Schlagwort: Medizin

Geistheilerstunde im ORF

Der mit Zwangsgebühren finanzierte Österreichische Rundfunk hat einen Bildungsauftrag, dem er neuerdings auf besonders bizarre Weise nachkommt. In der Sendung „Frühlingszeit“ darf täglich ein Dr. Fritz Roithinger seinen esoterischen Dünnpfiff verbreiten. Als wäre es die normalste Sache der Welt, lässt man diesen Tiroler Impfgegner, Natursektschlürfer und Geistheiler daherfabulieren, dass jedem vernünftig denkenden Menschen die Schädeldecke platzt. Roithinger ist keineswegs der harmlose nette Arzt, der ergänzend zur echten Medizin auch ein bisserl mit Alternativheilkunde experimentiert. Nein, der Mann ist schon ein schwereres Esoterikkaliber. Dem Nazi und Patiententotschläger Geerd Ryke Hamer attestiert er zum Beispiel „richtige Grundgedanken“.  Er ließ sich von der amerikanischen Physikerin (!) und „Geistheilerin“ Barbara Ann Brennan „schulen“ und glaubt an „Schutzengel“, Reinkarnation und „geistige Führer“. Das darf er ja auch, aber er sollte diesen Quatsch bitte nicht in einem öffentlich rechtlichen Sender verbreiten!

Ein paar seiner „geistreichen“ Wortspenden, die uns der ORF da andreht:

„Krankheit entsteht nur dann, wenn wir unseren Vorstellungen, unseren Lebensvorstellungen, mit denen wir in die Welt gekommen sind, zuwider handeln“

„Die Krankheit will dir ja nur sagen: Ernähre dich anders“

„Krankheit ist ein Geschenk der Natur, um unsere Erkenntnis zu verändern, dass wir endlich ein neues Bewusstsein bekommen, dass wir endlich beginnen, unseren Körper zu achten und ihn als Gefäß des Geistes zu betrachten“

und besonders schön:

„Bevor wir diese irdische Bühne betreten, besprechen wir uns ja noch mit unseren geistigen Führern über unser Lebenskonzept, über unseren Lebensplan“.

Tja, liebe leukämiekranke Kleinkinder, da habt ihr es! Hättet ihr nicht so maßlos gefressen und gesoffen und geraucht und euren Lebensvorstellungen zuwider gehandelt, wärt ihr gesund geblieben, statt das Geschenk der Krankheit zu empfangen. Ihr hättet halt auf euren „geistigen Führer“ hören sollen, mit dem ihr vor eurer Geburt so gerne gequatscht habt.

Ich verlange von einer Weichspülsendung wie „Frühlingszeit“ ja gar keine wissenschaftlichen Abhandlungen, aber diese Art der Volksverblödung ist empörend. Mit unser aller Gebühren macht der ORF hier Werbung für „Alternativmedizin“ hart an der Grenze zur Scharlatanerie und unterstützt die gegenaufklärerische Paranoia vor moderner Medizin, Impfungen und lebensrettenden Behandlungen. Wer zuviel Geld hat, der kann es natürlich zu Figuren wie diesem Dr. Roithinger tragen, eine Bühne im Österreichischen Rundfunk sollten urintrinkende Geistheiler aber nicht haben.

Barbarei? Nicht mitmachen hilft!

Saudische Gerichte ärgern sich neuerdings mit renitenten Medizinern herum, die sich auf Shaitan komm raus weigern, Verurteilten die Augen auszustechen oder die Wirbelsäule zu brechen. Merke: Die Barbarei hat´s deutlich schwerer, wenn sie keine willfährigen Mittäter findet. Ja, das ist keine neue Erkenntnis, aber gerade wenn man an die Heerscharen von Ärzten denkte, die unter dem Kretin Hitler begeistert auf Hippokrates pfiffen und zu Henchmen des Massenmörderregimes wurden, sei es mir gestattet, den saudischen Medizinmännern zu ihrer Haltung zu gratulieren. Das Beispiel zeigt: Jeder Einzelne kann den Unterschied zwischen Zivilisation und Barbarentum ausmachen, das Rausreden auf „Strömungen“, Trends und Gesetze gilt nicht. Wenn sich nur genügend Menschen dem Komplizentum mit staatlichen Verbrechen verweigern, sind die Unmenschen hilflos.

Und die Lahmen werden gehen…

Neues aus dem Menschen verachtenden Apartheidsstaat: Die israelische Firma ARGO Medical Technologies Ltd. hat ein Exoskelett entwickelt, mit dessen Hilfe von der Hüfte abwärts gelähmte Menschen wieder gehen können. „ReWalk“ ermöglicht es Querschnittgelähmten, endlich aus ihren Rollstühlen aufzustehen, sich aufrecht zu bewegen, Stiegen zu steigen, ja sogar ein Auto zu lenken. Das bringt den Benutzern des Geräts nicht nur eine Fülle medizinischer Vorteile (Wundsitzen wird vermieden, das Osteoperoserisiko dramatisch gesenkt, der Verdauungstrakt kommt ebenso wie der Kreislauf in Schwung, sogar gelähmte Gliedmaßen können wieder durch Bewegung trainiert werden etc), sondern gibt ihnen etwas noch viel Wichtigeres zurück: Würde und Selbstbewusstsein! Gesunde mögen sich das nicht vorstellen können, aber es ist entwürdigend und ein brutaler Schlag gegen das Selbstwertgefühl, wenn man sich wortwörtlich nicht mehr auf Augenhöhe mit nicht behindertern Menschen bewegen kann. Wenn jede Treppe zum unüberwindbaren Hindernis wird. Wenn die simpelsten und intimsten täglichen Verrichtungen größter Anstrengung bedürfen oder ohne fremde Hilfe gar nicht mehr möglich sind. Der Wert von ReWalk für das körperliche und seelische Wohlbefinden von Gelähmten kann also gar nicht hoch genug eingestuft werden. Seit drei Jahren wird der Apparat intensiv getestet, jetzt wird es aber bald soweit sein: Noch heuer soll die revolutionäre Gehhilfe auf den Markt kommen, zu einem kolporierten Preis von rund 16.000 Euro. Das ist ein schöner Batzen Geld, aber die Summe relativiert sich, wenn man die Kosten berücksichtigt, die ansonsten auf einen an den Rollstuhl gefesselten Menschen zukommen, von der Pflege bis hin zum Umbau der Wohnung. Bleibt zu hoffen, dass die Forschung weitergeht und es demnächst auch Hoffnung für jene Leute gibt, die von ReWalk noch nicht profitieren können, weil ihre Form der Lähmung auch die Hände beeinträchtigt – wie es etwa beim Erfinder von ReWalk und Chef von ARGO Medical Technologies Ltd., Dr. Amit Goffer, der Fall ist.