Mutmaßlich islamistische Selbstmordattentäterinnen haben in Moskau 39 Menschen ermordet. 39 Menschen, die nicht etwa einer Spezialeinheit angehörten, welche im Nordkaukasus muslimische Separatisten liquidiert, sondern die mit der Metro zur Arbeit fahren wollten. Wer nun aber meint, diese abscheuliche Tat würde von jedem halbwegs mit Verstand und Empathie ausgestatteten Menschen klar und ohne Relativierungen verurteilt, der kennt das „Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik“ an der Universität Klagenfurt nicht. Dort werkelt auch eine Frau Claudia Brunner, und der gehen angesichts des Massakers ganz andere Gedanken im friedens- und frauenbewegten Kopf herum, wie sie im Interview mit dem „Standard“ offenbart. Sie kritisiert, dass man die Motive der Terroristinnen nicht ausreichend würdigt: „Terroristen werden durch ihre mediale Darstellung ausschließlich als brutal und irrational gezeigt, um dadurch ihre politischen Ziele unsichtbar zu machen. Das kann man auch im aktuellen Fall beobachten. Der Begriff „Schwarze Witwe“ verweist ins Tierreich, auf eine tödliche Spinnenart. Die Täterinnen werden somit entmenschlicht. Die gleiche Logik bedient der russische Premier Putin, wenn er davon spricht, dass die Täterbande „vernichtet“ werden soll. Die Terroristinnen werden als Monster dargestellt“. Liebe Frau Brunner, auch wenn ich nur ein männliches Chauvinistenschwein bin, hören sie mal zu: 39 Menschen und sich selbst zu ermorden, IST brutal und irrational, das muss man nicht erst „medial so darstellen“. Und das edle Ziel der Moskauer U-Bahn-Bomberinnen, die Errichtung eines Kalifats im Kaukasus durch das Ermorden Unschuldiger voranzutreiben, wird keineswegs von den bösen russischen Machos „unsichtbar gemacht“, es wird nur nachhaltig diskreditiert, und zwar durch die Taten der Mörderinnen. Noch etwas: Die Sache mit dem „Entmenschlichen“ der Täterinnen, die erzählen sie mal bei einer Tasse Tee den Witwen, Witwern und Waisen der Opfer dieser armen, verleumdeten und dehumanisierten Sprengstoffgürtel-Damen!
Doch halt, „individuellen Opfern“ wird nach Meinung der Frau Brunner ohnehin viel zu viel Bedeutung beigemessen: „Die in den Medien beschriebene und zum Grund für ihre Taten ausgewalzte Traumatisierung dieser Frauen ist wohl ein Produkt des militärischen Konflikts der russischen Armee mit Aufständischen in den Kaukasus-Republiken Russlands. Ihre Angehörigen starben durch Krieg, nicht durch einen Autounfall. Das rechtfertigt ihre Taten nicht, aber es macht sie für uns in einem politischen und historischen Kontext verstehbar.(…) Private Motive werden den Selbstmordattentäterinnen manchmal auch bloß zugeschrieben. Da sprechen Journalisten und Wissenschafter hinterher mit den Angehörigen der Täterinnen, die ihnen über deren Leben und Leidensgeschichte erzählen. Das sagt jedoch noch nicht aus, wie die Frauen sich selbst sehen. Die permanente Individualisierung von Konflikten, die eine gesamte Gesellschaft betreffen, ist Teil des Problems.“
Was kümmert eine echte Friedenforscherin schon das individuelle Schicksal von Opfern? Einer echten österreichischen Friedensforscherin kann es niemals um weniger als ums große Ganze gehen, um Geopolitik mindestens, und da stört es doch nur, sich mit den Auswirkungen des Terrorismus auf Marginalien wie einzelne Menschen zu befassen, nicht wahr? Sehr fein finde ich auch, dass die „Friedensforscherin“ den Massenmord in Moskau zwar nicht „rechtfertigen“ will – da sei der vorgeschützte Pazifismus vor – aber halt doch in einem „politischen und historischen Kontext“ verständlich findet. Dann hätte die Frau wohl nichts dagegen einzuwenden, wenn ich meine Glock nähme und ein paar steinalte Nazis oder deren Nachkommen erschießen würde? Das wäre nämlich aus einem „politischen und historischen Kontext“ heraus noch viel „verständlicher“ als das Totbomben Moskauer Zivilisten. Aber wohl auch zu „individuell“, also lasse ich es besser sein…
In einem hat Frau Brunner recht: Man sollte weiblichen Täterinnen nicht das bewusste Täterinnen-Sein absprechen. Andererseits scheint Frau Brunner mir die einzige zu sein, die das Massaker in Moskau unbedingt auch noch durch den Gender-Wolf drehen zu müssen glaubt, und zwar auf eine bizarre Art, welche Sexismus bei jenen wittert, die die Motivation von Mörderinnen auch auf eventuelle persönliche Hintergründe überprüfen wollen, statt bei denen, für die Frauen gerade mal als Kanonenfutter gut genug sind und die Frauen mit Sprengstoffgürteln auf Selbstmordmissionen schicken.
Ach, diese „Zentren für Friedensforschung und -pädagogik“, sie bringen soviel Unsinn hervor! Die Klagenfurter wollen offenbar ihren Kollegen aus Kassel nicht nachstehen und setzen alles daran, diese in der Disziplin „Mit-altlinkem-Analysewerkzeug-die-Welt-falsch-deuten“ noch zu übertreffen. Das dürfte nicht leicht werden, aber nachdem schon der Klagenfurter Friedensforscher Werner Wintersteiner mit seinen antiisraelischen Fieberfantasien zum Nahostkonflikt die Latte des Diskurses niedriger gelegt hat und Claudia Brunner als Terroristinnenversteherin eben diese Latte noch ein paar Zentimeter nach unten verlegte, darf man gespannt sein, ob die Kasseler Friedensspatzen diesen Limbowettbewerb der Versteher und Entschuldiger noch gewinnen können werden.
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