Mit dem Bluetooth-Kopfhörer VMK25 stellt die finnische Firma Valco, die laut Werbung unser Geld will, um sich einen Todesstern (oder Bier) zu kaufen, eine verbesserte Version ihres Verkaufsschlagers VMK20 vor. Sagt Valco. Aber ist der VMK25 wirklich besser? Ist er gut? Kann er mit der schier unüberblickbaren Konkurrenz im Preissegment zwischen 100 und 400 Euro mithalten? Finden wir es heraus!
Vor drei Jahren habe ich mit meiner Begeisterung nicht hinter dem Berg gehalten und den Valco VMK20 als den besten Bluetoothkopfhörer, den man für 169 Euro kaufen kann, bezeichnet. Dazu stehe ich immer noch, aber inzwischen gibt es halt auch Produkte wie den tollen Teufel Real Blue NC, die die Platzhirsche Sony, Bose, JBL, B&O, B&W usw. preislich bei gleich guter oder sogar besserer Tonqualität unterbieten. Schauen wir uns also an, ob der VMK25, der 189 Euro kostet, für gerade einmal 20 Euro mehr ein sinnvolles Update zum VMK20 ist und wie er sich generell schlägt.
Eines vorweg: Wem es nur darum geht, das allerbeste Noise Cancelling zu haben, muss weiterhin zu den Spitzenmodellen von Bose und Sony greifen, also entweder zum Bose QuietComfort 45 oder zum Sony WH-1000XM5 (oder, falls man Apple-User ist, zu den Airpods). Die sind in Sachen Geräuschunterdrückung und Transparenzmodus immer noch unerreicht. Ich spreche hier nur von Over Ear- und On Ear–Kopfhörern. Es mag bei In-Ears noch bessere Geräte geben, aber das ist einfach nicht meine Baustelle, da ich mir nur sehr ungern Fremdkörper in meine Ohrmuscheln stecke.
Wer aber auf die absolute besten Geräusch-Ausblender verzichten kann und mehr Wert auf den Sound legt, braucht nicht 300 Euro und mehr berappen. Rein tonal sind zB die Teufel Real Blue NC und eben die Valcos allem überlegen, was in den meisten noch bezahlbaren Preisregionen kreucht und fleucht. Erst Geräte wie die Focal Bathys, die Bang & Olufsen H95 oder Bowers & Wilkins Px8 sind noch einmal ein hörbarer Sprung in Sachen Hörgenuss. Aber die kosten halt auch von 700 Euro aufwärts.

Zubehör und Qualitätsanmutung
Der Valco VMK25 kommt mit einem stabilen Hardcase, einem USB-C-Ladekabel samt USB-A-Adapter, einem 3,5mm-Klinkenkabel für den Betrieb ohne Bluetooth und mit einem Flugzeug-Adapter. Wie der VMK20 ist der VMK25 zusammenfaltbar und kann platzsparen transportiert und aufbewahrt werden.
Auch das neue Modell weiß mit guter Qualitätsanmutung und Haptik zu überzeugen. Hält man ihn erstmals in Händen, fühlt er sich wertig und stabil an. Das Verstellmöglichkeiten des Kopfbands sind ein in beide Richtungen ein wenig besser als beim „kleinen “ Bruder, der VMK25 sollte also auch auf besonders kleinen und besonders großen Köpfen angenehm sitzen. Die Ohrpolster sind ein bisschen weicher und dicker geworden. Ansonsten liegt der VMK25 mit dem ohnehin in Sachen Bequemlichkeit schon sehr guten VMK20 gleichauf. Die äußere Abdeckung der Ohrmuscheln ist übrigens magnetisch befestig und lässt sich abnehmen. Das verändert den Sound nicht, erlaubt es aber, den Valco sozusagen zu „debranden“, da dann das Firmenloge nicht mehr sichtbar ist. Der VMK25 ist mit 300 Gramm 50 Gramm schwerer als der VMK20, aber das merkt man beim Tragen nicht negativ. Ich empfinde den VMK25 als extrem bequem und kann ihn stundelang tragen, ohne dass es unangenehm werden würde. Der Anpressdruck ist (für mich) genau richtig, nicht zu stark und nicht so schwach, als dass der Hörer nicht sicher sitzen würde.
Neuerungen im Vergleich zum VKM20
Valco stand vor einer Frage, die sich viele andere Firmen gerne stellen würden: „Wir haben ein sehr gutes Produkt, wie können wir es verbessern?“. Abgesehen von der besseren Ergonomie hat Valco nur drei Sachen verändert: Der VMK25 hat nun 45-Millimeter-Treiber statt 40 beim VMK20, der Neue hat einen Transparenzmodus spendiert bekommen und der VMK25 unterstützt nun Bluetooth 5.1 statt „nur“ 5.0. Beide Modelle haben den (sehr guten) Qualcomm QCC3034-Chip verbaut und können mit SBC, AptX, AptX-HD und AAC umgehen. Eine Unterstützung von LDAC gibt es leider nicht. Das macht aber nichts denn viel wichtiger als der Bluetooth-Codec sind das Digitale Tuning (DSP) sowie die Qualität der „Lautsprecher“ (Treiber). Wenn ich den VMK25 direkt mit dem VMK20 vergleiche, fällt mir auf, dass Valco-Tonmeister Jasse Kesti das DSP noch einmal verbessert hat.
Noise Cancelling und Transparenz-Modus
Der VMK25 hat in Sachen Noise-Cancelling ordentlich zugelegt. Das ANC ist jetzt so effektiv, dass es von den Marktführern nicht mehr Lichtjahre entfernt ist. Ehrlich: Wer nicht das ALLERBESTE ANC braucht, kann mit dem Valco die Umwelt mehr als ausreichend ausblenden. Der neue Transparenz-Modus funktioniert ebenfalls sehr gut. Außengeräusche werden durch mehrere Mikrophone eingefangen und klar an den Hörer weitergegeben. ANC und Transparenz-Modus sind im Valco VMK25 besser als zB im Teufel Real Blue NC. Einen Punktabzug gibt es dafür, dass sich die Intensität von ANC und Transparenz-Modus nicht feinjustieren lässt, wie es bei den Big Boys wie Sony und Bose inzwischen üblich ist. Andererseits gefällt mir die Simplizität. ANC ist entweder an oder aus, und basta.
Bedienung und (keine) App
Ein Lob verdient sich Valco für die gut durchdachten und gut platzierten physischen Bedienknöpfe. Auf der Unterseite der rechten Ohrmuschel ist der Power-Button, der auch zum Pairing verwendet wird. links und rechts neben dem Powerbutton sind die Lautstärkeregler, die durch längeres Drücken auch zum Weiter- oder Zurückskippen dienen. Auf der Unterseite der linken Ohrmuschel ist der ANC-Knopf. Drückt man ihn, kommt man in den ANC-Modus. Drückt man ihn noch einmal, ist man im Transparenz-Modus- Und drückt man ihn ein drittes Mal, ist man wieder draußen aus ANC und Transparenz. Das ist erfreulich einfach und logisch und vor allem funktioniert es immer verlässlich, im Gegensatz zu machen Touch-Lösungen anderer Hersteller.
Was Valco nicht anbietet, ist eine eigene App. Die wäre natürlich bequem und nützlich, aber ich verrate euch jetzt ein kleines „Geheimnis“: 95 % aller Funktionen, die die Apps diverser Hersteller von Bluetooth-Kopfhörern anbieten, habt ihr alle schon auf euren Smartphones und anderen Geräten, mit denen ihr die Kopfhörer verbindet. Fast jedes Smartphone hat in den Toneinstellungen EQs und alles andere, was man so braucht. Einzig für eine Updatefunktion wäre eine dezidierte App nützlich, aber Over-Ears wie die VMK25 kriegen im Gegensatz zu In Ears in aller Regel ohnehin kaum jemals Softwareupdates, also ist auch das verschmerzbar.
Ladies and Gentlemen: Der Klang
Wie schon der VMK20 ist auch der VMK25 ein Kopfhörer, der von Haus aus zwei Klangprofile mitbringt. Ohne aktiviertes ANC oder per Kabel betrieben, verlässt sich der Valco auf seine Treiber und klingt wie ein recht ordentlicher, wenn auch basslastiger geschlossener Kopfhörer. Er klingt ganz wunderbar und kräftig, insgesamt klar besser als die sonst oft übliche „U-Kurve“ bzw. „Badewannen“-Kurve (starker Bass, zurückgelehnte Mitten, leicht angehobene Höhen). Das ist okay und je nach Musik auch sehr schön. Es ist ein sehr befriedigendes Klangerlebnis.
Schaltet man das ANC oder den Transparenz-Modus ein, legt der VMK25 noch einmal eine Schippe nach in Sachen Feinauflösung und Detailliertheit. Die ganze DSP-Magie, zu der gute Toningenieure fähig sind, kommt zum Einsatz und man hat einen Kopfhörer, der mit den besten und teuersten Konkurrenzprodukten mithalten kann. In diesem Modus klingt der Valco für meine Ohren deutlich besser als alles von Bose und Sony und liefert sich ein hartes Match mit den Teufel Real Blue NC um den besten Klang unter 700 Euro. Wem das, was er da hört, immer noch nicht gefällt, kann natürlich per EQ nachhelfen, aber meiner Meinung nach ist das Soundprofil von Valco-Tonmeister Jasse Kesti nahe an der Perfektion. Die Bässe sind straff und schnell, bei Bedarf kellertief, aber nie schlampig oder in die Mitten blutend. Die Mitten sind genau richtig und voller Details mit wunderbar intim klingenden Stimmen, und die Höhen sind klar wie ein sprudelndes Gebirgsbächlein.
Im Vergleich zum VMK20 klingt der VMK25 nicht so viel besser, dass ich dringend zum Upgrade raten würde, aber ein paar kleine Unterschiede sind schon hörbar. Durch die größeren Treiber hat der VMK25 einen Hauch mehr Autorität und Räumlichkeit. Ich meine auch, eine Spur mehr Kontrolle über die Transienten zu hören.
Telefonieren kann man mit dem VMK25 natürlich auch, und das funktioniert auch sehr gut. Meine Stimme kam bei Gesprächspartnern stets gut verständlich an, auch wenn es um mich herum ein bisschen lauter war. Fürs Telefonieren sollte man aber in den Transparenz-Modus gehen, da man sich sonst selber kaum hört.
Akkulaufzeit und Technische Daten
Der Valco VMK25 hat einen 1.050 mAh-Akku, der bei aktiviertem ANC 50 Stunden durchhalten soll. Von den guten Ergebnissen des VMK20 ausgehend würde ich sagen, dass das in etwa hinkommen sollte. Eine Aufladung von 0 auf 100 % dauert zwischen zwei und drei Stunden. Den Frequenzgang gibt Valco mit 20 Hz bis 20 Khz an. Assistenten wie Google und Siri werden unterstützt. Angetrieben werden die Valcos von verbauten Verstärkern der Klasse AB.
Fazit und noch ein paar Sachen
Ich kann den Valco VKM25 rundum empfehlen. Sein Klang ist neben jenem des Teufel real Blue NC das Beste, was man unter 700 Euro im Bereich von Over-Ear-Bluetoothkopfhörern kriegen kann. Sein ANC und sein Transparenzmodus sind gut, aber noch nicht so gut, wie zB bei Bose oder Sony. Wer schon den VMK20 besitzt, sollte aber nur upgraden, falls er/sie dringend einen Transparenz-Modus haben will.
Zum Abschluss noch ein paar Worte über eine Kritik an Valco, die immer wieder auftaucht. Da hätten doch nur ein paar schlaue Finnen einen chinesischen Billig-Kopfhörer genommen, ein hübsches Logo drauf gedruckt und eine originelle Werbekampagne inszeniert, um die billigen Teile teuer verkaufen zu können, sagen manche. Tatsächlich kann man in „ChiFi“-Shops Kopfhörer finden, die den Valcos verdächtig ähnlich sehen. Nur: Valco macht gar kein Geheimnis daraus, dass sie als Basis für ihr Produkt einen chinesischen Kopfhörer genommen haben und dass sie auch ihr Produkt in China herstellen lassen. Was Valco aber macht: Man verwendet bessere Chips, bessere Materialdämmung und höherwertige Einzelkomponenten. Und dann ist da noch die Abstimmung des DSP, die in Finnland gemacht wird. Von Rosstäuschung kann also keine Rede sein. Valco verbirgt nichts und behauptet nichts, was nicht stimmen würde.