Teufel Real Blue NC: Der beste Bluetooth-Kopfhörer, den man derzeit kaufen kann

Mit dem neuen Real Blue NC ist der Firma Teufel jenes Kopfhörer-Meisterstück gelungen, das man den Berlinern schon lange zugetraut hat.

Anfang März brachte mir ein Paketbote den Real Blue NC von Teufel. Ich packte ihn aus, lud ihn auf, und fing um zehn Uhr vormittags an, Musik damit zu hören. Ich hörte Musik und ich hörte nicht auf, Musik zu hören. Mein Grinsen wurde breiter und breiter. Ungefähr zehn Stunden später setzte ich ihn wieder ab und war glücklich. Das ist mir bislang noch mit keinem Kopfhörer passiert. Je nach Güteklasse brauchte ich nach spätestens drei Stunden eine Pause. Mit dem Real Blue NC war es aber fast unmöglich, das Musikhören zu beenden, denn alles, was ich da hörte, war einfach zu schön. Es machte süchtig. Aber der Reihe nach!

Foto: Bernhard Torsch

Teufel baut schon lange gute Lautsprecher und gute Kopfhörer. Sogar einige der besten, die ich je gehört habe. Ich halte zum Beispiel die Standbox Definion 5 und ihr Nachfolgemodell, die aktive Stereo L, für Speaker, die jeden Audiophilen zufriedenstellen sollten und die mit Konkurrenzprodukten mithalten können, die mehr als das Doppelte kosten, ja sogar viel mehr als das Doppelte. Mit den Top-Produkten seiner Lautsprecher hat Teufel nämlich exakt den Punkt getroffen, ab dem man nur mehr minimale Verbesserungen erreichen kann, selbst wenn man zehntausende Euros dafür zahlt. Die Kopfhörer von Teufel waren auch immer schon gut, aber ein wirklich klar herausragendes Produkt, das mit den Definions oder den Stereo L vergleichbar wäre, also genau den „point of diminishing return“ traf, ab dem man nur mehr für minimale, oft kaum wahrnehmbare Sound-Upgrades zahlt, fehlte. Bis jetzt.

Man verstehe mich nicht falsch! Teufels Kopfhörer, wie etwa der kabelgebundene Real Z, waren sehr gut, vor allem für den verlangten Preis. Allein die etwas klapprige Verarbeitung und das Erscheinungsbild waren nur mittelmäßig. Tonal war der Real Z schon weit vorne mit dabei und keinen Deut schlechter als zB ein AKG K701 oder ein Sennheiser HD-650. Der On-Ear Bluetooth-Hörer „Supreme On“ von Teufel klingt sehr gut und sieht schick aus und ist zusammen mit dem Vorgänger des aktuellen Real Blue ein beachtlicher Fortschritt in Sachen hochwertige Musikwiedergabe über Bluetooth. Das alles war und ist gut, aber es war noch nicht Weltklasse.

Der neue Real Blue NC spielt jetzt in der Weltklasse mit. Er sieht aus wie Weltklasse, er fühlt sich an wie Weltklasse und er klingt vor allem wie Weltklasse. Erhältlich ist er in den Farben Blau, Weiß und Schwarz.

Bluetooth wird erwachsen

Ich war gegenüber Bluetooth-Kopfhörern lange skeptisch. Ich verfolgte den Markt zwar und sah, dass sie immer besser wurden, aber ich war nicht überzeugt. Trotz all der neuen Codecs mit fancy Namen wie AptX, AAC oder LDAC war das halt doch eine verlustbehaftete Übertragung. Als Audio-Snob war ich fest der Meinung, kabelgebundene Hörer seien das einzig Wahre. Ich hörte schon öfters mal rein in die Bluetooth-Welt, aber selbst die neuesten Angebote von Bose, Sony oder Apple konnten mich nicht zu 100 Prozent überzeugen. Das lag aber nicht an Bluetooth, sondern an der verbauten Technik, an Treibern und DSPs. Der Bose Quiet Comfort 35 war mir schlicht zu warm, also allzu basslastig und oben herum nicht luftig genug. Dasselbe traf auf die Sonys zu, die ich hörte. Der Apple war eine Spur neutraler, aber irgendwie blutleer.

Der erste Bluetooth-Kopfhörer, der mir wirklich imponierte, war der VMK20 der finnischen Firma Valco. Mit dem klang Musik über Bluetooth für mich zum ersten Mal natürlich und verdammt nahe an dem, was sonst nur hochpreisige Kabel-Kopfhörer bieten können. Die Schwäche des Valco: Seine Treiber sind nicht so gut wie seine Digitale Signalverarbeitung. Auf Deutsch: Im Bluetooth-Modus klingt er super, über Kabel verbunden eher mittelmäßig. Das wird den meisten Leuten egal sein, mir aber nicht. Ich bin da ein bisschen pedantisch. Aber trotzdem: Für den Preis (170 Euro) ist der Valco super und eine valide Empfehlung.

Dann kam mir der Austrian Audio Hi-X25BT (150 Euro) ins Haus. Der hatte einen kristallklaren Sound. Sehr analytisch und hell und extrem hoch auflösend. Und obwohl der nur den einfachsten Bluetooth-Codec SBC beherrschte, war da fast kein wahrnehmbarer Unterschied mehr zum Betrieb via Kabel. Das lag an den Treibern, die einfach besser sind als die von Valco, Bose, Sony & Co. Aber meine Skepsis gegenüber Bluetooth war überwunden. Ich wusste nun, dass man auch mit Kopfhörern, die für den mobilen Einsatz gedacht sind, kaum mehr Kompromisse beim Sound machen muss.

Der neue Maßstab aller Bluetooth-Dinge

Und dann kriegte ich den Teufel Real Blue NC zum Testen und ich kann ohne zu lügen und ohne von Teufel dafür bezahlt worden zu sein sagen: Das ist der beste Bluetooth-Kopfhörer, den ich bislang ausprobieren konnte. Und nicht nur das, er ist sogar einer der besten Kopfhörer überhaupt, die ich bislang ausprobieren konnte. Der braucht sich vor keinem Sennheiser HD660S, keinem Hifiman Sundara, keinem AKG-K712, keinem Sony MDR-Z7M2 oder sonst einem Hörer zwischen 200 und 1.000 Euro zu verstecken. Und egal, ob mich die Audiophilen-Community jetzt kreuzigt: Mir gefällt der sogar besser als der Meze Empyrean (3.000 Euro).

Im Gegensatz zu manch anderen Kritikern, die den Real Blue NC getestet haben, kann ich nicht bestätigen, dass er im Bluetooth-Modus besser klänge als über Kabel. Für meine Ohren klingt er im Gegenteil über Kabel ein ganz klein wenig, wirklich gaaanz wenig besser. Das spricht für die hohe Qualität der Treiber. Leider liefert Teufel nur ein kurzes 3mm auf 3mm-Kabel mit, was schade ist eben weil der Real Blue NC auch an der Strippe so gut ist, dass er locker viele dezidiert kabelgebundende Cans ersetzen könnte. Ebenfalls ein bisschen enttäuschend, auch wenn es nur eine kleine Minderheit an Freaks wie mich betrifft, ist der fehlende „Hybrid-Modus“, also die Möglichkeit, Musik auch über USB wiederzugeben. Der Austrian Audi Hi-X25BT und der Hifiman Ananda-BT können das, und wenn man es einmal benützt hat, will man diese Funktion nicht mehr missen. ABER: Der Teufel ist auch über Bluetooth so gut, dass allenfalls Tonstudio-Besitzer die Hybrid-Funktion vermissen werden, und die gehören nicht zur Zielgruppe des Real Blue NC.

Teufel bietet übrigens auch einen um rund 50 Euro günstigeren Real Blue an, der dann aber ohne Aktive Geräuschunterdrückung und ohne Transparenzmodus auskommen muss. Wer auf beides verzichten kann, sollte einen ziemlich gleich gut klingenden Hörer kriegen, kann sich aber ein paar Euro sparen. Nach einigen Testtagen kann ich aber sagen, dass ich beide Funktionen zu schätzen gelernt habe. Teufel hat in Sachen ANC deutlich nachgebessert und liegt damit jetzt fast auf dem Niveau der Platzhirsche Bose und Sony. Fast. Die Geräuschunterdrückung wie auch der Transparenzmodus, der Außengeräusche durchlässt, sind bei der teureren Konkurrenz immer noch ein ganz klein wenig besser. Wem es also nur darauf ankommt, die Außenwelt per Knopfdruck zum Verstummen zu bringen, hat andere Optionen, die das noch besser machen als der Teufel. Auch ein automatisches Pausieren der Musik, wenn man den Kopfhörer abnimmt, muss man beim Teufel verzichten. Aber wem Klang auch nur ansatzweise wichtig ist, dem kann ich angesichts der 220 Euro, die der Teufel normalerweise kostet, und den vielen Aktionen, bei denen er schon ab 199 Euro zu haben ist, nicht guten Gewissens zu etwas anderem als dem Real Blue NC raten.

Was ist es nun, das mich so ein Jubel-Review schreiben lässt? Was törnt mich dermaßen an am Real Blue NC? Die schnelle Antwort: Der Sound „passt einfach“. Die Abstimmung der Frequenzen aufeinander ist nahe an der Perfektion. Der Bass ist enorm kraftvoll und geht bis auf 10 Herz runter. Und das ist hier nicht nur Marketing-Blabla. Wenn es die Musik oder der Soundtrack eines Films hergeben, kann der Teufel tatsächlich einen Subwoofer-Effekt an die Ohren weiterreichen. Aber der Bass ist nicht nur stark und tief, er ist vor allem auch kontrolliert. Er kann Techno UND Jazz-Stehbass. Er kann Hip Hop UND Folkrock. Er kann Metal-Kickdrums UND Fusion. Aber noch wichtiger: Er ist sauber definiert und macht nicht aus dem ganzen Kopfhörer eine einzige Bass-Kanone. Übergangslos geht der Bass in die Mitten über, die wunderbar samtig und gleichzeitig detailliert sind, und die Mitten wiederum schließen nahtlos an die Höhen an. Es entsteht ein tonales Ganzes, das Musik zu einem wunderbaren Genuss macht. Die Bühne ist für einen geschlossenen Kopfhörer recht weit, vor allem aber dreidimensional, also auch vertikal fein gestaffelt.

Freude an der Musik

Mir hat kaum ein anderer Kopfhörer soviel FREUDE an der Musik vermittelt wie der Real Blue NC. Ja, andere sind analytischer. Klar, andere sind für Mixing und Mastering geeignet. Sicher, andere zeigen noch den kleinsten Fehler und das am tiefsten im Mix versteckte Detail auf. Aber so faszinierend das sein kann, letztendlich will man Musik GENIESSEN. Und es ist nicht so, als würde der Teufel nicht hoch auflösen oder als würde er Details unterschlagen. Es ist alles da, aber es brüllt einem nicht ins Ohr: „HEY, ICH BIN DAAAA!“ Es fügt sich alles einfach zu einem harmonischem Ganzen zusammen, das einen mit Musik umschmeichelt wie ein warmes Bad oder die Umarmung einer/eines Geliebten. Oder wie Livemusik.

Manche „analytische“ Kopfhörer erinnern an ein mit hellem LED-Licht ausgeleuchtetes Labor, wo Menschen in weißen Wissenschaftler-Kitteln die Musik streng untersuchen und auseinandernehmen. Der Real Blue NC dagegen ist wie ein gemütliches Zimmer mit flauschigen Wandteppichen, weichen Polstern, Perlenvorhängen und Lavalampen. Oder: Ist der eine Kopfhörer ein olympisches Schwimmbad mit kühlem, klaren Wasser, so ist der Teufel wie ein Wellness-Ressort mit Massagen und Sauna und Whirlpool. Beides hat seine Berechtigung, aber nach Jahren des Begutachtens von Lautsprechern und Kopfhörern bin ich inzwischen ein Fan des Wellness-Prinzips. Allerdings, wie schon erwähnt: Das ist der Eindruck, den der Real Blue NC hinterlässt. Technisch KANN er auch gleich viel wie die Analytiker und Technokraten unter seinen Kollegen. Er macht dabei aber… Spaß. Gerade auch der Betrieb am TV ist empfehlenswert, da der Teufel mit seiner Fähigkeit, einen Subwoofer nachzuahmen, Filmen und Serien ein echtes Kinofeeling verleiht. Die Latenz ist zumindest für mich nicht existent, so dass nie der Eindruck entsteht, es gäbe eine Bild-Ton-Schere. Ob das Gamer, bei denen es auf jede Millisekunde ankommt, auch so sehen bzw hören, kann ich nicht beurteilen.

Bedient wird der Teufel übrigens nicht mehr über Touch-Flächen, sondern über einen Ein-Aus-Schalter an der linken Hörmuschel sowie über einen Mini-Joystick an der rechten Muschel. Das funktioniert prima und besser als die meisten kapazitiven Touch-Bedienungen. Lautstärke-Regelung, Zum nächsten oder vorherigen Song springen, Anrufe annehmen oder ablehnen – all das funzt klaglos und nach kurzer Umgewöhnung zuverlässiger als das Streichen und Klopfen, mit dem die meisten Konkurrenzprodukte bedient werden müssen. Telefonieren ist mit dem Real Blue NC ein Vergnügen, denn der Anrufer kommt klar rüber und die eigene Stimme wird sehr gut übertragen. Smartphone- oder Tabletbesitzer sollten sich die kostenlose Teufel Headphones-App herunterladen. Mit der kann man nicht nur ganz einfach das ANC oder den Transparenz-Modus ein- und ausschalten, sondern hat auch Zugriff auf Updates und einen recht umfangreichen Equalizer. Ich habe den Kopfhörer in seiner Default-Abstimmung „neutral“ getestet, da ihn nicht jeder Käufer am Smartphone betreiben wird und ein quasi auf Null gestellter EQ den besten Eindruck von der Fähigkeit der Treiber vermittelt.

Fazit

Der Real Blue NC von Teufel ist einer der besten Bluetooth-Kopfhöer, ja einer der besten Kopfhörer überhaupt, die man derzeit kaufen kann. Für das, was er kann, hat er noch dazu einen echt fairen Preis (229 Euro, derzeit 199). Ich persönlich liebe die Soundsignatur. Perfekt wäre der Kopfhörer, wenn er noch einen Hybrid-Betrieb über USB zuließe und ein besseres Kabel beigepackt hätte. Aber beides werden nur wenige vermissen. Egal, was da noch kommen mag, für mich ist der Real Blue NC DER Kopfhörer der Saison 2021/22 und der neue Standard in Sachen Bluetooth-Headphones.

Foto: Lautsprecher Teufel
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