sven Thorstensen. Ob die Medikamente, die der 28-Jährige verabreicht bekommt, die optimale Wahl sind, ist unklar.
Abendzeitung: Der Bruder von Gustl Mollath ist tot. Wie der 70-Jährige ums Leben gekommen ist, wirft Fragen auf. Ebenso die Tatsache, warum der Mann ins Bezirksklinikum gebracht worden ist. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft. (…) Der zuvor in einem Nürnberger Altenheim lebende Mann habe unter anderem durch unachtsames Hantieren mit einer Zigarette einen Zimmerbrand ohne nennenswerte Folgen ausgelöst und sei sonst lediglich durch wenige Schwarzfahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und einer Zechprellerei aufgefallen, die aber strafrechtlich nicht weiter verfolgt worden seien. Die Einweisung sei wie bei seinem Bruder Gustl durch die Nürnberger Justiz erfolgt.
Schwäbische: Da der 32-Jährige, der bei seiner vorläufigen Festnahme die Beamten beleidigte, einen psychisch auffälligen Eindruck machte, wurde er ins Krankenhaus gebracht. Der behandelnde Arzt wies den Mann anschließend in ein Zentrum für Psychiatrie ein.
tz: (…) Seit Mittwoch sitzt er auf der Anklagebank des Landgerichts. Die Staatsanwaltschaft hat ihn wegen Betrugs in 58 Fällen angeklagt. Die Geschichte mit dem Erbe stimmte nämlich nicht ganz – etlichen Freunden hatte L. sie aber erzählt und sich Geld geliehen. Sie glaubten ihm. Zurückgezahlt hat Uwe L. aber so gut wie nie. Und verursachte so laut Anklage einen Schaden von insgesamt 285.265 Euro. (…) Ob er hinter Gitter oder in die Psychiatrie muss, ist noch unklar.
Jack P. wäre so gerne aus dem Isar-Amper-Klinikum gekommen. „Das Essen ist so grässlich“, klagte der 65-jährige Mannheimer am Rande seines Prozesses vor dem Landgericht München I. Doch die Richter ließen ihn in der Psychiatrie.Jack P. war bereits als Säugling mit sechs Monaten ins Heim gekommen. Einrichtungen dieser Art sollte er nie wieder verlassen. In Haar lebt er seit zehn Jahren. Versuche, ihn zu entlassen, schlugen immer wieder fehl. Weil er Geld brauchte, ging er stehlen.(…) Zuvor hatte dessen Verteidigerin noch heftig um eine Entlassung in die Freiheit gekämpft. Das Gericht aber entschied für die Unterbringung: Bei Einbruchsdiebstählen würden die Opfer oft schweren seelischen Schaden erleiden. Das war zwar in einem der angeklagten Taten nicht der Fall, ganz im Gegenteil: Ein Wohnungsbesitzer prügelte den Angeklagten krankenhausreif, als er ihn erwischte.
Volksstimme.de: Die Experten des Psychiatrieausschusses haben bei 96 Besuchen in Einrichtungen zwei besonders eklatante Fälle ausgemacht: In einem geschlossenen Heim in Haldensleben hätten sie mehrere psychisch behinderte Patienten angetroffen, die dort ohne gültigen Unterbringungsbeschluss festgehalten wurden, berichtete der Ausschussvorsitzende Bernd Langer am Mittwoch in Magdeburg. Er überreichte den Bericht der Kommission an Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch (CDU). Es habe zu wenig Personal gegeben, der Zustand eines Gebäudes liege unter der Grenze der Zumutbarkeit. Die Heimaufsicht sei sofort eingeschritten, die Missstände seien zum großen Teil abgestellt worden. In einer kleinen Einrichtung für Menschen mit Mehrfachbehinderungen in Halle hätten die Experten Patienten gefunden, die „schlichtweg verwahrt“ wurden. Bei einem unangemeldeten Besuch im März hätten Kommissionsmitglieder viel zu wenige und nicht ausreichend qualifizierte Mitarbeiter getroffen. Es habe keine Angebote gegeben, die den Tag der neun Bewohner strukturiert hätten.
Und da glauben die meisten Leute, Kafkas Romane spielten in Kunstwelten. – Sehr notwendige Kompilage des alltäglichen Psychiatriegrauens; danke, Herr Torsch!