Jetzt ist er einen unschönen Tod gestorben, der Gaddafi. Nicht kämpfend, wie er vorher großspurig angekündigt hatte, sondern um sein Leben wimmernd in den Händen eines Lynchmobs. Diesen Abgang hat er sich redlich verdient, der Herr Massenmörder, Terrorismusfinancier, Krankenschwesterneinkerkerer und Erpresser. Schade irgendwie, dass das Jörg Haider nicht mehr miterleben durfte, aber gibt ja noch mehr als genug andere Tyrannenversteher und Diktatorenfans die, wie schon im Fall Saddam Husseins, nun bittere Tränen vergießen, weil schon wieder eines ihrer Idole aus dem Genpool entfernt wurde. Ich will jetzt gar nicht darüber spekulieren, wie es in Libyen weitergehen wird, was von der Erklärung des Übergangsrates, die Scharia zur Gesetzesgrundlage machen zu wollen, zu halten ist und was man dem libyschen Volk wünschen sollte und was nicht (außerdem hat ja schon Gaddafi selbst die Scharia als Rechtsgrundlage verwendet).
Ich will vielmehr ein Lob an die NATO aussprechen. Und an die EU. Man hat mit der Vernichtung Gaddafis, die maßgeblich durch europäischen militärischen Einsatz möglich wurde, gezeigt, dass der alte Kontinent doch noch nicht völlig verweichlicht und endlos korrumpierbar ist und dass man auch mal Ernst machen kann, so man denn will. Und dass man zwar lange gute Miene zum bösen Spiel macht, aber jede Untat und jeden feindlichen Akt fein säuberlich in ein Schwarzes Buch schreibt und am Ende des Tages die Rechnung präsentiert. Gaddafi war schon nach Lockerbie ein toter Mann, nach der Unterstützung der IRA, nach den Anschlägen in Deutschland und nach der Geiselnahme von bulgarischer Krankenschwestern und schweizer Geschäftsleuten. Er wusste es nur nicht. Er ließ sich einlullen von Staatsempfängen, die man ihm bereitete, von 200 italienischen Studentinnen, die man ihm in sein Zelt schickte, von Handschlägen und Pressefotos. Er hatte keinen Schimmer, dass die USA, aber stärker noch Europa nur auf eine Gelegenheit warteten, ihm seine Verbrechen und Provokationen heimzuzahlen, und zwar in der einzigen Münze, die er und seinesgleichen verstehen, nämlich mit blanker Gewalt.
War also das Gaddafi-Schmusen von europäischen Spitzenpolitikern nur Show? Nein, man war sehr wohl an guten Geschäftsbeziehungen interessiert und hat deswegen Muammars Bauch gestreichelt, aber man hat halt gelernt, dass mit dem Mann keine seriösen Geschäfte, seien diese politischer oder wirtschaftlicher Natur, zu machen sind. Und man hat sich alles gemerkt, was der Kerl verbrochen hat und kam zum Schluss, dass eine Welt ohne ihn eine wahrscheinlich bessere sein würde.
Was ich doch sehr hoffe ist, das sich Bashar al-Assad, Ali Khamenei und Konsorten sich die Videos von Gaddafis Ende angucken und sich vor Angst in die Hosen scheißen. Sic semper tyrannis, meine Herren, und auch eure Zeit wird kommen! Es warten kuschelige Zellen in Den Haag oder auch, je nach Wunsch, der Galgenstrick, der Bauchschuss oder das Exil in irgendeiner Wüste. Wie auch immer man zu den libyschen Rebellen stehen mag, sie haben bewiesen, dass kein Diktator so fest im Sattel sitzt, dass man ihn nicht stürzen könnte.