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Valco VMK25: Verbesserter Bluetooth-Todesstern

Mit dem Bluetooth-Kopfhörer VMK25 stellt die finnische Firma Valco, die laut Werbung unser Geld will, um sich einen Todesstern (oder Bier) zu kaufen, eine verbesserte Version ihres Verkaufsschlagers VMK20 vor. Sagt Valco. Aber ist der VMK25 wirklich besser? Ist er gut? Kann er mit der schier unüberblickbaren Konkurrenz im Preissegment zwischen 100 und 400 Euro mithalten? Finden wir es heraus!

Vor drei Jahren habe ich mit meiner Begeisterung nicht hinter dem Berg gehalten und den Valco VMK20 als den besten Bluetoothkopfhörer, den man für 169 Euro kaufen kann, bezeichnet. Dazu stehe ich immer noch, aber inzwischen gibt es halt auch Produkte wie den tollen Teufel Real Blue NC, die die Platzhirsche Sony, Bose, JBL, B&O, B&W usw. preislich bei gleich guter oder sogar besserer Tonqualität unterbieten. Schauen wir uns also an, ob der VMK25, der 189 Euro kostet, für gerade einmal 20 Euro mehr ein sinnvolles Update zum VMK20 ist und wie er sich generell schlägt.

Eines vorweg: Wem es nur darum geht, das allerbeste Noise Cancelling zu haben, muss weiterhin zu den Spitzenmodellen von Bose und Sony greifen, also entweder zum Bose QuietComfort 45 oder zum Sony WH-1000XM5 (oder, falls man Apple-User ist, zu den Airpods). Die sind in Sachen Geräuschunterdrückung und Transparenzmodus immer noch unerreicht. Ich spreche hier nur von Over Ear- und On Ear–Kopfhörern. Es mag bei In-Ears noch bessere Geräte geben, aber das ist einfach nicht meine Baustelle, da ich mir nur sehr ungern Fremdkörper in meine Ohrmuscheln stecke.

Wer aber auf die absolute besten Geräusch-Ausblender verzichten kann und mehr Wert auf den Sound legt, braucht nicht 300 Euro und mehr berappen. Rein tonal sind zB die Teufel Real Blue NC und eben die Valcos allem überlegen, was in den meisten noch bezahlbaren Preisregionen kreucht und fleucht. Erst Geräte wie die Focal Bathys, die Bang & Olufsen H95 oder Bowers & Wilkins Px8 sind noch einmal ein hörbarer Sprung in Sachen Hörgenuss. Aber die kosten halt auch von 700 Euro aufwärts.

Zubehör und Qualitätsanmutung

Der Valco VMK25 kommt mit einem stabilen Hardcase, einem USB-C-Ladekabel samt USB-A-Adapter, einem 3,5mm-Klinkenkabel für den Betrieb ohne Bluetooth und mit einem Flugzeug-Adapter. Wie der VMK20 ist der VMK25 zusammenfaltbar und kann platzsparen transportiert und aufbewahrt werden.

Auch das neue Modell weiß mit guter Qualitätsanmutung und Haptik zu überzeugen. Hält man ihn erstmals in Händen, fühlt er sich wertig und stabil an. Das Verstellmöglichkeiten des Kopfbands sind ein in beide Richtungen ein wenig besser als beim „kleinen “ Bruder, der VMK25 sollte also auch auf besonders kleinen und besonders großen Köpfen angenehm sitzen. Die Ohrpolster sind ein bisschen weicher und dicker geworden. Ansonsten liegt der VMK25 mit dem ohnehin in Sachen Bequemlichkeit schon sehr guten VMK20 gleichauf. Die äußere Abdeckung der Ohrmuscheln ist übrigens magnetisch befestig und lässt sich abnehmen. Das verändert den Sound nicht, erlaubt es aber, den Valco sozusagen zu „debranden“, da dann das Firmenloge nicht mehr sichtbar ist. Der VMK25 ist mit 300 Gramm 50 Gramm schwerer als der VMK20, aber das merkt man beim Tragen nicht negativ. Ich empfinde den VMK25 als extrem bequem und kann ihn stundelang tragen, ohne dass es unangenehm werden würde. Der Anpressdruck ist (für mich) genau richtig, nicht zu stark und nicht so schwach, als dass der Hörer nicht sicher sitzen würde.

Neuerungen im Vergleich zum VKM20

Valco stand vor einer Frage, die sich viele andere Firmen gerne stellen würden: „Wir haben ein sehr gutes Produkt, wie können wir es verbessern?“. Abgesehen von der besseren Ergonomie hat Valco nur drei Sachen verändert: Der VMK25 hat nun 45-Millimeter-Treiber statt 40 beim VMK20, der Neue hat einen Transparenzmodus spendiert bekommen und der VMK25 unterstützt nun Bluetooth 5.1 statt „nur“ 5.0. Beide Modelle haben den (sehr guten) Qualcomm QCC3034-Chip verbaut und können mit SBC, AptX, AptX-HD und AAC umgehen. Eine Unterstützung von LDAC gibt es leider nicht. Das macht aber nichts denn viel wichtiger als der Bluetooth-Codec sind das Digitale Tuning (DSP) sowie die Qualität der „Lautsprecher“ (Treiber). Wenn ich den VMK25 direkt mit dem VMK20 vergleiche, fällt mir auf, dass Valco-Tonmeister Jasse Kesti das DSP noch einmal verbessert hat.

Noise Cancelling und Transparenz-Modus

Der VMK25 hat in Sachen Noise-Cancelling ordentlich zugelegt. Das ANC ist jetzt so effektiv, dass es von den Marktführern nicht mehr Lichtjahre entfernt ist. Ehrlich: Wer nicht das ALLERBESTE ANC braucht, kann mit dem Valco die Umwelt mehr als ausreichend ausblenden. Der neue Transparenz-Modus funktioniert ebenfalls sehr gut. Außengeräusche werden durch mehrere Mikrophone eingefangen und klar an den Hörer weitergegeben. ANC und Transparenz-Modus sind im Valco VMK25 besser als zB im Teufel Real Blue NC. Einen Punktabzug gibt es dafür, dass sich die Intensität von ANC und Transparenz-Modus nicht feinjustieren lässt, wie es bei den Big Boys wie Sony und Bose inzwischen üblich ist. Andererseits gefällt mir die Simplizität. ANC ist entweder an oder aus, und basta.

Bedienung und (keine) App

Ein Lob verdient sich Valco für die gut durchdachten und gut platzierten physischen Bedienknöpfe. Auf der Unterseite der rechten Ohrmuschel ist der Power-Button, der auch zum Pairing verwendet wird. links und rechts neben dem Powerbutton sind die Lautstärkeregler, die durch längeres Drücken auch zum Weiter- oder Zurückskippen dienen. Auf der Unterseite der linken Ohrmuschel ist der ANC-Knopf. Drückt man ihn, kommt man in den ANC-Modus. Drückt man ihn noch einmal, ist man im Transparenz-Modus- Und drückt man ihn ein drittes Mal, ist man wieder draußen aus ANC und Transparenz. Das ist erfreulich einfach und logisch und vor allem funktioniert es immer verlässlich, im Gegensatz zu machen Touch-Lösungen anderer Hersteller.

Was Valco nicht anbietet, ist eine eigene App. Die wäre natürlich bequem und nützlich, aber ich verrate euch jetzt ein kleines „Geheimnis“: 95 % aller Funktionen, die die Apps diverser Hersteller von Bluetooth-Kopfhörern anbieten, habt ihr alle schon auf euren Smartphones und anderen Geräten, mit denen ihr die Kopfhörer verbindet. Fast jedes Smartphone hat in den Toneinstellungen EQs und alles andere, was man so braucht. Einzig für eine Updatefunktion wäre eine dezidierte App nützlich, aber Over-Ears wie die VMK25 kriegen im Gegensatz zu In Ears in aller Regel ohnehin kaum jemals Softwareupdates, also ist auch das verschmerzbar.

Ladies and Gentlemen: Der Klang

Wie schon der VMK20 ist auch der VMK25 ein Kopfhörer, der von Haus aus zwei Klangprofile mitbringt. Ohne aktiviertes ANC oder per Kabel betrieben, verlässt sich der Valco auf seine Treiber und klingt wie ein recht ordentlicher, wenn auch basslastiger geschlossener Kopfhörer. Er klingt ganz wunderbar und kräftig, insgesamt klar besser als die sonst oft übliche „U-Kurve“ bzw. „Badewannen“-Kurve (starker Bass, zurückgelehnte Mitten, leicht angehobene Höhen). Das ist okay und je nach Musik auch sehr schön. Es ist ein sehr befriedigendes Klangerlebnis.

Schaltet man das ANC oder den Transparenz-Modus ein, legt der VMK25 noch einmal eine Schippe nach in Sachen Feinauflösung und Detailliertheit. Die ganze DSP-Magie, zu der gute Toningenieure fähig sind, kommt zum Einsatz und man hat einen Kopfhörer, der mit den besten und teuersten Konkurrenzprodukten mithalten kann. In diesem Modus klingt der Valco für meine Ohren deutlich besser als alles von Bose und Sony und liefert sich ein hartes Match mit den Teufel Real Blue NC um den besten Klang unter 700 Euro. Wem das, was er da hört, immer noch nicht gefällt, kann natürlich per EQ nachhelfen, aber meiner Meinung nach ist das Soundprofil von Valco-Tonmeister Jasse Kesti nahe an der Perfektion. Die Bässe sind straff und schnell, bei Bedarf kellertief, aber nie schlampig oder in die Mitten blutend. Die Mitten sind genau richtig und voller Details mit wunderbar intim klingenden Stimmen, und die Höhen sind klar wie ein sprudelndes Gebirgsbächlein.

Im Vergleich zum VMK20 klingt der VMK25 nicht so viel besser, dass ich dringend zum Upgrade raten würde, aber ein paar kleine Unterschiede sind schon hörbar. Durch die größeren Treiber hat der VMK25 einen Hauch mehr Autorität und Räumlichkeit. Ich meine auch, eine Spur mehr Kontrolle über die Transienten zu hören.

Telefonieren kann man mit dem VMK25 natürlich auch, und das funktioniert auch sehr gut. Meine Stimme kam bei Gesprächspartnern stets gut verständlich an, auch wenn es um mich herum ein bisschen lauter war. Fürs Telefonieren sollte man aber in den Transparenz-Modus gehen, da man sich sonst selber kaum hört.

Akkulaufzeit und Technische Daten

Der Valco VMK25 hat einen 1.050 mAh-Akku, der bei aktiviertem ANC 50 Stunden durchhalten soll. Von den guten Ergebnissen des VMK20 ausgehend würde ich sagen, dass das in etwa hinkommen sollte. Eine Aufladung von 0 auf 100 % dauert zwischen zwei und drei Stunden. Den Frequenzgang gibt Valco mit 20 Hz bis 20 Khz an. Assistenten wie Google und Siri werden unterstützt. Angetrieben werden die Valcos von verbauten Verstärkern der Klasse AB.

Fazit und noch ein paar Sachen

Ich kann den Valco VKM25 rundum empfehlen. Sein Klang ist neben jenem des Teufel real Blue NC das Beste, was man unter 700 Euro im Bereich von Over-Ear-Bluetoothkopfhörern kriegen kann. Sein ANC und sein Transparenzmodus sind gut, aber noch nicht so gut, wie zB bei Bose oder Sony. Wer schon den VMK20 besitzt, sollte aber nur upgraden, falls er/sie dringend einen Transparenz-Modus haben will.

Zum Abschluss noch ein paar Worte über eine Kritik an Valco, die immer wieder auftaucht. Da hätten doch nur ein paar schlaue Finnen einen chinesischen Billig-Kopfhörer genommen, ein hübsches Logo drauf gedruckt und eine originelle Werbekampagne inszeniert, um die billigen Teile teuer verkaufen zu können, sagen manche. Tatsächlich kann man in „ChiFi“-Shops Kopfhörer finden, die den Valcos verdächtig ähnlich sehen. Nur: Valco macht gar kein Geheimnis daraus, dass sie als Basis für ihr Produkt einen chinesischen Kopfhörer genommen haben und dass sie auch ihr Produkt in China herstellen lassen. Was Valco aber macht: Man verwendet bessere Chips, bessere Materialdämmung und höherwertige Einzelkomponenten. Und dann ist da noch die Abstimmung des DSP, die in Finnland gemacht wird. Von Rosstäuschung kann also keine Rede sein. Valco verbirgt nichts und behauptet nichts, was nicht stimmen würde.

Audio-Technica ATH-A2000Z: So schön kann Kopfhörer

Der ATH-A2000Z ist das derzeitige Spitzenmodell in der „Art-Monitor-Reihe“ des japanischen Kopfhörer-Herstellers Audio-Technica. Das sagt schon mal was über den intendierten Verwendungszweck aus, nämlich das extrem kritische Hören gerade aufgenommener Musik durch Toningenieure im Musikstudio – Monitoring eben. Dazu eignet sich der ATH-A2000Z natürlich sehr gut, aber ist er auch für Genusshörer interessant?

Verpackung und Zubehör

Der ATH-A2000Z kommt in einer recht schlichten Box aus Pappe daher und hat außer einem Adapter, mit dem der 3,5mm-Stecker zu einem 6,3mm-Stecker wird, nur den Kopfhörer selbst zum Inhalt. Die Verpackung verkündet stolz „Made in Japan“ und listet die wichtigsten technischen Spezifikationen auf. Eine Aufbewahrungsbox oder ähnliches sucht man vergeblich.

Technische Daten

Der ATH-A2000Z ist ein geschlossener Kopfhörer mit 53mm großen Treibern, die in Japan handgefertigt werden.

Frequenzbereich: 5 bis 45.000 Hz

Impedanz: 33 Ohm

Empfindlichkeit: 101 dB/mW

Gewicht: 294 Gramm

Kabel: Fast verbautes, beidseitig geführtes vieradriges Kabel

Preis: UVP 680 Euro, Straßenpreis rund 500 Euro

Verarbeitung und Tragekomfort

Der ATH-A2000Z wirkt trotz seines geringen Gewichts stabil. Ob er das auch im Langzeitgebrauch ist, bleibt abzuwarten. Drei Monate hat er bislang jedenfalls bei mir überlebt, ohne auseinanderzufallen. Befestigt an einem Kopfband aus Metall werden die Ohrmuscheln mit Audio-Technicas hauseigenem „3D-Flügelswystem“ auf dem Kopf gehalten. Viele hassen dieses System, aber ich muss sagen, dass ich positiv überrascht wurde. Der Kopfhörer sitzt ausreichend fest auf dem Kopf und passt sich automatisch der jeweiligen Kopfform des Trägers an. Er sitzt ebenso sicher oder unsicher wie die meisten anderen Kopfhörer. Was ihn von manchen anderen deutlich abhebt: Er ist sehr bequem. Ehrlich gesagt einer der bequemsten Kopfhörer, die ich je hatte.

Ob man die Hörmuscheln aus Titan schön findet, ist Geschmackssache. Ich persönlich finde diesen metallischen Bling-Look nicht sonderlich ansprechend, aber zum Glück ist mir das Aussehen eines Kopfhörers komplett egal. Wer, aus welch absurden Gründen auch immer, damit aber in der Öffentlichkeit herumlaufen will, sollte sich vorher überlegen, ob er diesen sehr speziellen Look mag oder nicht.

Der Klang

Dem ATH-A2000Z gelingt, was nur sehr wenigen Kopfhörern gelingt: Er ist extrem detailliert und klar, aber er bestraft den Hörer trotzdem nie mit schrillen Zischlauten oder unkontrollierten Frequenzteilen. Das liest sich jetzt vielleicht unspektakulär, ist aber die Königsdisziplin im Kopfhörerbau. Details liefern kann bald ein Kopfhörer. Angenehm klingen kann auch manch anderer. Aber beides zu verbinden, das ist ganz großes Audio-Tennis.

Der ATH-A2000Z hat einen sehr kontrollierten Bassbereich und er gehört zu den wenigen Kopfhörern, die echten Tiefbass darstellen können. Er ist aber keine Bass-Schleuder. Die Bässe, von ca 25 Hz aufwärts, kommen klar und wenn es die Musik hergibt, auch sehr nachdrücklich an den Ohren an. Sie wummern aber nie in die anderen Frequenzen. Sie sind einfach nur plastisch und klingen wunderschön.

Die Mitten sind ganz leicht angehoben und verleihen dem ATH-A2000Z eine spezielle Lebendigkeit bei Stimmen. Die Mitten gehen nahtlos in sehr weit nach oben greifende Höhen über. Und diese Höhen sind glasklar, aber nie unangenehm.

Ich muss das deutlich sagen: Die Abbildung über den gesamten hörbaren Frequenzbereich ist wahnsinnig exakt, aber dennoch immer im Bereich des Angenehmen. Audio-Technica ist hier etwas gelungen, was ein großer Teil der Konkurrenz so nicht hinkriegt. Dieses Souveränität und Exaktheit bei gleichzeitiger Schönheit der Musik sucht ihresgleichen, egal in welcher Preisklasse.

Gute Boxen, Verstärker und Kopfhörer sind für mich solche, mit denen ich immer mehr und mehr Musik hören will. Der ATH-A2000Z macht genau das. Ich setze ihn auf und ich will stundenlang Musik hören. Wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann vielleicht den, dass die Kabel fest verbaut sind. Aber: Mir sind gute fest verbaute Kabel lieber als schlechte abnehmbare Kabel. Fix verbaute Kabel sind mir zB lieber als die blöden Mini-XLR-Anschlüsse, die zu Wackelkontakten neigen.

Fazit

Der ATH-A2000Z von Audio-Technica ist kein günstiger Kopfhörer, aber er ist einer der besten geschlossenen Hörer, die man kriegen kann, egal, was man dafür bezahlt. Ist er den Straßenpreis von 500 Euro wert? Ja, ist er. Würde Audio-Technica 1.500 Euro verlangen, wäre das auch noch angemessen. Der ATH-A2000Z ist meiner Meinung nach echte Referenz-Klasse und braucht sich vor keinem Flagschiff zu verstecken.

Kopfhörer Røde NTH-100: Dunkle Schokolade mit Qualitätsmängeln

Australien hat viel zu bieten. Kängurus, Bier, Riesenkrokodile, Bier, Wüsten, Schafe, Bier… und die Firma Røde Microphones, die, Überraschung, Mikrofone herstellt. Seit Anfang der 90er Jahre konkurriert das in Sydney ansässige Unternehmen mit alten Platzhirschen wie AKG, Sennheiser und Neumann. Røde-Mikrofone sind mittlerweile in vielen Tonstudios rund um die Welt zu finden, von denen großer Plattenfirmen bis zu den Keller-Studios ambitionierten Amateur-Produzenten. Die Mischung aus guter Qualität und fairem Preis überzeugt jährlich rund 60.000 Kunden, bei Røde einzukaufen. Anfang 2022 präsentierten die Australier ihren ersten Kopfhörer, den NTH-100, und der schlug gleich große Wellen in der Audio-Welt. Grund genug, den Hörer, der laut Røde „30 Jahre lang entwickelt wurde“, auszuprobieren. In aller Kürze: Er klingt toll, ist aber sehr schlecht verarbeitet.

Verpackung und Zubehör

Der je nach Händler zwischen 155 und 180 Euro kostende Kopfhörer kommt in einem simplen Pappkarton, in dem sich neben dem Hörer ein samtener Aufbewahrungssack, das 2,4 Meter lange Kabel sowie ein 6,3-Millimeter-Adapter befinden. Auf dem Karton findet sich neben den technischen Daten die stolze Aufschrift „Designed and Made in Australia“. Mich freut es immer, wenn Audioprodukte nicht in China gebaut werden. Nicht, weil China keine tollen Audioprodukte bauen könnte, sondern weil ich persönlich lieber Arbeitsplätze in Demokratien unterstütze als welche in Diktaturen. Glücklicherweise gibt es seit einigen Jahren einen regelrechten Boom an neuen Audio-Firmen rund um die Welt, gerade bei Kopfhörern. Ich nenne da nur Austrian Audio, Ollo Audio, Meze – lauter relativ neue Firmen, die sich auf hochwertige Kopfhörer spezialisiert haben und sich nicht nur gegenüber den traditionellen Herstellern wie Beyerdynamic, Sennheiser, Denon & Co durchsetzen müssen, sondern auch gegen viele Preis-Leistungs-Kracher aus China. Und sie alle konkurrieren natürlich auch miteinander. Für Konsumenten ist das toll, denn die haben nicht nur immer mehr Auswahl, sondern auch den Vorteil, dass die Hersteller schon etwas Besonderes bieten müssen, um am Markt bestehen zu können. Ist der Røde besonders? Schauen wir mal!

Verarbeitung und Tragekomfort

Der Røde NTH-100 ist ein geschlossener Kopfhörer mit Ohrmuscheln, die das Ohr umschließen. Er ist also ein Over-Ear. Die Ohrpolster bestehen aus Alcantara und sind mit einem speziellen Gel befüllt, das eine übermäßige Erwärmung verhindern soll. Der gut gepolsterte Bügel hat einen Metallkern, die Muscheln sind aus (hochwertigem) Kunststoff. Das abnehmbare Kabel kann sowohl an der linken als auch an der rechten Ohrmuschel angeschlossen werden. Das ist vor allem im Studiobetrieb praktisch. Vorbildlich: Die Ohrmuscheln sind auch mit Blindenschrift bedruckt. Insgesamt ist die Qualitätsanmutung sehr gut. Der NTH-100 wirkt stabil, edel und langlebig.

Leider ist er nicht so langlebig, wie erhofft. Nach nicht einmal zwei Monaten, in denen ich den Røde pfleglich behandelt hatte, brach das Plastikstück, mit dem sich die Länge des Kopfbügels justieren lässt, auf einer Seit entzwei. Damit wird der Kopfhörer sofort zum Totalschaden. Das ist absolut unzumutbar und disqualifiziert den NTH-100 nicht nur für den Einsatz im Studio, sondern auch für den Privatgebrauch.

Die Earcups haben eine dreieckige Form, die sich besonders gut an das menschliche Ohr anpassen sollte. Sollte. Die Muscheln sind in Natura nämlich vergleichsweise klein, was bei mir zur Folge hat, dass meine Lauscher gerade noch unter die Cups passen. Zusammen mit dem recht herzhaften Anpressdruck führt das dazu, dass der Hörer vor allem in den ersten Tagen schon nach rund zwei Stunden zu schmerzen beginnt. Bei mir wohlgemerkt. Jeder Kopf ist anders und jedes Paar Ohren auch. Nach einiger Zeit des „Einreitens“ verschwindet dieser negative Effekt aber nach und nach. Aber nie ganz. Das sollte bei einem Kopfhörer, der in erster Linie für die Arbeit im Studio und somit für stundenlanges Tragen gemacht wurde, nicht passieren. Das „kühlende Gel“ hat nicht wirklich eine spürbare Kühlwirkung, aber richtig heiße Ohren kriegte ich nach sehr langen Sessions auch nicht.

Insgesamt gebe ich der Verarbeitung 1/10 Punkte und dem Komfort 6/10.

Der Klang

Der Røde NTH-100 ist recht dunkel abgestimmt. Vor allem, wenn man wie ich eher „helle“ Hörer wie den AKG-K801, den Beyerdynamic DT-1990 oder den Austrian Audio HI-X65 gewöhnt ist, ist der erste Eindruck des Røde geradezu schockierend. Alles wirkt dumpf und finster, Aber trotzdem fallen einem schon beim ersten Hören Details in den Mitten auf, die man zuvor nie gehört hat. Und nach ein paar Tagen, wenn sich das Ohr an die Signatur des Røde gewöhnt hat und dessen Treiber sich ein bisschen freigespielt haben, fängt der Genuss an. Ich würde das damit vergleichen, ein Leben lang Milchschokolade gegessen zu haben und dann zum ersten Mal eine dunkle mit hohem Kakao-Gehalt. Zuerst vermisst man den sofortigen süßen Kick, aber nach und nach lernt man die Qualität der echten Schoko zu schätzen.

Die dunkle Abstimmung des Røde bedeutet nicht, dass der keine Höhen wiedergeben würde. Die Höhen sind alle da, aber sie sind nicht so betont wie bei anderen Hörern. Der NTH-100 hat einen trockenen, kräftigen Bass, vor allem im Oberbassbereich, was ihm einen gewissen Spaßfaktor verleiht, aber beim Einsatz zum Mixen bedacht werden muss, denn sonst werden die Mixe zu hell. Die wirklichen Stars der Røde-Show sind aber die Mitten. Die sind ungeheuer natürlich, intim und detailliert. Meiner Meinung nach spielt der Røde hier in der obersten Liga mit und steht den besten „Mitten“-Kopfhörern wie zB dem Sennheiser HD 650 in nichts nach. Es ist verblüffend, was der Røde im Bereich zwischen ungefähr 400 bis 4000 Hertz an tief im Mix verborgenen Details darstellen kann!

Die Abbildung von Stimmen ist, neben der ebenfalls sehr guten von Percussion, der Grund, warum man den Røde NTH-100 auch als Audiophiler im Blick haben sollte. Die tiefen Frequenzen sind auch beeindruckend und die Höhen sehr klar (sobald man sich an die dunkle Abstimmung gewöhnt hat), aber unter 500 Hertz und über 4000 Herz stellt sich kein sofortiger Wow-Effekt ein. Auch sonderlich schnell ist der NTH-100 nicht. Transienten geben etwa Grado-Kopfhörer oder auch die von Austrian Audio wesentlich rasanter wieder. Aber man verstehe mich nicht falsch, beim Røde hallt auch nichts über Gebühr nach. Es gibt nur noch „schnellere“ Hörer. In puncto Dynamik wiederum performt der Australier überdurchschnittlich. Lautstärkesprünge werden originalgetreu ans Ohr weitergereicht. Nicht übertrieben, aber klar besser als von den meisten anderen geschlossenen Mittelklasse-Kopfhörern. Die Stärke des Røde bei der Stimmwiedergabe prädestiniert ihn als Werkzeug für Podcaster, Youtuber und andere Produzenten von stimmlastigen Inhalten.

Die Räumlichkeit geht für einen geschlossenen Hörer voll in Ordnung. Im Vergleich zu vielen offenen Kopfhörern wirkt sie zunächst eng und stark fokussiert, aber je mehr man den Røde mit verschiedenen Musikstücken füttert, desto öfter überrascht er einen mit Sounds, die von „links außen“, „rechts unten“ usw zu kommen scheinen. Die „Bühne“ des NTH-100 ist also gelungen. Damit eignet er sich auch zum Gucken von Filmen und fürs (nicht professionelle) Gamen.

Der Røde gibt laut Herstellerangaben alles zwischen 5 Hertz und 35 Kilohertz wieder und hat eine Impedanz von 32 Ohm. Man braucht also keinen besonders starken Verstärker, um den NTH-100 sehr laut aufspielen zu lassen. In meinem Test habe ich bemerkt, dass der Røde bei jeder Lautstärke seine Contenance bewahrt und weder bei hoher Dezibelzahl verzerrt noch bei niedriger langweilig wird.

Klangwertung: 8/10

Fazit

Mit dem NTH-100 hat die australische Firma Røde einen hervorragenden klingenden geschlossenen Kopfhörer auf den Markt gebracht, der eine ganz eigene Klangcharakteristik hat, bei dessen Qualitätskontrolle aber gepfuscht wurde.

Teufel Real Blue NC: Der beste Bluetooth-Kopfhörer, den man derzeit kaufen kann

Mit dem neuen Real Blue NC ist der Firma Teufel jenes Kopfhörer-Meisterstück gelungen, das man den Berlinern schon lange zugetraut hat.

Anfang März brachte mir ein Paketbote den Real Blue NC von Teufel. Ich packte ihn aus, lud ihn auf, und fing um zehn Uhr vormittags an, Musik damit zu hören. Ich hörte Musik und ich hörte nicht auf, Musik zu hören. Mein Grinsen wurde breiter und breiter. Ungefähr zehn Stunden später setzte ich ihn wieder ab und war glücklich. Das ist mir bislang noch mit keinem Kopfhörer passiert. Je nach Güteklasse brauchte ich nach spätestens drei Stunden eine Pause. Mit dem Real Blue NC war es aber fast unmöglich, das Musikhören zu beenden, denn alles, was ich da hörte, war einfach zu schön. Es machte süchtig. Aber der Reihe nach!

Foto: Bernhard Torsch

Teufel baut schon lange gute Lautsprecher und gute Kopfhörer. Sogar einige der besten, die ich je gehört habe. Ich halte zum Beispiel die Standbox Definion 5 und ihr Nachfolgemodell, die aktive Stereo L, für Speaker, die jeden Audiophilen zufriedenstellen sollten und die mit Konkurrenzprodukten mithalten können, die mehr als das Doppelte kosten, ja sogar viel mehr als das Doppelte. Mit den Top-Produkten seiner Lautsprecher hat Teufel nämlich exakt den Punkt getroffen, ab dem man nur mehr minimale Verbesserungen erreichen kann, selbst wenn man zehntausende Euros dafür zahlt. Die Kopfhörer von Teufel waren auch immer schon gut, aber ein wirklich klar herausragendes Produkt, das mit den Definions oder den Stereo L vergleichbar wäre, also genau den „point of diminishing return“ traf, ab dem man nur mehr für minimale, oft kaum wahrnehmbare Sound-Upgrades zahlt, fehlte. Bis jetzt.

Man verstehe mich nicht falsch! Teufels Kopfhörer, wie etwa der kabelgebundene Real Z, waren sehr gut, vor allem für den verlangten Preis. Allein die etwas klapprige Verarbeitung und das Erscheinungsbild waren nur mittelmäßig. Tonal war der Real Z schon weit vorne mit dabei und keinen Deut schlechter als zB ein AKG K701 oder ein Sennheiser HD-650. Der On-Ear Bluetooth-Hörer „Supreme On“ von Teufel klingt sehr gut und sieht schick aus und ist zusammen mit dem Vorgänger des aktuellen Real Blue ein beachtlicher Fortschritt in Sachen hochwertige Musikwiedergabe über Bluetooth. Das alles war und ist gut, aber es war noch nicht Weltklasse.

Der neue Real Blue NC spielt jetzt in der Weltklasse mit. Er sieht aus wie Weltklasse, er fühlt sich an wie Weltklasse und er klingt vor allem wie Weltklasse. Erhältlich ist er in den Farben Blau, Weiß und Schwarz.

Bluetooth wird erwachsen

Ich war gegenüber Bluetooth-Kopfhörern lange skeptisch. Ich verfolgte den Markt zwar und sah, dass sie immer besser wurden, aber ich war nicht überzeugt. Trotz all der neuen Codecs mit fancy Namen wie AptX, AAC oder LDAC war das halt doch eine verlustbehaftete Übertragung. Als Audio-Snob war ich fest der Meinung, kabelgebundene Hörer seien das einzig Wahre. Ich hörte schon öfters mal rein in die Bluetooth-Welt, aber selbst die neuesten Angebote von Bose, Sony oder Apple konnten mich nicht zu 100 Prozent überzeugen. Das lag aber nicht an Bluetooth, sondern an der verbauten Technik, an Treibern und DSPs. Der Bose Quiet Comfort 35 war mir schlicht zu warm, also allzu basslastig und oben herum nicht luftig genug. Dasselbe traf auf die Sonys zu, die ich hörte. Der Apple war eine Spur neutraler, aber irgendwie blutleer.

Der erste Bluetooth-Kopfhörer, der mir wirklich imponierte, war der VMK20 der finnischen Firma Valco. Mit dem klang Musik über Bluetooth für mich zum ersten Mal natürlich und verdammt nahe an dem, was sonst nur hochpreisige Kabel-Kopfhörer bieten können. Die Schwäche des Valco: Seine Treiber sind nicht so gut wie seine Digitale Signalverarbeitung. Auf Deutsch: Im Bluetooth-Modus klingt er super, über Kabel verbunden eher mittelmäßig. Das wird den meisten Leuten egal sein, mir aber nicht. Ich bin da ein bisschen pedantisch. Aber trotzdem: Für den Preis (170 Euro) ist der Valco super und eine valide Empfehlung.

Dann kam mir der Austrian Audio Hi-X25BT (150 Euro) ins Haus. Der hatte einen kristallklaren Sound. Sehr analytisch und hell und extrem hoch auflösend. Und obwohl der nur den einfachsten Bluetooth-Codec SBC beherrschte, war da fast kein wahrnehmbarer Unterschied mehr zum Betrieb via Kabel. Das lag an den Treibern, die einfach besser sind als die von Valco, Bose, Sony & Co. Aber meine Skepsis gegenüber Bluetooth war überwunden. Ich wusste nun, dass man auch mit Kopfhörern, die für den mobilen Einsatz gedacht sind, kaum mehr Kompromisse beim Sound machen muss.

Der neue Maßstab aller Bluetooth-Dinge

Und dann kriegte ich den Teufel Real Blue NC zum Testen und ich kann ohne zu lügen und ohne von Teufel dafür bezahlt worden zu sein sagen: Das ist der beste Bluetooth-Kopfhörer, den ich bislang ausprobieren konnte. Und nicht nur das, er ist sogar einer der besten Kopfhörer überhaupt, die ich bislang ausprobieren konnte. Der braucht sich vor keinem Sennheiser HD660S, keinem Hifiman Sundara, keinem AKG-K712, keinem Sony MDR-Z7M2 oder sonst einem Hörer zwischen 200 und 1.000 Euro zu verstecken. Und egal, ob mich die Audiophilen-Community jetzt kreuzigt: Mir gefällt der sogar besser als der Meze Empyrean (3.000 Euro).

Im Gegensatz zu manch anderen Kritikern, die den Real Blue NC getestet haben, kann ich nicht bestätigen, dass er im Bluetooth-Modus besser klänge als über Kabel. Für meine Ohren klingt er im Gegenteil über Kabel ein ganz klein wenig, wirklich gaaanz wenig besser. Das spricht für die hohe Qualität der Treiber. Leider liefert Teufel nur ein kurzes 3mm auf 3mm-Kabel mit, was schade ist eben weil der Real Blue NC auch an der Strippe so gut ist, dass er locker viele dezidiert kabelgebundende Cans ersetzen könnte. Ebenfalls ein bisschen enttäuschend, auch wenn es nur eine kleine Minderheit an Freaks wie mich betrifft, ist der fehlende „Hybrid-Modus“, also die Möglichkeit, Musik auch über USB wiederzugeben. Der Austrian Audi Hi-X25BT und der Hifiman Ananda-BT können das, und wenn man es einmal benützt hat, will man diese Funktion nicht mehr missen. ABER: Der Teufel ist auch über Bluetooth so gut, dass allenfalls Tonstudio-Besitzer die Hybrid-Funktion vermissen werden, und die gehören nicht zur Zielgruppe des Real Blue NC.

Teufel bietet übrigens auch einen um rund 50 Euro günstigeren Real Blue an, der dann aber ohne Aktive Geräuschunterdrückung und ohne Transparenzmodus auskommen muss. Wer auf beides verzichten kann, sollte einen ziemlich gleich gut klingenden Hörer kriegen, kann sich aber ein paar Euro sparen. Nach einigen Testtagen kann ich aber sagen, dass ich beide Funktionen zu schätzen gelernt habe. Teufel hat in Sachen ANC deutlich nachgebessert und liegt damit jetzt fast auf dem Niveau der Platzhirsche Bose und Sony. Fast. Die Geräuschunterdrückung wie auch der Transparenzmodus, der Außengeräusche durchlässt, sind bei der teureren Konkurrenz immer noch ein ganz klein wenig besser. Wem es also nur darauf ankommt, die Außenwelt per Knopfdruck zum Verstummen zu bringen, hat andere Optionen, die das noch besser machen als der Teufel. Auch ein automatisches Pausieren der Musik, wenn man den Kopfhörer abnimmt, muss man beim Teufel verzichten. Aber wem Klang auch nur ansatzweise wichtig ist, dem kann ich angesichts der 220 Euro, die der Teufel normalerweise kostet, und den vielen Aktionen, bei denen er schon ab 199 Euro zu haben ist, nicht guten Gewissens zu etwas anderem als dem Real Blue NC raten.

Was ist es nun, das mich so ein Jubel-Review schreiben lässt? Was törnt mich dermaßen an am Real Blue NC? Die schnelle Antwort: Der Sound „passt einfach“. Die Abstimmung der Frequenzen aufeinander ist nahe an der Perfektion. Der Bass ist enorm kraftvoll und geht bis auf 10 Herz runter. Und das ist hier nicht nur Marketing-Blabla. Wenn es die Musik oder der Soundtrack eines Films hergeben, kann der Teufel tatsächlich einen Subwoofer-Effekt an die Ohren weiterreichen. Aber der Bass ist nicht nur stark und tief, er ist vor allem auch kontrolliert. Er kann Techno UND Jazz-Stehbass. Er kann Hip Hop UND Folkrock. Er kann Metal-Kickdrums UND Fusion. Aber noch wichtiger: Er ist sauber definiert und macht nicht aus dem ganzen Kopfhörer eine einzige Bass-Kanone. Übergangslos geht der Bass in die Mitten über, die wunderbar samtig und gleichzeitig detailliert sind, und die Mitten wiederum schließen nahtlos an die Höhen an. Es entsteht ein tonales Ganzes, das Musik zu einem wunderbaren Genuss macht. Die Bühne ist für einen geschlossenen Kopfhörer recht weit, vor allem aber dreidimensional, also auch vertikal fein gestaffelt.

Freude an der Musik

Mir hat kaum ein anderer Kopfhörer soviel FREUDE an der Musik vermittelt wie der Real Blue NC. Ja, andere sind analytischer. Klar, andere sind für Mixing und Mastering geeignet. Sicher, andere zeigen noch den kleinsten Fehler und das am tiefsten im Mix versteckte Detail auf. Aber so faszinierend das sein kann, letztendlich will man Musik GENIESSEN. Und es ist nicht so, als würde der Teufel nicht hoch auflösen oder als würde er Details unterschlagen. Es ist alles da, aber es brüllt einem nicht ins Ohr: „HEY, ICH BIN DAAAA!“ Es fügt sich alles einfach zu einem harmonischem Ganzen zusammen, das einen mit Musik umschmeichelt wie ein warmes Bad oder die Umarmung einer/eines Geliebten. Oder wie Livemusik.

Manche „analytische“ Kopfhörer erinnern an ein mit hellem LED-Licht ausgeleuchtetes Labor, wo Menschen in weißen Wissenschaftler-Kitteln die Musik streng untersuchen und auseinandernehmen. Der Real Blue NC dagegen ist wie ein gemütliches Zimmer mit flauschigen Wandteppichen, weichen Polstern, Perlenvorhängen und Lavalampen. Oder: Ist der eine Kopfhörer ein olympisches Schwimmbad mit kühlem, klaren Wasser, so ist der Teufel wie ein Wellness-Ressort mit Massagen und Sauna und Whirlpool. Beides hat seine Berechtigung, aber nach Jahren des Begutachtens von Lautsprechern und Kopfhörern bin ich inzwischen ein Fan des Wellness-Prinzips. Allerdings, wie schon erwähnt: Das ist der Eindruck, den der Real Blue NC hinterlässt. Technisch KANN er auch gleich viel wie die Analytiker und Technokraten unter seinen Kollegen. Er macht dabei aber… Spaß. Gerade auch der Betrieb am TV ist empfehlenswert, da der Teufel mit seiner Fähigkeit, einen Subwoofer nachzuahmen, Filmen und Serien ein echtes Kinofeeling verleiht. Die Latenz ist zumindest für mich nicht existent, so dass nie der Eindruck entsteht, es gäbe eine Bild-Ton-Schere. Ob das Gamer, bei denen es auf jede Millisekunde ankommt, auch so sehen bzw hören, kann ich nicht beurteilen.

Bedient wird der Teufel übrigens nicht mehr über Touch-Flächen, sondern über einen Ein-Aus-Schalter an der linken Hörmuschel sowie über einen Mini-Joystick an der rechten Muschel. Das funktioniert prima und besser als die meisten kapazitiven Touch-Bedienungen. Lautstärke-Regelung, Zum nächsten oder vorherigen Song springen, Anrufe annehmen oder ablehnen – all das funzt klaglos und nach kurzer Umgewöhnung zuverlässiger als das Streichen und Klopfen, mit dem die meisten Konkurrenzprodukte bedient werden müssen. Telefonieren ist mit dem Real Blue NC ein Vergnügen, denn der Anrufer kommt klar rüber und die eigene Stimme wird sehr gut übertragen. Smartphone- oder Tabletbesitzer sollten sich die kostenlose Teufel Headphones-App herunterladen. Mit der kann man nicht nur ganz einfach das ANC oder den Transparenz-Modus ein- und ausschalten, sondern hat auch Zugriff auf Updates und einen recht umfangreichen Equalizer. Ich habe den Kopfhörer in seiner Default-Abstimmung „neutral“ getestet, da ihn nicht jeder Käufer am Smartphone betreiben wird und ein quasi auf Null gestellter EQ den besten Eindruck von der Fähigkeit der Treiber vermittelt.

Fazit

Der Real Blue NC von Teufel ist einer der besten Bluetooth-Kopfhöer, ja einer der besten Kopfhörer überhaupt, die man derzeit kaufen kann. Für das, was er kann, hat er noch dazu einen echt fairen Preis (229 Euro, derzeit 199). Ich persönlich liebe die Soundsignatur. Perfekt wäre der Kopfhörer, wenn er noch einen Hybrid-Betrieb über USB zuließe und ein besseres Kabel beigepackt hätte. Aber beides werden nur wenige vermissen. Egal, was da noch kommen mag, für mich ist der Real Blue NC DER Kopfhörer der Saison 2021/22 und der neue Standard in Sachen Bluetooth-Headphones.

Foto: Lautsprecher Teufel

Tronsmart Onyx Prime: Einstieg in die In-Ear-Oberklasse

Mit dem neuen In-Ear-Kopfhörer Onyx Prime will die chinesische Firma Tronsmart Kunden ansprechen, die großen Wert auf audiophilen Klang legen. Schauen wir uns an, ob das geglückt ist!

Seit der Technik-Enthusiast Eric Cheng im Jahr 2008 im „chinesischen Silicon Valley“ Shenzhen die Firma Tronsmart gründete, verfolgen er und sein Team das Ziel, hochwertige Audio-Produkte zu Kampfpreisen herzustellen. Bislang waren die Produkte gut, aber nicht außergewöhnlich. Mit dem Onyx Prime hat sich das geändert, denn der ist sowohl von den technischen Daten her, vor allem aber im realen Betrieb tatsächlich eine kleine Revolution.

Auf der Verpackung der In-Ear-Kopfhörer, die je nach Händler und Angebot derzeit zwischen 60 und 70 Euro kosten, druckt Tronsmart selbstbewusst: „Made for Audiophiles“. Wer so wirbt, muss auch einen Sound liefern, der audiophilen Standards wenigstens nahe kommt. Schaffen die Onyx Prima das? Kurze Antwort: Ja. Die sind tatsächlich mehr als bloße Spaßkopfhörer und kommen dem, was tatsächlich audiophile Over-Ears leisten, schon sehr nahe.

Foto: Bernhard Torsch

Technik? Ja

Tronsmart hat die Onyx Prime mit Technik vom Feinsten vollgestopft. Da ist zunächst der Chip von Qualcomm, ein QCC3040, der Bluetooth 5.2 ebenso unterstützt wie AptX adaptive, letzteres ein Bluetooth-Codec, der eventuelle Latenzen zu fast 100 Prozent eliminiert. Außerdem an Bord: CVC8.0, eine Geräuschunterdrückung für die eingebauten Mikrophone, die Hintergrundgeräusche wegfiltert und für klare Telefonate sorgen soll. Der Chip ermöglicht weiters True Wireless Mirroring. Das bedeutet in der Praxis, dass beide Ohrstöpsel gleichzeitig angesteuert werden und beide die Rolle des „Haupt-Empfängers“ übernehmen können, je nachdem, welcher gerade den besseren Empfang hat. Das verbessert sowohl die Reichweite der Bluetoothverbindung als auch die Tonqualität. Was leider fehlt: Ein Aktives Noise Cancelling und ein „Transparenz-Modus“.

Der wahre Technik-Hammer steckt aber in der Hardware, denn Tronsmart verbaut hier insgesamt gleich vier Treiber. Pro Earbud je zwei dynamische für die Bässe und und untere Mitten und zwei Balanced Armature-Treiber für obere Mitten und Höhen. Balanced Armature-Treiber findet man normalerweise erst in High-End-Geräten und eine Kombination mit dynamischen Treibern ist eine delikate Operation, an die sich nur sehr wenige Hersteller trauen.

Der Klang

Modernste Technik ist also im Überfluss vorhanden. Aber führt das auch zu einem guten Klang? Ja, tut es. Der Onyx Prime hat mich tatsächlich positiv überrascht, denn was ich da hörte, war kein simples „Bumbumm“, kein Krächzen und Tröten, sondern sehr fein gezeichnete Musik. Ich habe mich durch meine üblichen Playlists gehört, die ich zum Testen von Kopfhörern verwende, und ich hatte nie den Eindruck, ich hörte mit einem Gerät, das deutlich unter 100 Euro kostet. Die Bässe sind tief, aber nicht so stark, dass sie das andere Tonspektrum zuschmieren würden. Sie sind im Gegenteil klar definiert, beeindruckend konturiert und können bei Bedarf ordentlich zulangen. Bässe haben eine hohe Qualität, drängen sich aber nicht in den Vordergrund.

Die Mitten sind erfreulich klar und detailliert. Songtexte sind sehr gut verständlich, ebenso Dialoge in Filmen oder Serien. Der Onyx Prime kann auch die feinen Nuancen in Stimmen gut abbilden. Auch Mitten-Details wie mehrere gleichzeitig spielende Gitarren und in den Hintergrund gemischte Percussion reichen die Tronsmarts mühelos an die Ohren weiter. Das hat durchaus Klasse und ist angesichts des Preises viel besser, als man vermuten könnte.

Im Hochtonbereich zeigen die Balanced Armature-Treiber, wozu sie fähig sind. Der oft verwendete Marketing-Ausdruck „kristallklar“ trifft hier durchaus zu. Die hohen Frequenzen werden deutlich und fein aufgelöst wiedergegeben und das sogar ohne nervige Zischlaute. Das macht der Onyx Prime stellenweise sogar besser als manche High-End-Over-Ears. Respekt!

Verbessert hat Tronsmart auch den Equalizer in der App. Diesmal sind schon die Presets gut gelungen. Mir persönlich gefielt interessanterweise die Voreinstellung „Deep Bass“ am besten, da sie für meine Ohren am neutralsten klang. Wer mehr Kontrolle will, kann mit dem Fünf-Band-EQ auch sein persönliches Klangprofil erstellen. Die App gibt es kostenlos in diversen App-Stores.

Die Bühne ist sehr klein, aber das ist sie mit allen in-Ear-Kopfhörern. Dafür ist sie ausreichend tief und die Ortung der Instrumente ist exakt. Für Gamer und Menschen, die gerne Filme gucken, wichtig: Die Latenz des Onyx Prime ist quasi nicht wahrnehmbar. Schaltet man den Game-Mode ein, reagiert der Kopfhörer sogar noch schneller.

Komfort und Fazit

Der Tragekomfort ist gut. Die Buds sitzen sicher und ohne Druckgefühl in den Ohren. Die Bedienung ist nach kurzer Einübung auch intuitiv und die Buds reagieren auf Touch-Befehle verlässlich und fast ohne Verwechslungen. Mit einer Ladung kann man in etwa sieben Stunden lang Musik hören oder Gamen. Mit der voll aufgeladenen Ladebox verlängert sich die Laufzeit auf rund 40 Stunden. Das sind gute Werte, wenn auch keine rekordverdächtigen.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Onyx Prime von Tronsmart eine für den Preis sehr gute Vorstellung gibt. Er klingt ausgewogen und löst hoch auf. Musikliebhaber dürfen hier ebenso zuschlagen wie Gamer und Filmfreunde.

Teufel 3Sixty: Das ultimative Radio

Die Neuauflage des Erfolgsmodells kommt nun mit Farbdisplay, Fernbedienung und Amazon Music.

Als die Berliner Soundexperten von „Lautsprecher Teufel“ 2018 das Radio 3Sixty auf den Markt brachten, war das durchaus eine technische Sensation, denn kein anderer Hersteller hatte ein vergleichbares Produkt im Angebot, das mit dermaßen kompakten Ausmaßen einen derartig überzeugenden 360-Grad-Sound ins Wohnzimmer oder in die Küche brachte. Egal, wo man das Ding aufstellte, es versorgte den ganzen Raum mit satter und überraschenderweise durchaus hochwertig klingender Musik. Seit gut einem Jahr gibt es nun das Nachfolgemodell und das ist Grund genug, zu prüfen, ob es immer noch so gut ist wie das Original.

Form & Function

Das aktuelle 3Sixty hat die kompakte Formsprache des Vorgängers beibehalten, trumpft jetzt aber mit einem Farbdisplay auf und hat ab Werk die Streaming-Dienste Spotify und Amazon Music eingebaut. Natürlich kann man via Bluetooth auch jeden anderen Musik-Dienst in ausgezeichneter Qualität benutzen. AptX ist an Bord und sorgt für hohe Übertragungsgeschwindigkeiten. Über WLAN gibt es Zugriff auf tausende Internetradios aus aller Welt und wer mag, kann auf digitale DAB+-Sender zugreifen. Natürlich funktioniert das 3Sixty auch als „klassisches“ Radio und hat eine Teleskopantenne für guten FM-Empfang verbaut. Über einen USB-Anschluss lassen sich per Stick sogar High-Res-Dateien wie FLAC und WAV wiedergeben. Und weil das 3Sixty wirklich ein Alleskönner ist, hat es sogar eine Weckfunktion verbaut.

Bild: Lautsprecher Teufel

Das neue LCD-Farbdisplay gibt dem 3Sixty einen zeitgemäßen Look und beeindruckt mit klaren, gut ablesbaren Informationen. Die Fernbedienung, die beim Vorgänger noch fehlte, ist eine praktische Dreingabe, die man bald zu schätzen lernt, wenn man nicht immer am Gerät selbst oder via App Lautstärke oder andere alltägliche Funktionen einstellen will. Das neue 3Sixty ist minimal höher und tiefer als das Vorgängermodell, aber immer noch extrem kompakt.

Die Einrichtung des 3Sixty ist eigentlich selbsterklärend. Man schaltet es ein, navigiert mit dem Drehrad auf das Symbol für Internet, gibt das WLAN-Passwort ein und los geht es. Alternativ kann man zur Einrichtung auch die kostenlose Teufel Remote App verwenden. Bei mir klappte beides problemlos.

Klang

Schon das erste 3Sixty war eine absolute Überraschung, denn dass mit einem dermaßen kompakten Gerät so eine volle, raumfüllende und dazu noch fast high-endige Musikwiedergabe möglich war, ließ mich staunen. Das aktuelle Modell hat da noch ein paar Schippen drauf gelegt. Die von Teufel entwickelte Dynamore-Technik, die mit zwei rundum strahlenden Hochmittelton-Treibern sowie einem nach unten gerichteten Subwoofer arbeitet, ist zwar im Prinzip dieselbe wie beim Vorgänger, hat aber mit einem zusätzlichen passiven Bassreflex-Kanal noch einmal mehr Power bekommen. Dieses System schafft es, schon bei leiser Wiedergabe äußerst fein und tonal überzeugend aufzuspielen und wird, dreht man die Lautstärke hoch, zu einem regelrechten Hifi-System, das ohne Probleme selbst größere Zimmer mit Musik in Partylautstärke bespielen kann. Und selbst bei hoher Lautstärke bleibt der Teufel ausgewogen und kommt nicht ins Schwitzen. Keine Verzerrungen, keine einander auslöschende Überlappung der Frequenzen, kein Pfeifen oder Fiepen. Da kommt einfach nur Musik in sehr guter Qualität raus und beim Hören fragt man sich immer wieder mal, wie zum Teufel Teufel das schafft. Klar, mit einer ausgewachsenen und hochwertigen Stereoanlage kommt der Winzling dann doch nicht mit, aber er kommt verdammt nahe ran. Das kann zu diesem Preis und mit diesem Formfaktor derzeit kein anderer Hersteller.

Im Detail beeindruckt die enorme Räumlichkeit des Sounds sowie dessen Facettenreichtum. Das 3Sixty ist das einzige Radio, das einen dermaßen detaillierten Einblick ins musikalische Geschehen erlaubt und das dabei auch noch natürlich klingt. Mehr High-Fidelity geht derzeit zu diesem Preis und in dieser kompakten Form einfach nicht, egal, wo man sucht. Es gibt einige Konkurrenzprodukte, die für sich genommen gut bis sehr gut klingen, aber keines davon kann dem Teufel in Sachen Dreidimensionalität und schierer Kraft das Wasser reichen.

Fazit

Das neue 3Sixty von Teufel ist ein kompakter Allrounder, der keine Wünsche offenlässt und den ich allen empfehlen kann, die ein Radio suchen, das verbindungstechnisch alle Stückerln spielt und beim Sound keine Kompromisse eingeht. Das 3Sixty ist in den Farben Schwarz und weiß erhältlich

Bild: Lautsprecher Teufel

Austrian Audio Hi-X25BT: Der komfortable Alleskönner

Die Wiener Firma Austrian Audio, von der ich kürzlich den herausragenden Kopfhörer Hi-X65 getestet habe, ist sehr umtriebig und hat in der Zwischenzeit gleich drei neue Modelle auf den Markt gebracht. Neben dem Hi-X60, einem geschlossenen Pendant zum X65, gibt es nun auch in der preislichen Einsteigerklasse Neuigkeiten, nämlich den Hi-X15 und den Hi-X25BT. Letzteren habe ich einer eingehenden Begutachtung unterzogen.

Es ist erfreulich, dass Austrian Audio nicht dem schon ins Absurde abgleitenden Trend vieler anderer Hersteller folgt, immer teurere Kopfhörer auf den Markt zu werfen. Inzwischen ist es ja fast schon normal, wenn Spitzen-Kopfhörer bis zu 5.000 Euro kosten und die Fachpresse bzw. die lieben Influencer auf Youtube & Co Kopfhörer zwischen 1.000 und 2.000 Euro als „Mittelklasse“ bezeichnen. Nun habe ich grundsätzlich nichts gegen überteuerte Luxus-Spielzeuge für Menschen, die nicht mehr wissen, was sie mit ihrem Geld anfangen sollen, aber sympathischer sind mir Produkte, die ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis haben. Die Kopfhörer von Austrian Audio haben ein solches. Der Hi-X65 kann zum Beispiel mit seinen auch nicht gerade günstigen 350 Euro einige Super-Flaggschiffe, die vierstellige Beträge kosten, übertrumpfen. Wie aber schlägt sich ein Produkt wie der Hi-X25BT, der gerade einmal 149 Euro kostet?

Der Hybrid

Der Hi-X25BT kann gleich auf drei Arten Musik machen. Klassisch im passiven Betrieb per Kabel an einen Verstärker angeschlossen, digital über eine USB-Verbindung zB zu PC oder Laptop und kabellos im Bluetooth-Modus. Das klingt vielleicht nach Overkill, erweist sich aber in kürzester Zeit selbst für reine Genusshörer wie mich als großer Vorteil. Will ich Musik in bestmöglicher Qualität hören, kommt der Hörer per Kabel an den Verstärker. Da können die High-Excursion-Treiber ihre beachtlichen tonalen Fähigkeiten am besten ausspielen. Will ich aber am PC arbeiten und dabei Musik hören oder Youtube gucken, nutze ich die USB-Verbindung. In diesem Modus arbeiten der interne DAC und der interne Verstärker des Hi-X25BT. Und wenn ich mich draußen herumtreibe, schalte ich auf Bluetooth und kann kabellos Musik hören. Diese Vielseitigkeit ist für den aufgerufenen Kaufpreis schon mal sehr beachtlich und etwas, was die meisten Mitbewerber nicht bieten.

Lieferumfang, Materialqualität und Verarbeitung

Der Hi-X25BT kommt in einer unkomplizierten Box. Geliefert werden neben dem Kopfhörer ein 1,3 Meter langes USB-C-Kabel samt Adapter für USB-A, ein 1,4 Meter langes USB-Auf-Klinke-Kabel (3,5mm samt Adapter für 6,3mm) sowie eine Stofftasche, in der man den Kopfhörer transportieren kann. Das ist eine völlig ausreichende und durchdachte Ausstattung mit einem kleinen Minuspunkt: Ein Hardcase statt des Säckchens wäre besser für einen sorgenfreien Transport. Mich stört es nicht, aber wer mit dem Hi-X25BT oft verreist, könnte sich einen stabileren Schutz wünschen.

Ansonsten ist der Hi-X25BT sehr gut verarbeitet. Er lässt sich, wie seine größeren Brüder von Austrian Audio, platzsparend zusammenfalten und hat minimal kleinere, aber immer noch ausreichend große Ohrpolster aus angenehm weichem Kunstleder. Das an den richtigen Stellen gepolsterte Kopfband ist aus Metall, und auch wenn dieses ein bisschen dünner ist als bei den teureren Modellen, wirkt es ausreichend stabil. Wichtig: Nichts knarzt und quietscht. Der Hi-X25BT fühlt sich nicht so luxuriös an wie zB der Hi-X65, aber auch nicht wie ein Spielzeug. Ich würde sagen, Materialqualität und Verarbeitung sind völlig okay und über dem Durchschnitt anderer Kopfhörer in dieser Preisklasse.

Wo aber hat Austrian Audio gespart, um auf die angesichts des Gesamtpakets durchaus als Kampfpreis zu bezeichnenden 149 Euro zu kommen? Nun, die Hi-X15 und Hi-X25BT wurden zwar in Wien entworfen und entwickelt, werden aber in China gebaut. Andere Hersteller machen das mit all ihren Kopfhörern so, auch wenn sie 2.000 Euro dafür verlangen. Bei Austrian Audio werden die höherpreisigen Modelle alle in Wien gefertigt. Gegen „Made in China“ spricht grundsätzlich auch nichts, solange die Qualitätskontrolle hinhaut, und das tut sie hier.

Tragekomfort

Wichtig bei allen Kopfhörern, aber vor allem bei solchen, die man sowohl mobil wie auch Zuhause verwenden will, ist der Komfort. Hier kann der Hi-X25BT auf voller Linie überzeugen. Die Position der Ohrmuscheln lässt sich passgenau auf jede Kopfform einstellen. Ich habe mit diesem geschlossenen (!) Kopfhörer schon zehn Stunden lang durchgehend Musik gehört und dabei nicht mal warme Ohren gekriegt. Von Zwicken oder Drücken kann gar nicht erst die Rede sein. Das mag natürlich auf anderen Köpfen anders sein, aber ich kenne nun doch schon so einige Kopfhörer-Modelle, und die von Austrian Audio gehören zu den bequemsten von allen. Schön, dass hier auch bei den Einsteigermodellen nicht am falschen Platz gespart wurde. Mit 270 Gramm ist der Hi-X25BT auch angenehm leicht.

Foto: Bernhard Torsch

Bedienung

Da der Hi-X25BT weder Aktives Noise-Cancelling hat noch über eine eigene App gesteuert werden kann, ist die Bedienung angenehm simpel.

Einschalten: Die Power-Taste an der Unterseite der rechten Ohrmuschel zwei Sekunden lang drücken.

Bluetooth-Pairing: Die Power-Taste im ausgeschalteten Zustand fünf Sekunden lang gedrückt halten.

Lauter: Auf dem kapazitiven Touch-Feld auf der rechten Ohrmuschel nach oben streichen, Lässt man den Finger danach auf dem Touch-Feld, geht die Lautstärke weiter nach oben,

Leiser: Nach unten streichen.

Musik starten oder pausieren: Einmal auf das Touch-Feld tippen.

Nächster Titel: Zweimal auf das Touch-Feld tippen.

Vorheriger Titel: Dreimal auf das Touch-Feld tippen.

Anruf annehmen: Einmal auf das Touch-Feld tippen.

Anruf ablehnen: Zweimal auf das Touch-Feld tippen.

Das alles klappte bei mir gut. Ein bisschen nervig: Jeder Eingabebefehl wird mit einem Piepen bestätigt.

Für den digitalen Betrieb muss man den Kopfhörer per USB anschließen, einschalten und dann die Power-Taste einmal kurz drücken. Dann sollte der Hi-X25BT als Ausgabegerät im Menu des PC erscheinen.

Der Klang

Der Hi-X25BT hat eine ähnliche Klangsignatur wie seine teureren Brüder aus dem Hause Austrian Audio. Er ist ein recht „heller“ Hörer. Der Bass, der bei meinem Modell übrigens nach ca zwei Tagen Einspielzeit deutlich an Kraft zulegte, ist punchy, aber nicht dominant. Die Mitten sind ein bisschen betont und die Höhen kristallklar. Der Star der Show ist der Speed der Treiber. Die High-Excursion-Technologie von Austrian Audio sorgt für blitzschnelles Ansprechverhalten bei Transienten und damit für ein extrem lebendiges Klangbild. Das ist keine Klangcharakteristik für Bassfreaks und/oder ungeübte Lauscher, aber wer Musik lieber exakt und detailliert hört als „sahnig“ oder sonst wie geschönt, kommt hier auf seine Rechnung. Schlechte Aufnahmen werden recht gnadenlos bloßgestellt, gute klingen aber umso besser. Man hört dem Hi-X25BT seine Gene als Studiowerkzeug an. Er klingt mehr nach Monitor als nach Hifi – was ich für eine gute Sache halte. Die Bühne ist für einen geschlossenen Kopfhörer recht weit und die Ortbarkeit von Instrumenten exakt, was ihn auch zu einem guten Gaming-Kopfhörer machen dürfte. Es dürfte schwer sein, um den Preis andere Kopfhörer zu finden, die mehr Details in der Musik aufzeigen. Zu den teureren Markenbrüdern wie dem Hi-X65 hält der Hi-X25BT freilich doch noch einen Respektabstand. Es wäre aber auch verwunderlich, wenn er mit seinen 149 Euro gleich gut klänge wie sein Kollege um 349 Tacken.

Wer Musik nicht analytisch hören will oder keine Erfahrung mit guter Klangwiedergabe hat, sollte vielleicht zu einem der üblichen Verdächtigen aus der Liga Bose, Sony usw. greifen. Der Hi-X25BT ist eher was für Audiophile, die sich aber nicht gleich verschulden wollen. Die Verständlichkeit von Dialogen in Filmen oder Serien ist exzellent. Eine merkbare Latenz fiel mir beim Filmschauen über Bluetooth nicht auf. Die Qualität von Telefongesprächen geht in Ordnung, aber das machen Teile der (teureren) Konkurrenz besser. Für längere berufliche Videokonferenzen ist der Hi-X25BT nur bedingt zu empfehlen. Am besten klingt der Hi-X25BT als passiver Kopfhörer, der mit einem Verstärker betrieben wird. Da kann er ohne jede Limitierung seine Stärken ausspielen. Im digitalen Modus, also über USB verbunden, muss der interne DAC/Amp ran. Auch da tönt der Hi-X25BT sehr fein, wenn auch auf 16bit/48KHz beschränkt (was immer noch ein bisschen über CD-Qualität liegt). Und wie ist es im mobilen Betrieb?

„Nur“ SBC

Bei den Bluetooth-Codecs gibt sich Austrian Audio „geizig“ und verbaut nur den Grundstandard SBC. Kein AptX oder AAC weit und breit. Das ist aber nicht weiter tragisch, denn die Ingenieure von Austrian Audio wissen, dass das Wichtigste die Treiber und deren Abstimmung auf das Gehäuse sind. Man hat hier meiner Meinung nach genau richtig gehandelt. Besser mehr Geld in gute Treiber stecken als in Lizenzgebühren für Bluetooth-Codecs, deren praktischer Nutzen meist äußerst gering ist. Ja, ApX und Konsorten bieten theoretisch höhere Bitraten, aber Tests haben gezeigt, dass die Frequenzwiedergabe, die wir mit unseren menschlichen Ohren hören, sich je nach Codec kaum unterscheidet. Anders gesagt: Mir ist allemal ein guter Kopfhörer, der „nur“ SBC kann, lieber als ein schlechter, der mit allen möglichen Codecs prahlt, mit denen er aber nicht vernünftig umgehen kann.

Die Lautstärke im Bluetooth-Betrieb ist übrigens völlig ausreichend. Die passive Geräuschunterdrückung ist gut und auf dem Niveau dessen, was man von halbwegs annehmbaren geschlossenen Kopfhörern erwarten darf. Mit einer vollen Ladung solle der Hi-X25BT rund 30 Stunden durchhalten. Das ist ein guter, wenn auch kein rekordverdächtiger Wert.

Konkurrenz

In der Preisklasse gibt es eigentlich nur einen ernsthaften Konkurrenten für den Hi-X25BT, und das ist der Valco VMK20. Der kostet nur 20 Euro mehr, klingt ebenfalls sehr gut und hat aktives Noise-Cancelling an Bord. Aber: Der Valco ist ein reiner Bluetooth-Hörer. Man kann ihn zwar auch analog betreiben, aber ohne sein DSP klingt er bei weitem nicht so gut wie der Austrian Audio. Der Hi-X25BT hat einfach die besseren Treiber verbaut. Wer gut 50 Euro mehr ausgeben will/kann, findet dann schon einige interessante Sachen wie etwa die neue Version des Teufel Real Blue NC, der klanglich äußert gelungen ist und Noise-Cancelling hat, aber nur über Bluetooth oder Klinkenanschluss funzt.

Fazit

Mit dem Hi-X25BT bietet Austrian Audio einen äußerst gelungenen Allround-Kopfhörer zu einem fairen Preis an. Hier bekommt man einen höchst detaillierten, hellen und exakten Klang, der etliche wesentlich teurere Kopfhörer alt und dumpf wirken lässt. Aber der Hi-X25BT ist kein Hörer, der Musik künstlich aufhübscht oder mit aufgeblasenen Bässen Qualität vortäuscht. Er ist penibel und ehrlich und ein echter Tipp für alle, die kein Riesenbudget haben aber dennoch einen vielseitig einsetzbaren und großartig klingenden Kopfhörer besitzen möchten.

Austrian Audio Hi-X65: Der Kopfhörer für Fortgeschrittene

Der Weltmarkt wird seit einigen Jahren geradezu überschwemmt mit immer neuen Kopfhörermodellen. Es war nämlich noch nie so leicht, in dieses Geschäft einzusteigen. Was etliche findige Unternehmer machen: Sie denken sich einen fetzigen Namen aus, kaufen dann in China fertige Kopfhörer vom Fließband, drucken ihr Firmenloge drauf, lassen sich eine aggressive Marketingstrategie einfallen und machen, falls die Rechnung aufgeht, so um die 300 % Profit. Das ist sozusagen die dunkle Seite der Kopfhörermacht. Zum Glück gibt es auch eine helle. Weltweit entstehen junge Firmen, die die traditionellen Platzhirschen herausfordern und mit Qualität und Innovation überzeugen wollen statt mit Rosstäuscherei.

Wer ist Austrian Audio?

Eine der interessantesten dieser neuen Firmen ist Austrian Audio. 2017 in Wien gegründet, besteht das Team von AA vor allem aus ehemaligen AKG-Ingenieuren, die nach dem Verkauf der Traditionsfirma zunächst an Harman und dann an Samsung und die folgende Neuausrichtung des AKG-Portfolios auf Middle-of-the-Road-Produkte ihr eigenes Ding machen wollten. Freilich nicht ohne ein letztes Hurra. Der kurz vor der Übernahme 2014 noch in Wien entwickelte AKG K812 gehört bis heute zu den besten Kopfhörern der Welt. Seit die Gründung von Austrian Audio bekanntgegeben wurde, war ich gespannt, was sich jene Köpfe, die solche legendären Kopfhörer entworfen hatten, einfallen lassen würden, um mit Sennheiser, Beyerdynamic, Hifiman, Meze, Sony, Denon, AKG und den ca 5.000 anderen mehr oder weniger namhaften Herstellern von Kopfhörern konkurrieren zu können.

Das erste Unterscheidungsmerkmal zu einem Großteil der Mitbewerber ist die Konzentration von Austrian Audio auf den Profi-Bereich. Die ersten verkaufsfertigen Produkte waren nicht Kopfhörer, sondern Mikrophone. Das war ein Statement, das so viel sagte wie: „Am wichtigsten ist uns, dass Tonstudios, Musikproduzenten und Musiker unsere Produkte mögen. Falls darüber hinaus auch der eine oder andere Audiophile bei uns einkauft – auch gut“. Den Mikrophonen folgten die geschlossenen Studiokopfhörer Hi-X50 und Hi-X55. 2021 schließlich kam mit dem Hi-X65 der erste offene Referenzkopfhörer von Austrian Audio auf den Markt und es war an der Zeit, den Wienern mein Ohr zu leihen.

Was es ist

Preis: 349 Euro

Treiber: 44mm High Excursion, dynamisch

Magnetstärke: 1 Tesla

Empfindlichkeit: 110 dBspl/V

Impedanz: 25 Ohm

Frequenzbereich: 5 Hz bis 28 Khz

Klirrfaktor: Weniger als 0,1 %

Gewicht: 310 Gramm

Der Hi-X65 ist ein ohrumschließender dynamischer Kopfhörer (Over-Ear) in offener Bauform. Die Rückseite der Ohrmuscheln lässt also Töne hinaus und hinein. Die Ohrpolster sind aus Memory-Schaum und bieten mit ihrer an eine Pferderennbahn erinnernden ovalen Form sehr viel Platz für Ohren aller Größen. Geliefert wird der Hi-X65 mit zwei Kabeln, einem drei Meter langen und einem 1,5 Meter kurzen, die beide mit einem abnehmbaren 3,5mm-Stecker angeschlossen werden. Die Kabel sind relativ dünn und unauffällig, erweisen sich in der Praxis aber als recht geschmeidig, verzwirbeln also nicht und sind vor allem nicht mikrophonisch, leiten also nicht nach Berührung ungewollte Töne ans Ohr.

Der Kopfhörer selber besteht aus Metall und hochwertigem Kunststoff, ist faltbar und macht einen edlen Eindruck. Ich habe nun doch schon einige Kopfhörer getestet und der Hi-X65 fühlt sich nach Qualität an. Nach einem guten Monat intensiven Testens, bei dem er mir auch zweimal auf den Boden gefallen ist, habe ich nicht den Eindruck, als würde er demnächst kaputt gehen. Er wurde offensichtlich als Arbeitstier entworfen und ist entsprechend stabil. Ob man einen Kopfhörer schön oder hässlich findet, ist natürlich Geschmackssache, aber mir persönlich gefällt die Designsprache von Austrian Audio sehr gut. Der Hi-X65 wirkt in natura übrigens hübscher als auf Fotos.

Der Tragekomfort ist Weltklasse. Die weichen Ohrpolster schmiegen sich sanft an den Kopf und der Anspressdruck ist exakt richtig. Stramm genug, um den Hörer sicher auf den Ohren zu halten, aber schon direkt aus der Verpackung nie so stark, als dass da irgendwas zwicken oder drücken würde.

Foto: Bernhard Torsch

Klang

Ich könnte es kurz machen und einfach schreiben: „Volltreffer“. Die in Wien entwickelten High-Excursion-Treiber gehören zum Allerbesten, was ich je gehört habe. Sie sind ungeheuer schnell. Tansienten werden ohne die geringste Verzögerung abgebildet. In diesem Bereich schlägt der Hi-X65 alles, was ich kenne. Allenfalls höherpreisige Grados sind vergleichbar flink. Eine weitere unerwartete Ähnlichkeit zur Kopfhörer-Manufaktur in Brooklyn: Der Hi-X65 ist eindeutig ein heller Hörer. Aber da hört die Ähnlichkeit zu Grado auch schon wieder auf, denn der Austrian Audio hat eine ganz eigene Soundsignatur, die ihn unverwechselbar macht. Er hat viele Tugenden der „alten“ AKG-Flagschiffe wie K701 und K712, aber man merkt, dass die Zeit nicht stehengeblieben ist. Da ist immer noch diese einst für AKG typische knochentrockene Mittenzeichnung, die manche hassen und manche lieben, die aber so nahe am Original der Aufnahme dran ist, wie es für Kopfhörer nur geht. Die High-Excursion-Technologie bringt nicht nur viel mehr Speed als die alten AKG-Kopfhörer, sie bewirkt auch eine ungeheuer exakte und saubere Wiedergabe, genauere und tiefere Bässe und einen absolut schwarzen Hintergrund ohne Verzerrungen. „Neutral“ würde ich das trotzdem nicht nennen, viel mehr präzise und vor allem extrem detailliert. „Neutral“, also flach, wären zB eher (ganz neutral ist nichts) ein Sennheiser HD600 oder der Ollo S4X. Der Hi-X65 ist nicht „flat“, aber dermaßen genau, dass er sich zum Mischen und Mastern eignet. Er hat diese Exaktheit, die man sonst nur von seeeehr teuren Monitor-Boxen kennt.

Für den Otto-Normal-Audiophilen sollten das gute Nachrichten sein. Sollten. Nicht jeder mag es, wenn ein Kopfhörer so detailversessen aufspielt wie der Hi-X65. Ich persönlich kann gar nicht genug davon kriegen. Ich liebe es, noch die verborgensten Feinheiten in einem Track heraushören zu können. Und genau das bietet der Hi-X65. Er ist ein Detail-Monster. Man hört damit im Mix vergrabene Percussion, während einer lauten Rock-Hymne ganz „hinten“ und ganz leise spielende Akustikgitarren, Nuancen im Timbre einzelner Stimmen bei mehrstimmigen Gesangspassagen, kurz: Man hört nahezu alles, was sich hörbar machen lässt. In Sachen Details spielt der Hi-X65 in einer Liga mit dem Sennheiser HD-800S, dem AKG K812 und dem Focal Clear. Den Meze Empyrean hängt er diesbezüglich sogar ab. Diese viel teureren Kopfhörer haben natürlich wieder andere Soundings, die der Austrian Audio nicht hat, zum Beispiel eine weitere Bühne (HD-800S), mehr Luftigkeit (K812) oder eine Art magischen „Klingt-gut-Syrup“ (Meze Empyrean), aber rein von der Auflösung her ist der Hi-X65 ganz vorne mit dabei und in puncto Geschwindigkeit überflügelt er die genannten dicken Brummer sogar.

Der Hi-X65 macht deutlich, wie wichtig erfahrene Toningenieure sind. Bei Austrian Audio weiß man offensichtlich, was man tut und wie wie ein Referenzkopfhörer klingen sollte. Das Resultat ist dann auch ein Hörer, der fast alle anderen Produkte ähnlich neuer Firmen locker schlägt und sich auch vor den teuersten Superluxus-Geräten der etablierten Highend-Hersteller nicht zu verstecken braucht.

Also alles superfein und obergut und zu 100 Prozent zu empfehlen? Nicht ganz. Eine weitere Eigenschaft, die den Hi-X65 als Studiowerkzeug auszeichnet, kann beim reinen Genusshören problematisch werden: Der Kopfhörer hat verdammt viel Druck. High-Excursion-Technologie bedeutet ja nichts anderes, als dass die Treibermembranen sich sehr rasch und sehr viel bewegen. Gekoppelt mit den starken Magneten, die zur Kontrolle und für die Sauberkeit dieser Bewegungen nötig sind, ergibt das eine extrem kraftvolle Wiedergabe (wieder eine Ähnlichkeit zu Studiomonitoren), die nach einiger Zeit für manche Ohren too much werden kann. Ich persönlich würde dazu raten, mit dem Hi-X65 immer wieder mal eine Pause einzulegen und generell nicht allzu laut zu hören. Nicht, dass hier irgendwas verzerren würde bei hohen Lautstärken, aber der reine Schalldruck der 1-Tesla-Magneten wird körperlich spürbar. Das Schöne: Der Hi-X65 muss gar nicht mit voller Power bespielt werden, um seine Stärken zu zeigen. Ich höre mit ihm meist zwischen 40 und 60 Dezibel und das reicht völlig.

Fazit:

Der Hi-X65 von Austrian Audio ist ein einzigartig klingender, extrem detaillierter Kopfhörer für den Gebrauch in Tonstudios sowie für fortgeschrittene Audiophile. Die gebotene Klangqualität sowie die hochwertige Verarbeitung liegen über dem, was man für den Preis normalerweise bekommt. Wegen seiner doch stark für den Profi-Bereich konzipierten Abstimmung und seiner schieren Kraft ist das hier kein Kopfhörer für Anfänger. Wer sich aber schon länger mit dem Hobby befasst, kriegt hier einen Hörer, der Sachen kann, die kein anderer in seiner Preisklasse kann. Und was man noch bekommt: Qualität und Ingenieurswissen Made in Austria.

Foto: Bernhard Torsch

Teufel Real Blue TWS: In-Ear-Bluetooth-Kopfhörer mit feingeistigem Wumms

Obwohl ich persönlich kein Fan von In-Ear-Kopfhörern bin, sind diese eines der am schnellsten wachsenden Marktsegmente im Kopfhörerbereich. Die meisten Menschen mögen, was bequem und praktisch ist, und In-Ears sind halt beides: Ungemein praktisch, optisch unaufdringlich, platzsparend und im Gegensatz zu großen Over-Ears quasi in jeder Situation einsatzbereit. Schon aus Rücksicht auf die sich ändernden Konsumgewohnheiten muss ich mir als Kopfhörertester auch die einen oder anderen In-Ears anhören. Im Fall der Real Blue TWS, der neuen kabellosen Ohrstöpsel-Kopfhörer der Berliner Firma Teufel, war das überraschenderweise aber mehr Spaß als Pflicht.

149,99 Euro verlangt Teufel für den Real Blue TWS. Das ist nicht wenig, aber noch im leistbaren Bereich. Allerdings gibt es zwischen 80 und 250 Euro auch einiges an Konkurrenz. Wie schlägt sich das neue Produkt der Berliner Sound-Experten also?

Klang: 1+

Fangen wir diesmal mit dem an, was normalerweise am Schluss besprochen wird, nämlich mit dem Sound. Der ist gut. Nein, der ist sogar sehr gut. Überraschend sehr gut. Überraschend, weil ich einen dermaßen sauberen und packenden Klang von Bluetooth-In-Ears um 150 Euro absolut nicht erwartet hätte. Was mir da zu Ohren kam, klang ausgesprochen „high-endig“, aber mit einem hohen Spaß-Faktor. Für den Spaß sorgt der sehr starke Bass, der ohne Mühe in den Tieftonbereich hinunter gräbt und bis in den Oberbass hinauf muskulös, aber trotzdem unverzerrt und unverfälscht zulangt. Dieser Bass, der Tiefton-Fanatiker ebenso begeistern sollte wie audiophile Feingeister, ist sicher das Ass im Ärmel des Real Blue TWS, sein Alleinstellungsmerkmal. Was mich aber begeisterte ist die Fähigkeit der Teufel-In-Ears, neben dem Bass die Mitten und Höhen klar und detailgetreu wiederzugeben. Selbst bei Musikstücken, in denen viele Instrumente und Stimmen gleichzeitig um Aufmerksamkeit heischen, erzeugt der Real Blue TWS keinen Soundbrei, sondern behält stets die Kontrolle und erlaubt tiefe Einblicke in das akustische Geschehen. Auch große Dynamiksprünge zeigt der TWS klar auf und bildet sie mühelos ab. Das liegt auf nahezu demselben Niveau wie einige meiner liebsten kabelgebundenen Kopfhörer wie zB Denon AH-D7200 oder Meze 99 Classic. Der Teufel spielt also tonal in der Klasse von Kopfhörern aus der Preisregion von 300 bis 600 Euro mit, und allein dafür schon kriegt er von mir eine Kaufempfehlung.

Die aktive Geräuschunterdrückung (ANC) funktioniert ebenfalls sehr gut und steht wesentlich teureren Modellen nicht nach. Aktiviert man das ANC, werden Außengeräusche effektiv ausgeblendet, ohne dass es zu negativen Begleiterscheinungen wie Rauschen oder „Verdünnung“ der Musik käme. Schaltet man die Ambient Sound-Funktion ein, kriegt man Umgebungsgeräusche klar ans Ohr weitergereicht. Auch in diesem Bereich spielt der Teufel also ganz vorne mit. Unter der Haube werkt der Kopfhörer mit Bluetooth 5.2 und dem Codec AAC. Das erlaubt zwar kein echtes High-Res, aber doch eine Streaming-Qualität, die der CD nahe kommt.

Funktionalität: 1

Bluetooth-In-Ears kauft man aber nicht nur für deren Klang. Auch die Handhabung muss passen, die Akkuleistung und die Sprachqualität beim Telefonieren. Und natürlich auch die aktive Geräuschunterdrückung.

Die Laufleistung des Real Blue TWS ist sehr gut, wenn auch nicht revolutionär gut. Ohne Case laufen sie zwischen sechs und acht Stunden, je nachdem, ob man das ANC anhat oder nicht. Mit dem aufgeladenen Case verlängert sich die Laufzeit auf 18 (mit ANC) bis 25 Stunden. Die Kopfhörer können im Ladecase bis zu knapp dreimal mit frischer Energie versorgt werden. Das sind gute Werte, allerdings keine weltbewegenden, denn in etwa so lange halten die meisten In-Ears dieser und höherer Preisklassen.

Das Ladecase ist mit Magneten ausgestattet, was zuverlässlich dazu führt, dass man die Earbuds richtig hineinlegt. Das Case selbst hat einen USB-Anschluss und ein Ladekabel. Ein eigenes Ladegerät liefert Teufel wie die meisten anderen Firmen nicht mit, aber USB-Anschlüsse sind vom Handy-Ladegerät über diverse Ports in modernen Autos bis notfalls hin zum Laptop ja quasi überall. Gut: Drei LEDs zeigen den aktuellen Ladestand des Case an.

Teufel legt dem Real Blue TWS vier verschieden große Ear-Tips bei, die aus antibakteriellem Silikon gefertigt werden. Da sollte für jeden Gehörgang die richtige Größe dabei sein. Bei mir war die mittlere Größe die bequemste. Und obwohl ich In-Ears normalerweise nicht sehr schätze, konnte ich den Real Blue TWS stundenlang problemlos im Ohr haben.

Von der Bedienung hängt es oft ab, ob man Bluetooth-Kopfhörer gerne benützt oder ob man sie nervig findet. Teufel hat das ganz gut gelöst.

-Zweimal auf den rechten oder linken Earbud klopfen: Die Musik pausiert

-Dreimal auf den rechten Earbud tippen: Nächster Titel

-Dreimal links tippen: Ein Titel zurück.

-Zweimal auf den rechten oder linken Earbud tippen: Anruf annehmen.

-Zweimal rechts oder links tippen: Anruf beenden.

-1,5 Sekunden den Finger auf den rechten Earbud legen: Anruf ablehnen

-1,5 Sekunden Finger auf den linken Earbud legen: ANC an. Nochmal dasselbe: Ambient Sound ein. Weitere 1,5 Sekunden drücken; ANC aus.

Foto © Teufel

Verarbeitung und Qualitätsanmutung: 2+

Der Teufel Real Blue TWS sieht schick aus und die verwendeten Materialien wirken hochwertig. Freilich ist hier noch Luft nach oben. Das Ladecase ist zum Beispiel relativ lieblos aus Hartplastik fabriziert. Wie edle Schmuckstücke schauen die Earbuds auch nicht aus. Wem der Bling-Faktor sehr wichtig ist, muss wohl zu wesentlich teureren Produkten greifen. Das heißt aber nicht, dass die Real Blue TWS hässlich wären. Vor Regenspritzer, Schweiß und Staub brauchen sich Besitzer des Real Blue TWS übrigens nicht zu fürchten, gegen all das ist er nämlich geschützt.

Fazit: Teufel liefert einmal mehr überzeugende Qualität zum fairen Preis. Der Real Blue TWS hat mich mit mit seiner Abstimmung, die dank des fantastischen Basses viel Spaß macht, dabei aber trotzdem fein auflöst, begeistert. Es dürfte schwer sein, in der Preisklasse und sogar noch in ein bis zwei Preisklassen höher etwas zu finden, das klar besser ist.

Disclaimer: Die Firma Teufel hat mir den Real Blue TWS für Testzwecke zur Verfügung gestellt. Teufel nahm keinerlei Einfluss auf den Inhalt dieses Textes.

Ollo Audio S4X: Profi-Kopfhörer made in EU mit Hifi-Wow-Faktor

Habt ihr auch diesen einen Kumpel, der sich nie flashig-modisch kleidet, sondern eher unauffällig-erdig? Der auf Partys mehr der Beobachter ist als die Stimmungskanone? Der einem nie Honig ums Maul schmiert, sondern immer die Wahrheit sagt, auch wenn diese weh tut? Und mit dem man aber, wenn man ihn besser kennenlernt und ihm den guten Stoff gibt, den tollsten Spaß überhaupt haben kann, gerade weil er einem sagt, was andere sich nicht zu sagen trauen? So wäre der Kopfhörer S4X von Ollo Audio, wäre der ein Mensch.

Dem Ingeniör ist nichts zu schwör

Vor ein paar Jahren wollte der slowenische Schlagzeuger und Ingenieur Rok Gulič, Drummer der Band Sabalmoza, zuhause einige Songs auf seinen Monitorlautsprechern abmischen. Da er nachts arbeitete, weckte er dabei mehrmals seine Frau und seine kleinen Kinder auf. Die waren nicht amüsiert und Rok suchte nach Kopfhörer-Alternativen zu seinen Abhör-Boxen. Kein einziger Kopfhörer konnte seinen Ansprüchen genügen. Er experimentierte herum und verlegte unter anderem eine Tonspule unter seinem Sessel. Als er den Körperschall spürte, kam ihm die Idee, selber Kopfhörer zu bauen, mit denen man tatsächlich auch mixen und mastern kann. Kopfhörer, die so clever gebaut sind, dass sie mit exakt berechneten Resonanzen den Schalldruck von Nahfeld-Monitoren nachempfinden können. Zusammen mit dem Toningenieur Mitja Sajovic und einigen Freundinnen und Freunden gründete Gulič im Startup-Hub Primorski tehnološki park die Firma Ollo Audio. Nach rund vier Jahren intensivster Forschung stellte Ollo seine ersten zwei Kopfhörer vor, den geschlossenen S4R und den halboffenen S4. Der S4R ist für Aufnahmesessions gedacht, der S4 zum Mixen und Tracken. Von der Welt der Consumer-Electronics fast unbemerkt, schlugen die beiden Kopfhörer unter Studio-Profis und Musikern hohe Wellen. Angespornt vom Erfolg arbeiteten Gulič & Co an der Entwicklung ihres bisherigen Flagschiffs, dem S4X, der den S4 ersetzt und den ich heute besprechen will.

Foto: Bernhard Torsch

Der Öko-Kopfhörer

Ein Prinzip von Ollo Audio ist, so umweltfreundlich wie möglich zu produzieren. Der einzige Kunststoff, den man in Ollos Produkten findet, ist der aus ultradünnem PET 25u bestehende Treiber. Alles andere ist aus Metall, nautischem Leder und Holz, zusammengehalten von Schrauben und Nieten. Das amerikanische Walnuss-Holz stammt sogar von zertifiziert nachgepflanzten Bäumen. Die kleine Schachtel, in der der S4X ankommt, ist aus Pappe und natürlich biologisch abbaubar. In der Schachtel sind nur der Kopfhörer, das Kabel sowie ein Eigentümer-Zertifikat mit Seriennummer und, wichtiger, ein Blatt Papier, auf dem die Frequenzkurve des Kopfhörers abgebildet ist. Nicht die Frequenzkurve aller S4X-Modelle wohlgemerkt, sondern die des Kopfhörers in der Schachtel. Jeder Ollo-Kopfhörer wird nämlich vor Auslieferung an die Kunden einzeln geprüft und gemessen, jeder Treiber wird individuell an das Gehäuse angepasst. Mehr Sorgfalt und Transparenz seitens einer Firma geht fast gar nicht.

Ein hübscher und bequemer Panzer

Der handgefertigte Ollo S4X gehört zu den am besten konstruierten Kopfhörern, die ich je in Händen gehalten und auf dem Kopf getragen habe. Das selbst justierende Kopfband erinnert ein wenig an ähnliche Mechanismen, wie sie zB AKG gerne einsetzt, wirkt aber stabiler. Die Ohrpolster bestehen aus weichem Kunstleder und haben eine Velours-Oberfläche. Der Anpressdruck ist genau richtig. Der Kopfhörer sitzt fest auf dem Kopf, aber ich konnte selbst nach acht Stunden und mehr keinerlei unangenehmen Druck feststellen. Und ich bin Brillenträger! Der Tragekomfort liegt auf einem Level mit den bequemsten Kopfhörern, die ich bislang hören konnte (Meze Empyrean, AKG K812, Beyerdynamic DT770/880/990, Sennheiser HD800) und übertrifft in seiner Preisklasse fast alle anderen. Gerade Sennheiser könnte sich hier was abschauen, denn deren preislich vergleichbare 600er-Linie (HD600, HD650, HD660S) ist berüchtigt für ihren viel zu straffen Anpressdruck und ihre schlechten Ohrpolster. Fast jedes Review dieser Sennheiser-Modelle beinhaltet ein paar Tipps, wie man die Hörer weniger schmerzhaft macht, und das ist, mit Verlaub, ein Armutszeugnis für die Sennheiser-Ingenieure. Dass die Sennheiser-Hörer fast zu 100 % aus Plastik bestehen, spricht auch nicht gerade für einen guten Gegenwert für Kopfhörer, die zwischen 250 bis 600 Euro kosten. Der Ollo dagegen sitzt out of the box perfekt am Kopf. Außerdem ist die Verarbeitung ein Gedicht. Ja, er sieht ein bisschen retro aus, aber das passt zum ökologischen Anspruch und mir gefällt das Design sehr gut. Hat was von Grado, nur halt stabiler und viel bequemer. Die Ohrpolster sind „gerade noch over ear“, könnte man sagen. Meine Ohren passen in die nicht allzu großen Muscheln ganz hinein, aber es ist ein bisschen knapp. Für Menschen mit Dumbo-Lauschern könnte der S4X vom over- zum on-ear werden, aber die Polster sind so weich, dass auch das nicht stören sollte. Mit 350 Gramm ist der S4X nicht der leichteste Hörer seiner Klasse, aber doch leicht genug, um nach kurzer Zeit zu vergessen, dass man ihn trägt. Und vor allem wesentlich leichter als diverse Magnetostaten wie zum Beispiel die Audezes, die gerne mal weit mehr als einen halben Kilo wiegen.

Technik und Preis

Der S4X ist ein elektrodynamischer Kopfhörer mit Neodym-Magneten und einer zweilagigen Treiberspule. Mit einer Impedanz von 32 Ohm und einer Effizienz von 108dB ist er sehr leicht zu betreiben und braucht nicht unbedingt einen eigenen Kopfhörerverstärker. Allerdings reicht er den Unterschied zwischen zB einem Laptop-Soundkartenausgang und meinem andern Test-Equipment (Marantz SR7013, Pro-Ject Head Box RS) doch recht deutlich an die Ohren weiter. Es liegen keine Welten dazwischen, aber ein halbwegs okayer DAC ist empfehlenswert.

Verbunden wird der S4X an jeder Ohrmuschel mit einer 2,5mm-Klinke, was ich sehr begrüße, da man recht einfach Ersatzkabel findet, sollte das beigepackte mal den Geist aufgeben oder mit seinen zweieinhalb Metern zu kurz oder zu lang sein. Der Hörer ist symmetrisch, man kann sich also selber aussuchen, welche Ohrmuschel die rechte und welche die linke sein soll. Nur an den Kabelenden sind kleine „R“ und „L“-Markierungen angebracht, nicht aber am Kopfhörer selbst. Ganz egal, wie manche Reviewer behaupten, ist das aber nicht, da die Anschlüsse an den Ohrmuscheln leicht nach vorne versetzt sind, weswegen man zwar die Rechts-Links-Zuweisung umkehren kann, dann aber auch leicht nach hinten zeigende Kabel hat.

Die Ohrmuscheln lassen sich 360 Grad rotieren, was man zB auch von Grado kennt oder auch von High-End-Modellen wie dem Meze Empyrean, aber ich rate von allzu viel drehen ab, droht dann doch die Gefahr des Kabelbruchs. Ollo Audio warnt übrigens als einziger mir bekannter Hersteller davor, zu fest auf flach auf dem Tisch liegende oder am Ohr sitzende Ohrmuscheln zu pressen, da dies die Treiber beschädigen könnte. Eine etwas seltsame Warnung, denn wer drückt schon aus Jux und Tollerei so fest gegen die Hörmuschel, dass der Treiber kaputt werden könnte? Ollo Audio hat nichtsdestotrotz großes Vertrauen in seine Produkte, denn die Firma gibt eine fünfjährige Garantie. Außerdem kann jeder Käufer sein Gerät einmal einschicken, sollte es ein wichtiges mechanisches Upgrade geben. Ollo bringt den Hörer dann auf den neusten Stand. Kundenservice schreibt Ollo überhaupt groß. So gibt es eine 30-tägige Testphase, während der man den Kopfhörer bei Nichtgefallen zurückschicken kann und sein Geld erstattet bekommt. Wer knapp bei Kasse ist, dem bietet Ollo eine zinsfreie Teilzahlungsmöglichkeit an. Der S4X kostet 399 Euro und liegt damit in einem heißt umkämpften Preissegment.

Klang: „Brutal Ehrlich“? Jep

Ollo Audio bewirbt den S4X als „brutal ehrlich“ und als Tool für Profis. Auf der Website von Ollo Audio kommen viele Produzenten von Weltrang zum lobenden Wort, aber keine „Audiophilen“. Das ist kein Zufall. Ollo wendet sich in erster Linie an Menschen, für die Musikproduktion ihr Beruf ist. Das merkte ich, als ich zum ersten Mal Musik mit dem S4X hörte. Es klang anders als alles andere, was ich je gehört hatte. Das liegt an der tatsächlichen und nicht nur vorgetäuschten Neutralität des Hörers. Hier wird vom Bass bis zu den tieferen Höhen keine Frequenz bevorzugt, der S4X ist tatsächlich flach und trocken. Er ist wirklich neutral, und echte Neutralität klingt anders, als viele Hobby-Audiophile sich das vorstellen. Kopfhörer, die für den Consumer-Markt als „neutral“ oder „transparent“ beworben werden, sind in Wahrheit meist Rosstäuscher, die Detailreichtum mit einer übermäßigen Anhebung der hohen Frequenzen faken. Das mag toll klingen, aber es ist eben nicht neutral.

Der Ollo klingt, wenn man von anderen Herstellern kommt, zunächst einmal sehr warm, also mit starkem Bass und nach vorne geschobenen Mitten. Das liegt daran, dass die meisten anderen Kopfhörer Tiefbass entweder gar nicht darstellen können oder, um gefälliger zu wirken, in den Hintergrund rücken. Der Ollo hat da einen ganz anderen Ansatz. Er will einem zeigen, was tatsächlich in einem Mix drin ist, und das geht nur, wenn die Frequenzen gleichberechtigt nebeneinander tönen. Das wirkt zunächst „warm“ oder „dunkel“, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, entdeckt man das wahre Talent des S4X: Er befeuert einen mit Details, die vom Tiefbass bis zu den Höhen reichen und die für viele 08/15-Konsumenten wohl zuviel des Guten sein dürften. Das Hörerlebnis ist tatsächlich so ähnlich, wie vor zwei sehr sehr guten Nahfeld-Monitorboxen zu sitzen. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, aber ich persönlich liebe es! Mit keinem anderen Kopfhörer konnte ich bislang die kleinsten Nuancen, die einen guten von einem schlechten oder durchschnittlichen Mix und Mastering unterscheiden, so klar heraushören wie mit dem S4X. Für mich ist das weit mehr Segen als Fluch, aber nicht alles ist Sonnenschein und Strandparty und wir wollen uns den Ollo mal im Detail anhören!

Foto: Bernhard Torsch

Bass

Wer Bass liebt und auch die von vielen anderen Kopfhörern in diesem tonalen Bereich oft verschwiegenen oder vermantschten Details hören will, kommt hier voll auf seine Rechnung. Der Ollo geht mühelos in den tiefsten Keller und zeigt einem das Timbre und die tonalen Varianten im Bereich unter 80Hz. Aber: Er peppt Bass nicht auf. Den berühmten „Slam“ habe ich auf anderen Hörern schon hübscher erlebt. Das bedeutet nicht, dass er S4X nicht heftig zulangt, er tut es halt sehr technisch und trotz der grundsätzlich warmen Charakteristik sehr exakt und ohne was hinzuzufügen. Das heißt nicht, dass der Ollo nicht mitreißend klingen würde. Ich habe mit ihm oft genug headgebangt. Wenn die Musik und der Mix es hergeben, ist der feine Herr nämlich ein ziemlich harter Rocker, und seine Linearität lässt Kickbass und Bassgitarre eine im Himmel geschlossene Hochzeit mit E-Gitarren, Keyboards und Gesang konsumieren. Im Ernst: Das ist wunderschön!

Mitten

Hier erinnert der Ollo S4X an die legendären Mitten der 600er-Serie von Sennheiser. Er macht es aber besser. Ich habe mit dem Ollo wesentlich mehr Details im Mittenspektrum wahrgenommen als mit dem HD600 oder auch dem Beyerdynamic DT1990. Das „Negative“: Fehler in diesem Bereich werden ohne Rücksicht auf Verluste demaskiert. Eine Gitarrist hat einen unpassenden Reverb verwendet? Der Ollo zeigt das schmerzhaft auf. Eine Band ist noch nicht wirklich gut aufeinander eingespielt, wie zB die Doors auf ihrem Debutalbum? Und dazu noch eher hastig als aufmerksam produziert? „Break On Through“ klingt entsprechend flach und kratzig und unprofessionell (mit jedem Doors-Album wird das besser – man kann also so richtig nachvollziehen, wie die Produzenten immer mehr Arbeit in den Mix steckten und wie die Band technisch besser wurde).

Höhen

Der S4X hat unaufdringliche, aber in vollem Umfang vorhandene Höhen. Die Höhen sind so, wie Rolls Royce früher zur Frage nach den PS sagte: „Ausreichend“. Al Koopers ätherische Orgel auf Bob Dylans „Visons Of Johanna“ ist ein guter Test für die Fähigkeit eines Kopfhörers, Höhen wiederzugeben, die das menschliche Gehör mit zunehmendem Alter immer schlechter wahrnimmt. Hier ist Entwarnung angesagt: Alles ist vorhanden. Natürlich könnten manche Benützer versucht sein, dem S4X mit EQ noch mehr Höhen abzuringen, aber meiner Meinung nach wäre das Selbstbetrug, Die Höhen des S4X sind genau richtig, ein EQ jagt die Musik nur durch einen Filter und verzerrt das, was real da ist. Dass der Ollo nicht schrille Höhen hat, ist übrigens Absicht, denn überzeichnete Höhnen ermüden das Gehör am meisten, und der Ollo ist für Profis gedacht, die den ganzen Tag lang mit ihm arbeiten.

Die Bühne

Oh boy, das ist jetzt ein bisschen schwierig. So sehr ich alles andere am S4X liebe, so eng ist die Bühne. Es ist eine der engsten Bühnen, die ich je gehört habe, in etwa auf einer Stufe mit dem HD600 von Sennheiser. Wer eine breite und weite Bühne haben muss, sollte zu anderen Geräten greifen, zum Beispiel zum AKG K712 oder 812. Anders gesagt. Wenn der AKG K812 und der Sennheiser HD800 die weitesten Bühnen auffahren, ist der Ollo deren exaktes Gegenstück. Instrumente und Stimmen sind dennoch auf vorbildliche Weise getrennt und festzumachen. Die Darstellung ist also extrem genau, selbst wenn die Musik, vor allem klassische mit Orchester, sich beengt anhört. Aber es ist ein eigenwilliges Hörerlebnis. Einmal mehr erinnert es an Nahfeld-Monitore – oder auch an eine sehr gute Jukebox. Der Ollo engt Stereo nie auf Mono ein, aber er lässt kaum mal einen Ton von sehr weit außen oder auch oben/unten kommen. Zu dieser Charakteristik trägt natürlich auch bei, dass der S4X kein offener Kopfhörer ist, sondern ein ganz spezielles Zwischending zwischen geschlossen und offen. Auch halboffen wäre nur die halbe Wahrheit, da Ollo Audio nicht in diesen Kategorien denkt und produziert. Ollo geht es fast ausschließlich um die Kontrolle über das Resonanzverhalten und die Wellen in den Ohrmuscheln. Daher ist im S4X auch jede Menge akustisches Dämmmaterial verbaut. Das engt die Bühne ein, sorgt aber für die in dieser Preisklasse einmalige Kontrolle über den Sound.

Dynamik

Dies ist ein weiterer Bereich, in dem es zweifellos bessere Kopfhörer gibt. Vor allem, wenn man audiophile Maßstäbe anlegt. Der S4X ist nicht undynamisch, aber die Sprünge von leise zu laut kommen nicht mit all den Bells & Whistles daher, wie zB auf einem LCD4 oder einem Meze Empyrean. Auch in der Preisklasse des S4X gibt es da Hörer, die Dynamik dramatischer darstellen, etwa den Hifiman Sundara oder sogar den DT880 von Beyerdynamic. Aber: Der S4X wird nicht dafür gebaut, Musik möglichst „schön“ klingen zu lassen, sondern möglichst neutral, also so, wie es die Aufnahme hergibt. Der Ollo fügt nichts hinzu, nimmt aber auch nichts weg. Hat eine Aufnahme echte Dynamiksprünge, zeigt sie der S4X natürlich. Er überbetont sie nur nicht.

Verzerrung

Ich habe keine Angabe über die THD (Total Harmonic Distortion) des S4X gefunden, aber sie muss sehr niedrig sein. Bei nicht verzerrten Aufnahmen verzerrt er auch bei hohen Lautstärken nicht und wenn der Verstärker oder eine andere Quelle in der Lage ist, absolute Stille wiederzugeben, dann bleibt der S4X auch absolut stumm. Das hat durchaus das Niveau von Flagschiffen wie dem AKG K812 oder dem Grado RS1.

Für wen ist der S4X?

Wem kann ich den S4X von Ollo Audio empfehlen? In erster Linie allen, die professionell Audio-Inhalte produzieren. Das ist einer der besten, wenn nicht DER beste Studiokopfhörer, die ich je gehört habe. Er ersetzt keine Monitorlautsprecher, aber er kommt verdammt nahe ran. Falls jemand nicht gerade in Abbey Road arbeitet, sondern Demos oder Youtube-Videos bearbeitet, kann der Ollo tatsächlich ausreichen, um eine sehr gute Ahnung davon zu haben, wie das Endprodukt klingen wird.

Und was ist mit Audiophilen, also denen, die Kopfhörer zum Vergnügen verwenden? Nun, wer meinen Geschmack teilt, also Neutralität und Detailreichtum über das ganze Frequenzband hinweg liebt, sollte sich den Ollo S4X holen! Ich mag halt HiFi, kurz für High Fidelity, also die möglichst realistische Wiedergabe einer Aufnahme. Viele Audiophile lieben aber gerade eine spezielle, nicht gerade dem Original treue Wiedergabe. Auch denen würde ich einen Test des S4X empfehlen, da er anders ist als alle anderen Kopfhörer. Wer aber NUR basslastige Kopfhörer oder NUR höhenlastige liebt, wird mit dem S4X nicht glücklich. Als Hauptkonkurrenz sehe ich die schon erwähnte 600er-Produktlinie von Sennheiser und die DT1990 und DT1770 von Beyerdynamic. Beide raucht der Ollo in der Pfeife. Sorry, er ist wirklich klar besser als die erwähnten Konkurrenten. Je nach Aufnahme ist der Ollo sogar gleich gut wie einige Überdrüber-Hörer zwischen 1.000 und 4.000 Euro. Für den Ollo spricht auch, dass er von einem innovativen Unternehmen in der EU produziert wird.

Fazit

Der Ollo Audio S4X ist ein ultra-neutraler Kopfhörer, der aber dennoch Spaß-Potenzial hat. Er ist meiner Meinung nach einer der besten und interessantesten Kopfhörer in ALLEN Preisklassen, vor allem aber für 399 Euro. Er ist großartig und ökologisch nachhaltig gebaut, kann leicht repariert werden, fühlt sich super angenehm in der Hand und vor allem auf dem Kopf an und klingt mit vielen Musikstücken kein Bisschen schlechter als diverse High-End-Modelle jenseits der 1.000-Euro-Grenze.

Disclaimer: Ich habe den Ollo Audio S4X gekauft und einen Rabatt für Kritiker bekommen. Ollo Audio hat in keiner Weise Einfluss auf den Inhalt dieses Reviews genommen.