Hermann L. Gremliza führte in „konkret“ 1/2011 ein aufschlussreiches Interview mit Luc Jochimsen, der kulturpolitischen Sprecherin der Linkspartei im deutschen Bundestag, die im Oktober 2010 mit Claudia Roth („die Grünen“) und Peter Gauweiler (CSU) nach Teheran gepilgert war. Der Lindwurm bringt die bemerkenswertesten Auszüge aus diesem Gespräch, das geradezu exemplarisch darstellt, wie sehr die deutsche Linkspartei schon ideologisch und moralisch auf den Hund gekommen ist.
Gremliza: Reden wir über ihre Reise mit Gauweiler und Claudia Roth und noch zwei anderen, deren Namen mir nicht so geläufig sind, in den Iran. Ich habe Ihr Tagebuch im Internet gelesen. Da steht, dass Sie im Flugzeug gesagt bekamen, Sie könnten im Iran nur auf die Straße, wenn Sie ein Kopftuch tragen. Dann sitzen Sie in Ghom in einem Palast vor einem Großaytollah, und während Sie auf den warten, wird Ihnen gesagt, es dürfe kein Haupthaar zu sehen sein. Und was machen die drei Damen, die da mitgereist sind? Die richten sich danach, anstatt den Großayatollah mit seinen Vorschriften sitzen zu lassen. Wenn irgendein Funktionär irgendeiner Aberglaubensgemeinschaft meint, er werde nur mit mir reden, wenn ich „oben ohne“ komme oder wenn ich meine Füße nicht wasche oder wenn ich sonstwas mache, was ihm nicht passt, dann kann der mich mal.
Jochimsen: Das verstehe ich nicht, ehrlich gesagt. Es ist ein Gesetz im Iran, dass Frauen in der Öffentlichkeit den Kopf zu bedecken haben.
Gremliza: Und wenn die ein Gesetz beschließen, dass Sie eine Burka tragen müssen, dann ziehen Sie sich eine Burka an?
Jochimsen: Darüber muss man nachdenken.
Gremliza: In Ihrem Tagebuch berichten Sie auch über ein Gespräch mit dem Präsidenten der Jüdischen Gemeinde des Iran, Siamak Mareshsedegh.
Jochimsen: Das war hochinteressant, ja. Der Antizionist.
Gremliza: Der Antisemit. Er redet über Israel, wie es Achmadinedschad tut. Und sie notieren: „So haben auch viele Zeitgenossen Herzls geredet“
Jochimsen: Unendlich viele Juden haben das getan
Gremliza: Vor dem Holocaust, Generationen davor.
Jochimsen: Es gibt auch heute Juden, die gegen diesen Staat Israel sind, weil sie finden, der Staat sei Blasphemie, er nehme etwas vorweg, was theologisch noch gar nicht sein darf.
Gremliza: Es gibt unter Juden so viele Idioten wie in jedem anderen Kollektiv. Vielleicht nicht so viele wie bei den Deutschen, aber doch auch reichlich.
Jochimsen: Ich habe eine Biographie über Herzl geschrieben, kenne mich in dieser Argumentation also ganz gut aus.
Gremliza: Mit einem Ayatollah darüber zu diskutieren, ob eine Frau gesteinigt werden darf, ist sinnlos. Der will nichts erreichen, der will sie tot haben. Und zwar auf möglichst grausame Weise. Dem kann man nichts beibringen.
Jochimsen: Die Iraner sehen das als Teil ihrer Kultur.
Gremliza: Im Zentrum der iranischen Politik seht seit vielen Jahren die Forderung, den Staat Israel zu liquidieren. Es gibt in der Linkspartei viele, die mit diesem Vorhaben sympathisieren. Daran hat auch das überzeugende Bekenntnis von Gregor Gysi zum Staat Israel nichts geändert.
Jochimsen: Doch, Gysi hat sehr viel daran geändert.
Gremliza: Er hat aber die Beteiligung von Norman Paech und anderen an der Hamas-Tour nach Gaza nicht verhindert.
Jochimsen: Sie meinen den Hilfskonvoi?
Gremliza: Hilfskonvoi war eine Propagandaformel. Das Zeug wäre ja nach Gaza gelangt, wenn man hätte wollen. Die Israelis hatten angeboten, die Ladung in einem israelische Hafen zu löschen und unter Begleitung von sogenannten Aktivisten nach Gaza zu transportieren. Aber darum ging es diesen Leuten überhaupt nicht. Kein Mensch wollte das Zeug nach Gaza schaffen, sondern es sollte ein propagandistischer Eklat her.
Jochimsen: Na ja.
Gremliza: Norman Paech ist vor Kameras seiner Genossin Anette Groth jubelnd um den Hals gefallen. „Wir haben es geschafft!“ Was haben die geschafft? Nicht den armen Teufeln in Gaza zu helfen, sondern Israel zu schaden. Norman Paech hat 1993, damals war er noch in der SPD, das Bekenntnis abgelegt: „Israel muss sich allerdings in der Tat fragen, ob seine Palästina-Politik nicht einem latenten Antisemitismus in Deutschland Nahrung gibt. Und dem können wir nicht entgegensteuern, indem wir schweigen“.
Jochimsen: Das ist aber doch sehr richtig. Er will dem Antisemitismus in Deutschland entgegensteuern, indem er…
Gremliza: …Israel dafür verantwortlich macht.
Jochimsen: Auch viele Israelis üben Kritik an Israel. An Israel ist auch vieles zu kritisieren. Norman Paech beruft sich als Völkerrechtler auf die Liste der UN-Resolutionen, gegen die Israel verstößt.
Gremliza: Wäre es nach den Vereinten Nationen gegangen, gäbe es Israel schon lange nicht mehr.
Usw. Leider besteht die Linke aus viel zu vielen Jochimsens und viel zu wenigen Gremlizas….
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