Schlagwort: Rassismus

Willkommen im Schlachthaus

Die österreichischen Wählerinnen und Wähler haben sich trotz eines ordentlichen Wirtschaftswachstums, eines sich erholenden Arbeitsmarktes und einer Lebensqualität, die in wenigen Staaten der Erde höher ist, für einen radikalen Wechsel entschieden. Halt, nein, das ist schon wieder dieselbe Propaganda, mit der die ÖVP unter Sebastian Kurz die Wahlen gewinnen konnte. „Wechsel“, „Veränderung“ – Wechsel und Veränderung mit einer Partei, die seit 30 Jahren ununterbrochen regiert? Die Leute haben es gefressen. Ein Wechsel wird durchaus kommen, denn ÖVP, FPÖ und Neos haben zusammen die Zweidrittelmehrheit und können aus Österreich jetzt machen, was sie wollen, doch wird es eher eine Rolle rückwärts sein, eine konservative Revolution, denn das ist das paradoxe Wesen rechter Revolten: Man will, das alles anders wird, weil man sich vor Veränderungen fürchtet. Das Andere, das man anstrebt, ist ein mystisches Gestern, eine erträumte Vergangenheit, in der man selber noch jünger war und alles seine Ordnung gehabt zu haben schien. Die Veränderungen, die man fürchtet, haben Gesichter, und zwar dunklere, schwarze gar, und die Veränderung, die man wünscht, ist das Auslöschen der dunklen Gesichter. Ob durch Abschiebung oder extremere Methoden interessiert die Angsthasen nicht. „Weg mit denen!“ wird gerufen.

ÖVP, FPÖ und Neos werden nicht nur dank ihrer bequemen Mehrheit ungestört regieren können, sondern auch wegen der starken Sehnsucht nach ethnischer und kultureller Säuberung im Lande. Wo die Massen verinnerlicht haben, dass an allem „die Fremden“ schuld sind und, so verkündet es die rechte Propaganda und so glauben es viele, die „Linken“, die die „Fremden“ erst ins Land gelassen hätten, werden diese auch an den sozialpolitischen Schweinereien, die da kommen, die Schuld zugeschoben kriegen. Rentenkürzungen, geschlossene Krankenhäuser, hungernde Sozialhilfebezieherinnen, explodierende Obdachlosigkeit, Zwangsarbeit und Knast, irgendwann auch Krieg – sind an allem die „Fremden“ schuld. „Tut uns leid“, wird Kurz sagen, „aber ich muss euch weh tun, um den Fremden noch viel mehr weh tun zu können“. Diejenigen, denen man weh tun wird, werden nicken und sagen: „Schlagt uns, aber bitte schlagt die Fremden, die mit den dunklen Gesichtern, noch härter!“.

Es wäre schön, handelte dieser Blogeintrag nur von Österreich. Leider passiert das, was hierzulande geschieht, auf der ganzen Welt. Überall wählen die Bevölkerungen einen Scheißdreck zusammen, als wäre auf irgendeiner Vollversammlung aller Bewohner des Planeten beschlossen worden, Scheiße sei von nun an Gold und Gold Scheiße. Hat das eine materielle Basis? Natürlich. Es ist die Kombination aus einem ungeheuren technischen Wandel, der immer rascher althergebrachte Fähigkeiten entwertet, und dem globalen Charakter des Kapitalismus. Selbst in chinesischen Fabriken, wo tausende Menschen dicht an dicht in riesigen Hallen sitzen und Smartphones zusammenschrauben, weiß man oder ahnt es wenigstens, dass das bald Maschinen erledigen werden. Und sogar Berufe in westlichen kapitalistischen Zentren, die als sicher galten, sind es nicht mehr. Software und Robotik werden in Bereiche vordringen und dort Menschen überflüssig machen, von denen man es sich heute noch gar nicht vorstellen kann. Und als zwar ständig verdrängtes, aber immer lauter werdendes Hintergrundgeräusch hören alle das Toben der Stürme und das Krachen der abbrechenden Eisberge, die davon künden, wie rasch große Teile dieser Welt unbewohnbar werden, da sich das Klima schneller ändert, als es selbst pessimistische Wissenschaftler vorhergesagt haben.

In diesen Vorkrisen der ganz großen Krise, die gerade entsteht, haben Staaten wie auch die gesamte Menschheit innerhalb des kapitalistischen Systems nicht viele Möglichkeiten. Eine Möglichkeit wäre, die entstandenen und noch wachsenden Oligopole so zu besteuern, dass damit das Überleben der ökonomisch überflüssig gewordenen Menschen, die ihre Arbeitskraft nicht mehr verkaufen können, finanziert wird. Neue globale Verträge müssten neben Handelserleichterungen Maßnahmen beinhalten, mit denen ein Ausgleich zwischen den Gewinnern und Verlierern des rasanten Wandels geschaffen werden kann. Und man bräuchte Pläne, wie man das Überleben jener Hunderter Millionen gewährleistet, die sich wegen des Klimawandels bald nicht mehr ernähren werden können. Eine Zeit lang probierte man, in diese Richtung immerhin zu denken und erste Verträge auszuarbeiten. Doch gibt es eine für entscheidende Kapitalfraktionen viel bequemere „Lösung“: Autoritäres Regieren bei gleichzeitigem Aufhetzen der Bevölkerungen gegen Sündenböcke. Arbeitslosigkeit wird „bekämpft“, indem man Armut kriminalisiert und die vom Kapitalismus ausgeschiedenen verrecken lässt, nachdem man erfolgreich die Mär von der Eigenverantwortung in möglichst viele Köpfe gepflanzt hat. Da das nicht mit großen Massen geht, wird man zunächst Minderheiten drangsalieren und Vertretern der Mehrheitsbevölkerung die Chance geben, als vom Staat bezahlte Schläger, vielleicht auch Mörder ihr Einkommen zu haben. Auf jeden Fall wird man Minderheiten ethnischer, sexueller, politischer oder gesundheitlicher Natur für alles Schlechte, das da kommt, verantwortlich machen. Freiheiten, wie sie im Experiment des liberalen bürgerlichen Staates als selbstverständlich missverstanden wurden, werden wieder einkassiert werden. Massiv gefördert werden hingegen Wahnvorstellungen aller Art, seien diese religiös, esoterisch oder rassistisch, denn nur Bevölkerungen im Massenwahn werden ein System aufrechtzuerhalten bereit sein, das in sich wahnhaft und widersprüchlich ist. Die ideologische Konditionierung ist bereits weit fortgeschritten und die Menschenschlachthäuser, die in anderen Teilen der Welt bereits arbeiten, könnten auch „bei uns“ bald wiedereröffnet werden.

Wie Rassenwahn zur „Meinung“ wurde

Was von „Bild“ zu Sigmar Gabriel, von Alice Schwarzer zu Frauke Petry, von „FAZ“ zum Stammtisch in der Eckkneipe, also von deutschem Mund zu deutschem Ohr ging, dass nämlich die Kölner Polizei zu Silvester ganz hervorragende Arbeit verrichtet habe und es schon in Ordnung sei, „Nordafrikaner“ als „Nafris“ sprachlich verächtlich zu machen, endet nun, wie es von Anfang an anzunehmen war: Weder waren die nach ihrem Aussehen kontrollierten Personen sämtlich oder auch nur überwiegend „Nordafrikaner“, noch  gibt es Hinweise darauf, es wären dieselben Personen gewesen, die vor einem Jahr vor dem Kölner Bahnhof Radau machten und Frauen belästigten. Ein Rätsel konnte die deutsche Polizei bislang aber noch nicht lösen, was nicht verwunderlich ist, da es ein sehr schwieriges Rätsel ist: Warum sind rund 2000 meist junge Leute, die meisten davon Geflüchtete oder Menschen ohne Ariernachweis, zu Silvester nach Köln gefahren? Die Kölner Cops wollen hierzu eine Arbeitsgruppe einrichten, in der die feinsten Gehirne, die die Sicherheitskräfte zu bieten haben, über jenes seltsame Phänomen grübeln werden, für das  avantgardistische Sozialwissenschaftler den Begriff „Tourismus“ geprägt haben. Dass Menschen, die in kleinen Ortschaften ein tristes Leben fristen, einmal im Jahr woanders hinfahren, um der Beengtheit ihrer Existenz temporär zu entrinnen, ist ja eine völlig neuartige Mode.

Dass die Polizei nun langsam zugibt, ohne andere Grundlagen als rassistische Ängste und Vorurteile und somit grundgesetzwidrig gehandelt zu haben, wird den Marsch der Volksgemeinschaft in  Richtung Zivilisationsbruch 2.0 so wenig verlangsamen wie er diejenigen zum Verstummen bringen wird, die den Takt dazu trommeln. Von moralisch völlig verkommenen Subjekten darf man auch nicht erwarten, sie würden sich hinstellen und sagen: „Ja, ich habe Scheiße geredet/geschrieben, dafür bitte ich um Verzeihung“. Sie werden ihre Scheiße weiter verbreiten und ihren Rassismus weiterhin zu rationalisieren versuchen. Sie werden auch in Hinkunft den verbrecherischen Grundcharakter des Systems, mit dem sie sich arrangiert haben, auf andere projizieren und damit jeden ernsthaften Versuch, über Islam und Patriachat zu reden, erschweren oder verunmöglichen, weil die etwas Sensibleren und mit Gewissen Ausgestatteten eher ungern einen Diskurs führen, der zusehends von Nazis und Neofaschisten bestimmt wird. Wozu auch debattieren? Es ist doch schon lange klar, dass das Gerede über die angeblich „abgehobenen linken Eliten“, die endlich mal auf „das Volk“ hören müssten und „mit denen reden“ sollten, nichts anderes ist als die Aufforderung zur bedingungslosen Kapitulation vor der Barbarei, die sich selbst als Empfinden des „Volkes“ sieht und oft genug auch ist. Wer das nicht glaubt, soll halt mal schauen, wie so ein „Reden mit dem Volk“ ausgeht, wobei unter „Volk“ hier immer nur die rechtsextremen Schreihälse zu verstehen sind. Solche „Dialoge“ überzeugten nie die Rechten vom Irrsinn ihrer Haltungen, sondern schwemmten deren Irrsinn in die Politik und in die Parlamente, wo er in Gesetzesform gegossen wurde und wird. Fast die gesamte politische Klasse Deutschlands von der CSU bis zur Linkspartei ist der Ansicht, rechtsextreme Haltungen würden legitimer werden, je mehr Menschen sie einnehmen und dass die Wahnvorstellung, das edle deutsche Volk würde durch ein paar Menschen anderer Hautfarbe schwer bedrängt und dem Untergang preisgegeben, eine akzeptable oder wenigstens diskutable Ansicht sei.

Geile Araber im Frauenparadies

Nachdem in der Silvesternacht in Köln mehrere Dutzend Frauen bei organisierten Taschendiebstählen und durch enthemmte Männergruppen sexuell gedemütigt wurden, glänzten Polizei, Journalistinnen, Medien und Politiker als hervorragende Ethnologen, die sofort die im Zusammenhang überaus sinnlose Information verbreiteten, die mutmaßlichen Täter seien „Nordafrikaner oder Araber“ gewesen. Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) blies zum Halali und großkotzte in Pressemikrofone: „Wir nehmen es nicht hin, dass sich nordafrikanische Männergruppen organisieren, um wehrlose Frauen mit dreisten sexuellen Attacken zu erniedrigen.“ Zu dem Zeitpunkt war weder bekannt, ob die Angriffe organisiert gewesen waren, noch ob die sexuelle Erniedrigung deren Hauptzweck gewesen war und schon gar nicht war sicher, dass es sich bei den mutmaßlichen Tätern tatsächlich um „Nordafrikaner“ gehandelt hatte. Nach der Maxime, dass den Letzten die Hunde beißen und es besser ist, der Meute voran zu laufen als von ihr gehetzt zu werden, gab sich die gesamte deutschsprachige Politik- und Medienszene unter Verzicht auf Unschuldsvermutung und Recherche der lüsternen Fantasie hin, 1.000 Männer aus dem Morgenland hätten deutsche Mädels gejagt. Obwohl die Polizei bald klarstellte, dass von 1.000 Tätern keine Rede sein könne, sondern es sich um ein paar Dutzend Taschendiebe gehandelt habe, die die sexuelle Belästigung als Trick anwandten, um ihre Opfer vom Diebstahl abzulenken, hält sich das einmal in die Köpfe gebrachte Narrativ vom muselmanischen Massenvergewaltiger bis heute. Ein Narrativ, das offenbar so sehr die Projektionsbedürfnisse befriedigt, dass jeder Mensch, der eine differenzierte Betrachtung einmahnt, wütend angesprungen und mindestens als „Täterschützer“ verleumdet wird.

In einem Rechtsstaat ist es wenigstens theoretisch so, dass für eine Tat der Täter individuell bestraft wird. Nicht seine Cousins, nicht seine Oma, nur er. Eine, die dieses rechtsstaatliche Procedere für überflüssig hält, ist Alice Schwarzer. Für die ehemalige Feministin ist klar: Das waren 1.000 Täter, und die waren alle Muslime und lauter Flüchtlinge oder Migranten. Und die hätten viele böse Sachen mitgebracht aus dem finsteren Orient: „Mit dem blauäugigen Import von Männergewalt, Sexismus und Antisemitismus gefährden wir nicht nur unsere Sicherheit und Werte; wir tun auch diesen verrohten jungen Männern unrecht, die ja nicht als Täter geboren sind. Sie sind geprägt von den Erfahrungen eines traditionell gewalttätigen Patriarchats innerhalb der Familie sowie der Bürgerkriege auf den Straßen, was sie zu Tätern wie Opfer gemacht hat. Wenn wir sie nun aufnehmen, haben sie auch das Recht darauf, eine Chance zu bekommen: die Chance, anständige Menschen zu werden. Was auch heißt: die Pflicht zur Integration.“

Man stelle sich vor! Bringen diese unanständigen Menschen doch tatsächlich Männergewalt, Sexismus und gar Antisemitismus nach Deutschland! Lauter Dinge, die es in Deutschland zuvor nie gegeben hat. Okay, da war vielleicht dieser eine antisemitische Ausrutscher, vor Ewigkeiten mal, als ein Österreicher die armen Deutschen gezwungen hatte, Nazis zu werden und sechs Millionen Juden zu ermorden, aber das wurde doch gründlichst aufgearbeitet. Nur mehr jeder dritte Deutsche ist laut Umfragen noch antisemitisch, also quasi gar keiner. Und Sexismus und Männergewalt? In Deutschland seit Jahrzehnten unbekannt. Gerade auch in Köln wurde nie eine Frau Opfer von besoffenen Karnevalgrapschern, niemals. Vergewaltigung in der Ehe war ein so unbekanntes Phänomen, dass sie in diesem nicht sexistischen Frauenparadies erst Anfang der 1990er Jahre unter Strafe gestellt wurde. Mit sexistischen Sujets zu werben, kam anständigen deutschen Werbeagenturen so wenig in den Sinn wie anständigen deutschen Pfaffen und Aufsehern die Vergewaltigung von Kindern und Jugendlichen in Heimen. Frauen verdienten seit jeher gleich viel wie Männer. Ein geradezu feministisches Land war dieses Deutschland, bevor die Mauren einfielen. Das ist ein wahrhaft edles hohes Ross, von dem herab die gütige Alice Schwarzer den kraushaarigen Untermenschen die Hand entgegenstreckt, um sie in den Stand anständiger Menschen zu erheben. Falls sie parieren.

Wo dermaßen viel Feminismus ist, wäre es vermessen, Banalitäten zu fordern wie eine bessere Ausbildung von Polizisten und Juristen, auf dass diese Frauen, die eine Vergewaltigung melden, nicht mehr wie teilschuldigen Dreck behandeln. Oder den Ausbau von Frauenhäusern und anderen Fluchteinrichtungen. Oder eine (Sexual)Erziehung, die Kindern die Gleichwertigkeit der Geschlechter vermittelt. Oder bessere Löhne für Berufe, in denen vor allem Frauen tätig sind, um sie unabhängiger zu machen. Lauter Firelfanz. Wirklich wichtig ist fast allen, die derzeit Kommentare schreiben, das Triebleben des muslimischen Mannes. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Hübsch ausgelagert an eine Minderheit, wie es halt Tradition ist in deutschen Landen. Was einst der böse geile Jude war, der unschuldige arische Mädchen verführte, ist nun der tumbe Muslim, der nicht anders kann als Frauen zu missbrauchen, weil er halt aus einer anderen Kultur kommt. Weil er halt anders ist irgendwie. Kein anständiger Mensch von Schwarzers Gnaden.

Sieht man sich an, wie rasant die Zivilisation erneut zum Teufel geht, wie leicht der rassistische ethnisierende Müll aus den Edelfedern fließt, bleibt nicht mehr viel übrig außer der Frage, warum das so widerstandslos passiert. Der Postnazismus trug stets die Drohung in sich, ein Pränazismus zu sein, was vor allem bis Mitte der 1980er Jahre all jene wussten und zu spüren bekamen, die zu den Opfergruppen des Nationalsozialismus gehörten und jeden Tag in Schulen und Ämtern, vor Richtern und Gerichtsgutachtern, in Psychiatrien und Gefängnissen oder einfach nur vor der Glotze bei Berichten aus Parlamenten und über das Wirtschaftsleben auf Menschen in Machtpositionen trafen, die ihre NSDAP-Parteibücher zwar unter dem Zwang amerikanischer und sowjetischer Panzer abgegeben, ihre braune Überzeugung aber nie abgestreift hatten. Heute, da auch die robustesten Hitlerjungen langsam wegsterben, zeigt sich, wie viel von der NS-Ideologie auch ohne Originalnazis weiterlebt, wie unglaubwürdig die Sonntagsreden-Bekenntnisse des „Nie Wieder“ waren und wie unzureichend Entnazifizierung und kritische Aufarbeitung. Ein paar Knöpfe am ungesunden Volksempfinden gedrückt und schon ist alles vergessen, was mal an Aufklärung vorhanden gewesen sein mag.

Teufelskreise

Es fällt nicht leicht, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn man im Fernsehen bei „Hart aber Fair“ den salafistischen Prediger Hassan Dabbagh sieht mit seinem mit Henna gefärbtem Bart und seinem Ethno-Dress und man ihm dabei zuhört, wie er verkündet, er gebe Frauen selbstverständlich nicht die Hand. Da kriegt man eine Wut und im Kopf fängt ein Film an, der all das Schreckliche, das in den vergangenen Jahrzehnten im Namen des Islam über die Welt kam, abspielt. Man sieht die einstürzenden Türme des World Trade Center, die afghanischen Fußballstadien, in denen die Taliban Frauen abschlachteten, die Galgen für Schwule im Iran, die öffentlichen Hinrichtungen in Saudi Arabien, die Massengräber aus dem algerischen Bürgerkrieg der 90er Jahre… es könnte ein sehr langer Film werden. Es gibt nichts zu deuteln: Große Teile des Islam stehen derzeit für Barbarei, Zerstörung, Unterdrückung und Tod. Und wir, wir fuchteln mit Ausschimpffingern, an denen das Blut von sechs Millionen Juden noch kaum getrocknet ist und die wir jeden Tag erneut in frische Blutlachen tunken, die von den sich immer höher stapelnden Leichenbergen stammen, die unsere Kriege, unsere Flüchtlingspolitik und unser Wirtschaftssystem weltweit hinterlassen. Politiker, die gut schlafen können, obwohl sie Schreibtischmörder sind, erklären mit ernster Mine, dass die Gräueltaten des „Islamischen Staates“ nun wirklich zu weit gingen. Es sind Politiker, die das Kopfabschneiden durch den IS ganz fürchterlich finden, aber kein Problem damit haben, wenn das Kopfabschneiden auf den Marktplätzen von Saudi Arabien stattfindet. Diese Grundverlogenheit ist es, die letztlich jede Glaubwürdigkeit des westlichen Systems zerstört. Viele junge Muslime in Europa und in den USA erkennen dies und können damit nicht mehr umgehen. Sie werden daran irre, und sie sind natürlich nicht die Einzigen. Organisationen wie der IS bieten denen dann einen Ausweg aus der Verwirrung an, ein ganz klares Gut-Böse-Schema und ganz einfache Lösungen. „Sobald die Ungläubigen alle tot sind, wird deine Seele wieder gesund sein“, lautet das Versprechen. Rechtsextreme Bewegungen und Parteien, die den Islam zum Feindbild erkoren haben, haben ein ganz ähnliches Versprechen im Gepäck. „Sobald alle Muslime abgeschoben wurden, wird es uns wieder gut gehen“. Zwischen diesen beiden Faschismen, die die Welt in einen Kulturkrieg stürzen wollen, wird der Platz immer enger, da er denen freiwillig überlassen wird. Daran sind viele schuld. Faule Politikerinnen, die es sich mit keiner Gruppe verscherzen wollen. Verblödete Antiimperialisten und „Critical Whiteness“-Aktivistinnen, für die ein Nicht-Europäer niemals faschistisch sein kann, auch dann nicht, wenn er Juden ins Gas und Frauen auf den Sklavenmarkt schicken will. Hysterische Medien, die eine verengte Negativberichterstattung betreiben. Und viele andere mehr. Derweil sorgt die Zuspitzung und Vereinfachung dafür, dass  immer mehr Muslime in Europa rassistische Ausfälle und Hass zu spüren bekommen, was wiederum bei einigen dazu führt, sich zu radikalisieren. Teufelskreise werden da geschmiedet.

Herr Zakrajsek und die Neger

Georg Zakrajsek ist ein Wiener Notar und bekennender Waffennarr. Er ist Vorsitzender des Vereins „Interessengemeinschaft Liberales Waffenrecht in Österreich“ (IWÖ) und gibt als solcher gerne Interviews, wenn eine Zeitung mal wieder nach einem besonders bizarren Statement sucht. Außerdem ist er Gastautor der Website „unzensuriert.at“, die vom ehemaligen Dritten Nationalratspräsidenten der FPÖ, Martin Graf. ins Leben gerufen wurde. Er selbst betreibt auch eine Internetseite. Auf „querschüsse.at“ schreibt Zakrejsek über Themen, die ihn bewegen. Zum Beispiel die „Neger“. Über Afrikaner hat der Jurist folgendes zu sagen: „Vor kurzem hat der Präsident Obama die Neger Afrikas um sich versammelt. Lauter Staatsoberhäupter, lauter Leute, die man vom Festbankett nahtlos nach Guantanamo hätte transportieren können. Da waren keine Unschuldigen dabei, niemand, der nicht Blut an den schwarzen Händen hätte oder sich zumindest nicht der uferlosen Korruption schuldig gemacht hat. Eine Gangsterversammlung. Und mit diesen Leuten (Mölzer hätte „Negerkonglomerat“ gesagt) wurde beraten, wie man Afrika helfen könne. Ergebnis war vorauszusehen: Milliarden an Wirtschaftshilfe aus den USA. Die anwesenden Potentaten haben in Erwartung des Dollarsegens bereits neue Konten angelegt, weil auf die alten wäre nichts mehr draufgegangen. Da ist nämlich schon die Entwicklungshilfe drauf. Die Chinesen machen es richtig. Und deswegen haben sie auch gigantische Erfolge in Afrika. Sie bauen, produzieren und errichten Straßen und andere Verkehrswege. Neger beschäftigen sie nicht. Sie haben bald erkannt, daß das nicht funktioniert. Sie haben eigene Leute, die sie mitbringen und die so arbeiten, wie sich die gelben Herren das vorstellen. Afrika wird gelb. Das ist die Farbe des Erfolges. Schwarz nicht. Und Weiß leider schon lange nicht mehr.“

Und auch das da: „Wenn man aufzählt, was in Afrika schief läuft, wenn man den längst vergangenen Kolonialismus aufwärmt, sollte man eines nicht vergessen: Afrika wird hauptsächlich von Negern bewohnt. Die morden rauben und stehlen, die vergewaltigen und metzeln Kinder und Frauen hin. Die und niemand anderer. Manchmal sind noch einige Araber dabei. Der Kolonialismus ist schon längst vorbei, die Neger hätten sich inzwischen zivilisieren können. Haben sie aber nicht getan.“

Mit Menschen, die woanders leben als in Österreich, hat´s dieser österreichische Charlton Heston minus Charisma und Aussehen generell nicht so, und wenn Menschen von woanders zu uns kommen, dann nur, um dem armen Zakrajsek die Frauen zu rauben und Krankheiten zu verbreiten:  „Auf die sind wir aber nicht vorbereitet, genau so, wie wir auf die neuen Menschen nicht vorbereitet sind. Auf die Afghanen, auf die Tschetschenen, auf die Nigerier, auf die Somalier, die Äthiopier, auf die Sudanesen, die Iraker, die Iraner, die Albaner und noch viele andere Völkerschaften, die uns nicht kennen, die wir nicht kennen, die aber deshalb zu uns kommen, weil wir sie freundlich aufnehmen, ihnen Kost, Quartier, Kleidung, Unterhaltung, Fernsehen, Internet bieten, ihnen willige Weiber offerieren und wenn diese nicht willig sind, eben tolerieren, wenn man ihnen die fremde Kultur einigermaßen drastisch beibringt.“

Auch Endlösungen haben es Herrn Zakrjsek angetan: „Da hat gerade ein Tschetschene seine Frau auf offener Straße erschossen und sich dann selbst dazu. Gegen diese finale Lösung kann man nicht sehr viel einwenden, ist aber leider eher selten.“ 

Wenn psychisch Kranke abgeknallt werden, findet Herr Zakrajsek dies „erfreulich“: „Psychiatrische Behandlung erfolgreich. So geschehen im US-Bundesstaat Philadelphia in einem psychiatrischen Krankenhaus. Ein Patient schießt plötzlich herum, tötet eine Pflegerin und verletzt einen Arzt. Dieser hat eine Waffe, schießt zurück und beendet die Geschichte. Was soll man dazu sagen? Recht erfreulich, meine ich.“

Ein interessanter Mensch, der da für das Recht auf freien Waffenbesitz streitet und für FPÖ-nahe Internetseiten schreibt. Der hat auch eine interessante Familie, was an seiner interessanten Erziehung liegen könnte. Im Jahr 2007 hat sein damals 12-jähriger Sohn laut Mitschülern mehrmals damit gedroht, eine Schusswaffe in die Schule mitzunehmen. 

Hasserfüllte Weihnachten

Aus dem Flüchtlingsauffanglager auf Lampedusa erreichen uns Bilder, die zeigen, wie weit die Barbarisierung in Europa schon wieder vorangeschritten ist. Flüchtlinge müssen sich vor den Wärtern und Wärterinnen nackt ausziehen, dann sprüht man sie mit Desinfektionsmittel ein. Das wirkt wie ein Viehtrieb, und manche Beobachter fühlen sich gar an die Behandlung von zu Vieh degradierten Menschen in Konzentrationslagern erinnert. Das goldene, vor Nächstenliebe schier überquellende Österreicherherz findet aber nichts dabei.

Kleine Zeitung: 

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Der Standard:

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Die Presse:

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Time is running out

„Liebe deinen Nächsten – für mich sind das unsere Österreicher“, hatte FPÖ-Chef Strache im Wahlkampf plakatieren lassen. Kritisierten die Kirchen diese rassistische Abwandlung eines zentralen christlichen Begriffs vor wenigen Monaten noch scharf, praktiziert die katholische Sozialorganisation Caritas nun genau das, was Strache will. Der Winter kommt und bei der Linzer Wärmestube der Caritas heißt es: Nicht-Arier müssen leider draußen bleiben. Obdachlosen aus Osteuropa wird der Zugang zu Wärme und Hilfe verwehrt. Das ist genau die Art von Legitimation, die die Rechtsextremen brauchen. Wenn sogar die Caritas rassistisch agiert, was könne dann so schlecht am Rassismus sein, werden sie sagen. Unterdessen haben die Wiener Sozialdemokraten durchgesetzt, dass die Kampierverordnung, mit deren Hilfe Obdachlose kriminalisiert werden, beibehalten wird. Der SPÖ-Sozialminister verkündet, das größte Problem unserer Gesellschaft seien „die Invalidenrentner“. Kirchen und Sozialdemokraten vereint gegen die Armen, Kranken und Überflüssigen. Es ist nur mehr eine Frage der Zeit, bis aus dem noch verschämt betriebenem Morden durch Erfrierenlassen Obdachloser, Ertrinkenlassen von Flüchtlingen und In-den-Selbstmord-Treiben Invalider ganz offenes Abschlachten wird – im Zeichen von „Nächstenliebe“ und „sozialer Gerechtigkeit“.

Völkische Beobachter

Tagelang spielten Europas Medien ohne Hemmungen Völkischer Beobachter, schrieben vom „blonden, blauäugigen Kind“, das „bei Roma gefunden“ worden sei, und wärmten die alten Hetzmärchen von den „Kinder entführenden Zigeunern“ auf. Erwartungsgemäß ist nun klar: Alles Blödsinn. Das Mädchen wurde nicht „gestohlen“, es wurde von seiner bitter armen bulgarischen Mutter gegen eine kleine Geldleistung einem befreundeten Paar überlassen. Eine Sache, die  tausende Male pro Jahr passiert. Kinderlose Griechen fahren nach Bulgarien und „adoptieren“ dort an der Bürokratie vorbei Kinder, und niemanden hat das bislang interessiert, waren es doch in aller Regel Nicht-Roma, die das machten. Aber ein Kind, das äußerlich dem Stereotyp der Nordländerin entsprach bei „schwarzen“ Eltern? Das konnte nur Entführung sein, Kindesdiebstahl, letztlich eine Art „Rassenschande“. Als die irischen Behörden durchdrehten und aus rassistischen Motiven zwei Kinder ihren Eltern wegnahmen, weil auch diese Kinder blond waren, dröhnte es im Boulevard von „Fällen in ganz Europa“ und von „Babymafia“. DNA-Tests widerlegten das zwar, aber der Schaden war schon angerichtet. Und auch wenn all die reißerischen Schlagzeilen nun Lügen gestraft sind bedeutet das für die werten Kolleginnen in den Redaktionen nicht, dass man nicht weiterhin Stories einfach erfinden könnte…

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