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Nordkoreaausstellung und: Who the bloody fuck is Wolfgang Bogner?

Bei der Nordkoreaausstellung des antiimperialistischen Fotografen Wolfgang Bogner, die am 21. Oktober im Kärntner Landhaus eröffnet werden soll, habe ich mich bereits gefragt, warum denn der „Künstler“ und der Kärntner Landtag in der Einladung nur davon schwärmten, dass es in Kim Yong-Ils Reich „keine Ausländer, keine Asylanten und kein Gesindel“ gäbe, die Zustände in Wahrheit dem Paradies recht nahe kämen und alles andere bloß „imperialistische Propaganda“ sei, aber warum nicht auch darauf hingewiesen wurde, dass sicherlich die Juden am schlechten Image Nordkoreas schuld seien. Aber ich habe mich zu früh gefragt, denn die Antwort kam sogleich, zitiert aus dem „Standard“: Nordkorea sei, anders als im Westen kolportiert, „nicht im Chaos“ . Warum dieser Eindruck im Westen entstehe? Es sei eine „böse Lügen-Propaganda der jüdisch-imperialistischen Aggressoren aus den USA“ . Bogner im Gespräch mit dem Standard: „Ein provokanter Text, gebe ich zu. Provokation ist eine ursächliche Aufgabe der Künstler. Ich zitiere ja nur die Koreaner. Ich will die Wahrheit verbreiten, dass Korea nicht im Chaos liegt, dass die Leute freundlich sind, nicht hungern müssen, dass sie fröhlich sind und alle eine Arbeit haben.“ Und es sei ihm noch etwas in Nordkorea aufgefallen, schreibt Bogner im Begleittext: „Deutschland und Österreich genießen Sympathien: beide Länder kämpften gegen die amerikanischen Imperialisten und hatten deren Bombardements zu erdulden (…) Interessant war ein hochverehrter Dynastie-Gründer, der auf einem riesigen Gemälde die rechte Hand wie zum deutschen Gruß erhebt. Meine beiden Begleiter wussten genau Bescheid über die Bedeutung dieser heutzutage umstrittenen Armbewegung.“

Ist schon eine Sauerei, ein jüdisch-imperialistisches Aggressorenkomplott vermutlich, was heutzutage alles als „umstrittene Armbewegung“ gilt. Zum Glück wissen die Nordkoreaner laut Bogner zu schätzen, dass der Gröaz (der größte Antiimperialist aller Zeiten) Adolf Hitler gegen die „amerikanischen Imperialisten“ kämpfte, weswegen „Deutschland und Österreich (in Nordkorea, Anm.) Sympathien genießen“

Fassen wir mal zusammen: Das Land Kärnten stellt eine seiner Gallerien einem Mann zur Verfügung, der für eine der schrecklichsten und gefährlichsten Diktaturen der Welt die Propagandatrommel rührt, dies mit einer Überdosis Antisemitismus garniert und dazu noch die Nordkoreaner als Nazi-Gesinnungsfreunde halluziniert und vereinnahmt. Der für das Landhaus verantwortliche BZÖ-Landtagspräsident Josef Lobnig stellt dem eingebräunten Antiimperialisten nicht nur Räumlichkeiten des Landes Kärnten zur Verfügung, er springt Bogner auch ideologisch zur Seite und faselt (besoffen?): „Bogner versucht zu dokumentieren, dass diese Lügenpropaganda nicht stimmt, dass das Land frei ist, dass die Menschen dort nicht in Armut leben und ihre Kultur leben dürfen.“ Nachdem ein großer medialer Wirbel losgebrochen ist, zieht sich Lobnig nun auf „die Freiheit der Kunst“ zurück und will den Inhalt der Ausstellung plötzlich nicht mehr kommentieren (nachdem er wohl parteiintern wegen Verherrlichung eines kommunistischen Regimes ein paar auf die Fresse gekriegt hat, vermute ich).

Wer zum Henker ist aber dieser Wolfgang Bogner, und könnte es sein, dass hier ein gerissener Künstler mit bösestem Humor eine Riesen-Medienverarsche abzieht und die Kärntner Politiker als die Schafe, die sie sind, entlarvt? Nein, das ist leider nicht der Fall. Ich zitiere mal ein bisschen aus seiner Homepage (oder ist es doch eine „Heimatseite„?):  Vom kubanischen Kulturministerium eingeladen verbrachte der Villacher Fotokünstler und Schriftsteller im Winter 2008/9 einige Monate auf der Karibikinsel. (…) Auch mehrere Lesungen seiner ins Spanische übersetzten Texte hielt Bogner, u.a. im großen Teatro Heredia in Santiago de Cuba. Besonders beliebt waren im Kommunistenstaat Kuba seine zeitkritisch-ironischen Essays, die westliche Konsumgesellschaft aufs Korn nehmend. Neben vielfachen regionalen Radio- und Fernseh-Interviews hat auch das nationale kubanische TV zwei Kurzberichte ausgestrahlt. Mehr als einen Monat hat Wolfgang Bogner auch auf dem Land gelebt, in einfachen Holzhäusern ohne Fließwasser, mit Ochsen, Pferden und Hühnern, gekocht mit offenem Feuer, geschlafen unter einem Moskitonetz…

Wundert es einen, dass ein Typ, der Fließwasser, motorisierten Verkehr und Elektifizierung offensichtlich als Auswüchse der „westlichen Konsumgesellschaft“ verachtet, in Nordkorea, diesem Kuba hoch zwei, seinen Himmel auf Erden fand? An Kuba wird ihn wohl ein wenig gestört  haben, dass es nicht ganz so „ausländer- und asylantenfrei“ ist wie die asiatische Volksrepublik. Dafür gab es als Ausgleich Moskitonetzromantik.

Aufschlussreich finde ich dieses Gedicht von Bogner, nach dessen Lektüre bitte jeder meiner Leser sein eigenes Urteil über den Geisteszustand des Verfassers fällen sollte:

Leichter Sinn,
sinniert Chrissinne leicht besinnlich,
sei nicht Leichtsinn, keinesfalls,
Besinnung auf die Sinne,
leicht, grazil, leichtflügelig,
sinnt Chrissinne hehren Sinnes weiter,
neue, leichte Sinneswege zu ersinnen,
einer Leichtigkeit der freien Sinne
sinnvoll zu besinnen sich,
vorzusinnen anstatt nachzusinnen,
hellzusinnen anstatt trübzusinnen
schaffe weite Sinnesräume,
überweite Sinnesträume,
übersinnt Chrissinne,
sinnlich sehr in ihrem Sinnen!
Leicht sinnig sei nicht leichtsinnig,
welch sinnlose Unsinne, Stumpfsinne,
erregt sie sich, Chrissinne,
federleicht, gedankenleicht,
in gleitender Besinnlichkeit
sich zu entsinnen
der schwingend leichten Sinnesfreuden,
aus dem Tiefsinn aufzuschweben
in die endlos hohen Sinneswelten
hoch empor zur klaren Leicht-Sinnigkeit,
zeuge nie gesehene Sinnesreiche,
versinnt verzückt in diesem Sinne,
die weise Chrissinne.

Ok, der Mann ist Künstler, und wohl keiner von der Sorte, die ein Nichtsnutzsasein bloß mit dieser Berufsbezeichnung tarnen wollen, denn Bogner ist immerhin in einigen öffentlichen Kunstsammlungen vertreten (Bundeskanzleramt/Artothek des Bundes; Museum Moderner Kunst Kärnten; Städte Klagenfurt, Traun, Wels, Villach; Gem. Aschach/D.; Städte Rom, Urbania, Borgo Pace, Gradisca d’Isonzo; Il Fotogramma/Rom, Le Venezie/Treviso). Kunst und ganz ganz üble politische Ansichten schließen einander bekanntlich nicht aus, wobei ich kein Kunstkritiker bin und mir daher kein Urteil über die Qualität seines Werks anmaße (außer, dass das zitierte Gedicht Scheiße zum Quadrat ist). Nur eines ist klar: Bogner gehört nicht zu den Großen des Kunstbetriebs,  seine Abhängigkeit von öffentlichen Sammlungen spricht auch nicht dafür, dass hier ein Genie am Werk ist.

Und Bogner hat sich als widerlicher Antisemit und Hasser des Westens geoutet, bei dem sogar die Spinner von der Antiimperialistischen Koordination noch was lernen könnten. Von mir aus soll er als Künstler Narrenfreiheit genießen, doch dass er Atomwaffentechnologieproliferanten und Riesengulags wie Nordkorea mit Unterstützung des österreichischen Steuerzahlers glorifizieren darf, ist einer der größten Skandale, die der hiesige Kulturbetrieb je hervorgebracht hat. Wenn Bogner schon eine Ausstellung über die von den bösen amerikanischen Judenimperialisten drangsalierten reinrassigen Edelmenschen des nordkoreanischen Terrorstaates machen will, soll er dies bei seinem Stammwirten tun und bitte nicht in einem dem Land Kärnten gehörenden Gebäude!